Septimus Heap 01 - Magyk
aus und war fest davon überzeugt, dass man euch alle gefangen genommen hätte (obwohl Galen mir versicherte, dass ihr in Sicherheit seid). Sowie es hell wurde, kam der gute Alther Besuch und brachte mir die frohe Kunde von eurer geglückten Flucht. Wie er sagt, hat er euch bei eurem Aufbruch in die Marram-Marschen zuletzt gesehen. Er bedauert es sehr, dass er euch nicht begleiten konnte.
Silas, es ist etwas geschehen. Simon ist auf dem Weg hierher verschwunden. Wir befanden uns auf dem Uferweg, der in Galens Wald führt, als ich bemerkte, dass er nicht mehr da war. Ich habe keine Ahnung, was ihm zugestoßen sein könnte. Wir sind keinen Gardisten begegnet, und niemand hat gesehen oder gehört, wie er verschwunden ist. Silas, ich mache mir große Sorgen. Vielleicht ist er in eine Falle gestürmt, die diese schrecklichen Hexen aufstellen. Wir werden uns heute auf die Suche nach ihm machen.
Die Gardisten haben Sallys Cafe in Brand gesteckt. Sie selbst ist mit knapper Not entkommen. Sie weiß auch nicht, wie sie es geschafft hat. Sie ist heute Morgen zu uns gestoßen und hat mich gebeten, mich in ihrem Namen ganz herzlich bei Marcia für den Talisman bedanken, den sie ihr gegeben hat. Wir sind ihr alle sehr dankbar. Das war sehr großzügig von Marcia.
Silas, bitte schicke die Ratte zurück und lass mich wissen, wie es euch geht.
Wir sind in Gedanken bei euch. Gruß und Kuss
eure euch liebende Sarah.
Ende der Botschaft.«
Erschöpft sackte die Ratte auf dem Fensterbrett zusammen.
»Ich könnte sterben für eine Tasse Tee«, hauchte sie.
Silas war bis ins Innerste aufgewühlt. »Ich muss zurück und Simon suchen. Wer weiß, was ihm zugestoßen ist.«
Tante Zelda versuchte, ihn zu beruhigen. Sie brachte zwei Becher mit süßem heißem Tee, einen für die Ratte und einen für Silas. Die Ratte leerte ihren Becher in einem Zug, Silas hielt seinen bedrückt in den Händen.
»Simon ist ein zäher Bursche, Dad«, sagte Nicko. »Dem ist bestimmt nichts passiert. Wahrscheinlich hat er sich nur verlaufen. Er wird längst wieder bei Mum sein.«
Silas war nicht überzeugt.
Tante Zelda schlug vor, erst einmal zu Abend zu essen, das sei das Vernünftigste, was man jetzt tun könne. Bei Tante Zeldas Abendessen vergaß man gewöhnlich seine Probleme. Sie war eine gastfreundliche Köchin, die gar nicht genug Menschen um ihren Tisch versammeln konnte, und die Gäste unterhielten sich jedes Mal prächtig. Nur das Essen selbst war nicht unbedingt nach jedermanns Geschmack. Die häufigste Beschreibung war »interessant«, wie zum Beispiel in dem Satz: »Dieser Brot- und Kohlauflauf war sehr ... interessant, Zelda. Auf die Idee wäre ich nie gekommen.« Oder: »Also, ich muss sagen, diese Erdbeermarmelade ... interessant als Soße zu aufgeschnittenem Aal.«
Silas hatte die Aufgabe, den Tisch zu decken, damit er auf andere Gedanken kam, und die Ratte wurde zum Essen eingeladen.
Tante Zelda servierte einen Frosch- und Kanincheneintopf mit zweimal gekochten Rübenköpfen, und zum Nachtisch gab es ein Kirsch- und Karottenkompott. Junge 412 langte tüchtig zu, denn gegenüber der Verpflegung bei der Jungarmee war es eine gewaltige Verbesserung. Zu Tante Zeldas Entzücken verdrückte er sogar eine zweite und dritte Portion. Noch nie hatte ein Gast bei ihr einen Nachschlag haben wollen, geschweige denn zweimal.
Nicko war froh, dass Junge 412 so viel aß, denn so entging Tante Zeldas Aufmerksamkeit, dass er seine Froschfleischstücke unter seinem Messer versteckte. Selbst wenn sie es bemerkt hätte, hätte es ihr nicht so viel ausgemacht. Außerdem gelang es ihm, ein komplettes Kaninchenohr, das er in seinem Teller gefunden hatte, an Maxie zu verfüttern, sehr zu seiner Erleichterung und Maxies Freude.
Marcia hatte von oben herunter gerufen und sich entschuldigt. Sie und Jenna könnten wegen der Botenratte nicht zum Essen kommen. Silas hielt das für eine faule Ausrede und argwöhnte, dass sie heimlich, still und leise ein paar Feinschmeckergerichte herbeizauberte.
Trotz – oder vielleicht gerade wegen – Marcias Abwesenheit verlief das Essen recht harmonisch. Die Botenratte war eine angenehme Gesellschafterin. Silas hatte es versäumt, den Sprich-Rattus-Rattus-Befehl aufzuheben, und so ließ sich die redselige Ratte über jedes Thema aus, das sie fesselte, wie etwa die Probleme mit der heutigen Rattenjugend oder den Rattenwurst-Skandal in der Kantine der Gardewächter, der die gesamte Rattenbevölkerung empört hatte, von den
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