Septimus Heap 02 - Flyte
den weißen Boden, setzte sich darauf und grinste. »Aufsteigen, Sep.« Septimus wollte der Aufforderung nachkommen, doch ihm rutschten die Füße weg und er landete auf dem Hintern.
»Au«, stöhnte er. »Das ist ja eisglatt hier. Was ist das denn für ein Zeug, Beetle?«
»Eis«, antwortete Beetle. »Los, steig ein.«
»Eis? Aber wir haben jetzt Hochsommer. Wo sind wir hier eigentlich?«
»In den Eistunneln natürlich«, antwortete Beetle. »Was hast du denn gedacht?«
»Weiß auch nicht. In einem geheimen Raum unter der Kammer. Eistunnel? Was ist das?«
»Ich dachte, du wüsstest über die Eistunnel Bescheid. Du, als die Nummer eins unter den Lehrlingen. Mach schon, setz dich endlich.«
Auf dem Schlitten war kaum noch Platz für Septimus. Er quetschte sich hinter Beetle, da bemerkte er, dass er Wie man die dunklen Kräfte unschädlich macht auf dem Eis hatte liegen lassen. »Warte, Beetle, hier ist kein Platz mehr für Marcias Buch.«
»Dann setz dich doch einfach drauf«, erwiderte Beetle ungeduldig. »Aber Beeilung. Der alte Foxy wird jeden Moment seine spitze Nase hier hereinstecken.«
Septimus stand auf, ließ das Buch auf den Schlitten plumpsen und setzte sich darauf. Er hatte ein mulmiges Gefühl. Die Eistunnel gefielen ihm nicht. Hier unten ging ein kalter Wind, und er vernahm ein leises Wimmern und Heulen, bei dem sich ihm die Nackenhaare sträubten.
»Dann mal los«, sagte Beetle fröhlich. »Halt dich fest.« Der Schlitten schoss so schnell davon, dass Septimus fast herunterfiel, doch sie hatten noch nicht die erste Biegung erreicht, als das Zischen der Falltür den Tunnel erfüllte. Beetle riss den Schlitten herum, brachte ihn zum Stehen und klappte die Lichtbüchse zu. Septimus schob die Hand in die Tasche, um den leuchtenden Drachenring zu verbergen, und dann saßen sie reglos in der eisigen Finsternis und hielten den Atem an. Ein Lichtstrahl fiel durch die offene Falltür und schnitt in das Dunkel, und in der Luke erschien der Kopf des Obermagieschreibers. Er sah aus wie ein neumodischer Lampenschirm. Sein scharf geschnittenes Gesicht blickte nach links und nach rechts, und dann hallte seine Stimme durch den Tunnel, tiefer und eindrucksvoller, als sie in Wirklichkeit war.
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Partridge. Ich kann Beetle nirgends sehen. Was um alles in der Welt sollte er denn hier unten wollen? Heute ist kein Inspektionstag. Und wozu sollte er das Buch mitnehmen? Sie wollen doch nur die Schuld auf ihn abwälzen, dabei tragen Sie ganz allein die Verantwortung ...« Der Rest seiner Gardinenpredigt ging im Zischen der Falltür unter.
»Nichts wie raus hier!«, flüsterte Septimus.
Beetle klappte seine Lichtbüchse wieder auf, und der Schlitten setzte sich erneut in Bewegung.
Sie fuhren schnell, doch der kleine Schlitten nahm die weiten Kurven mit spielender Leichtigkeit. Nach ein paar Minuten drosselte Beetle das Tempo. Septimus, der sich krampfhaft an beiden Seiten festgehalten hatte, lockerte den Griff und spähte nach hinten.
»Wir brauchen nicht zu hetzen«, sagte Beetle. »Es ist bestimmt keiner hinter uns her. Es gibt nämlich nur einen Zauberschlitten, und auf dem sitzen wir.«
»Bist du sicher?«, fragte Septimus, der immer wieder nach hinten blickte.
»Klar. Der Schlitten gehört ja mir. Ich bin der Einzige, der hier unten Inspektionen vornimmt.«
»Und was inspizierst du?«, fragte Septimus, während sie eine längere Steigung hinaufzuckelten. »Und wozu?«
»Keine Ahnung, wozu. Das hat mir keiner gesagt. Ich komme einmal die Woche runter, drehe mit dem Schlitten eine flotte Runde und sehe nach, ob das Eis taut, ob es Sprünge hat oder sonst irgendwie beschädigt ist. Und ich kontrolliere, ob alle Falltüren noch versiegelt sind.«
»Wie? Es gibt noch mehr Falltüren?«
»Klar, jede Menge. Alle alten Häuser haben eine im Keller. Kopf runter und Luft anhalten – da kommt Hilda.« Septimus duckte sich gerade noch rechtzeitig, als ein dünner langer Nebelstreifen, der sich wie ein Korkenzieher durch den glitzernden Tunnel wand, unter lautem Gewimmer auf sie zukam. Das Eisgespenst hüllte den Schlitten ein, wirbelte um Beetle und Septimus herum und jagte ihnen eisige Schauer über den Rücken. Als Septimus sich noch tiefer duckte, hörte er Eis in seinen Haaren knistern. Ihm gefror der Atem in Nase und Mund und einen schrecklichen Augenblick lang glaubte er zu ersticken. Dann, auf einmal, war das Gespenst wieder fort, wand sich heulend an den Wänden
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