Septimus Heap 01 - Magyk
Stelle.«
Junge 412 sah entsetzt zu, wie der Käfer auf seiner Schulter landete, zielstrebig in Richtung Hals vorrückte und das Schwert wie einen Dolch erhob.
Jenna sprang vor.
»Nein!«, schrie sie. Der Käfer drehte sich nach seiner Befreierin um. Er verstand nicht, was sie sagte, doch als sie ihre Hand über ihn legte, steckte er das Schwert in die Scheide und rollte sich gehorsam zu einer Kugel zusammen. Junge 412 ließ sich auf den Fußboden plumpsen.
Tante Zelda brachte das leere Glas, und Jenna versuchte, den Panzerkäfer hineinzuzwängen. Doch es ging nicht. Zuerst hing der linke Arm heraus, dann der rechte. Und als Jenna ihm die Arme verschränkte, musste sie feststellen, dass sich ein großer grüner Fuß aus dem Glas gestrampelt hatte. Sie drückte und quetschte, aber der Käfer wehrte sich mit aller Macht dagegen, wieder in das Glas gesperrt zu werden.
Jenna fürchtete, er könnte in Wut geraten und wieder zum Schwert greifen, doch so verzweifelt er auch um seine Freiheit kämpfte, das Schwert ließ er stecken. Die Sicherheit seiner Befreierin war sein Hauptanliegen. Und wie konnte die Befreierin sicher sein, wenn ihr Beschützer wieder im Glas war?
»Du wirst ihn draußen lassen müssen«, seufzte Tante Zelda. »Ich kenne niemanden, der einen Käfer wieder hineinbekommen hat. Manchmal habe ich das Gefühl, sie schaden mehr, als sie nützen. Aber Marcia musste ja ihren Kopf durchsetzen. Wie immer.«
»Aber was ist mit Junge 412?«, fragte Jenna. »Wird der Käfer ihn nicht wieder angreifen, wenn er draußen bleibt?«
»Nein, jetzt wo du ihn von seiner Schulter genommen hast, passiert wahrscheinlich nichts mehr.«
Junge 412 sah nicht sehr überzeugt aus. »Wahrscheinlich« war nicht ganz das Wort, das er hören wollte. »Ganz bestimmt« wäre dem, was ihm vorschwebte, näher gekommen.
Der Panzerkäfer ließ sich auf Jennas Schulter nieder. Ein paar Minuten lang beobachtete er jeden misstrauisch, doch sobald er eine Bewegung machte, legte Jenna die Hand über ihn, und er beruhigte sich wieder.
Bis etwas an der Tür kratzte.
Alle erstarrten.
Draußen kratzte etwas mit Krallen an der Tür.
Ritz ... ratz ... ritz.
Maxie winselte.
Der Panzerkäfer stand auf und zückte sein Schwert. Diesmal beruhigte Jenna ihn nicht. Der Käfer lauerte sprungbereit auf ihrer Schulter.
»Berta, sieh nach, ob es ein Freund ist«, sagte Tante Zelda ruhig. Die Ente watschelte zur Tür, legte den Kopf auf die Seite und horchte, dann miaute sie kurz.
»Es ist ein Freund«, sagte Tante Zelda. »Das kann nur der Boggart sein. Obwohl ich nicht verstehe, warum er so kratzt.«
Tante Zelda öffnete die Tür und stieß einen Schrei aus: »Boggart! Oh, Boggart!«
Der Boggart lag blutend auf der Stufe vor der Haustür.
Tante Zelda kniete sich neben ihn, und alle anderen drängten sich um sie. »Boggart, lieber Boggart. Was ist passiert?«
Der Boggart sagte nichts. Seine Augen waren geschlossen, sein Fell war stumpf und blutverklebt. Er hatte sich mit letzter Kraft zur Hütte geschleppt und war dann zu Boden gesackt.
»Oh, Boggart ... machen Sie die Augen auf, Boggart ...«, rief Tante Zelda. Er reagierte nicht. »Helft mir, ihn hochzuheben. Schnell.«
Nicko sprang vor und half ihr, den Boggart aufzurichten, doch er war schlüpfrig und schwer, und so mussten alle mit anpacken, um ihn hineinzuschaffen. Sie trugen ihn in die Küche, wobei sie versuchten, nicht auf das Blut zu achten, das auf den Boden tropfte, und hievten ihn auf den Küchentisch.
Tante Zelda legte ihm die Hand auf die Brust.
»Er atmet noch, aber schwach. Und sein Herz flattert wie ein Vogel. Er ist sehr schwach.« Sie unterdrückte einen Seufzer, schüttelte sich und gab sich einen Ruck.
»Jenna, sprich mit ihm, während ich meine Medizintruhe hole. Sprich mit ihm und lass ihn spüren, dass wir da sind. Pass auf, dass er nicht stirbt. Nicko, bring heißes Wasser aus dem Topf.«
Junge 412 half Tante Zelda beim Schleppen der Medizintruhe. Unterdessen hielt Jenna dem Boggart die feuchten und schlammigen Pfoten und sprach leise auf ihn ein. Sie konnte nur hoffen, dass sie ruhiger klang, als sie es in Wirklichkeit war.
»Mr Boggart, es ist alles in Ordnung, Mr Boggart. Sie werden bald wieder gesund. Ganz bestimmt. Können Sie mich hören, Mr Boggart? Mr Boggart? Drücken Sie meine Hand, wenn Sie mich hören können.«
Die mit Schwimmhäuten versehenen Finger drückten ganz leicht Jennas Hand.
»So ist es gut, Mr Boggart. Wir sind noch da. Sie werden
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