Septimus Heap 02 - Flyte
herumalbern und den man mit Fruchtblubber bespritzen konnte.
»Oh, guten Tag, Beetle«, sagte Jenna.
»Wie ... woher weißt du meinen Namen?«, stammelte Beetle verwundert.
»Ich habe ihn auf dem Fußboden gelesen«, grinste Jenna, »und mir gedacht, dass du das bist. Du siehst genauso aus, wie Sep dich beschrieben hat.«
»S... Sep hat dir von mir erzählt?« Beetle wurde rot.
»Aber natürlich. Du bist doch sein bester Freund.«
»Oh ...« Beetle wusste nicht, was er sagen sollte. Er folgte Septimus und Jenna zu der silbernen Wendeltreppe und fiel vor Überraschung fast herunter, als sie sich zu drehen begann. Bis sie oben ankamen, war ihm ganz schwindlig. Dann lieber jeden Tag runter in die Eistunnel, dachte er bei sich und taumelte hinter den beiden her. Gleich darauf blieb ihm die Spucke weg. Er stand vor der dicken lila Tür, die in Marcia Overstrands Gemächer führte. Es war nicht zu fassen: Er stand tatsächlich auf dem obersten Treppenabsatz im Zaubererturm vor der Tür der Außergewöhnlichen Zauberin. Niemand, nicht einmal der alte Foxy kam bis zum obersten Treppenabsatz ! Wenn sie die Außergewöhnliche sprechen mussten, wurden sie stets in der Großen Halle empfangen. Höher hinauf kamen sie nie.
Catchpole döste auf seinem Stuhl. Septimus schritt an ihm vorbei, und wie gewöhnlich erkannte die schwere lila Tür in ihm den Lehrling. Sie öffnete sich, und Septimus bugsierte Beetle mit einem freundlichen Klaps über die Schwelle. »Rein mit dir«, sagte er grinsend. »So nobel ist es hier nun auch wieder nicht.«
Das war es mit Sicherheit nicht. Marcias sonst so ordentlich aufgeräumtes Zimmer bot ein Bild der Verwüstung. Zertrümmerte Möbelstücke lagen auf dem Fußboden verstreut, dazwischen die Scherben zerbrochener Gläser, Teller und Vasen.
Beetle sagte nichts. Soweit er wusste, sah es in der Wohnung der Außergewöhnlichen Zauberin immer so aus, und von seinem Onkel, der drüben in den Anwanden Wohnungsräumungen durchführte, hatte er so manche Geschichte darüber gehört, wie Zauberer hausten.
»Was ist denn hier passiert?«, rief Jenna.
Septimus schluckte. Es fehlte etwas. Ein Gegenstand, der den Raum fast ein Jahr lang beherrscht hatte, war verschwunden. Und dann erkannte er, dass der Gegenstand noch da war, nur nicht mehr in einem Stück. »Der Schattenfang«, stieß er hervor, »in seine Einzelteile zerlegt. Und ... und wo ist Marcia?«
»Vielleicht hat der Schatten sie gekriegt, Sep ...«, flüsterte Jenna. »Sieh mal da!« Sie fasste Septimus am Arm und deutete auf einen Haufen lila Vorhänge, die vom Fenster gerissen waren. Der Haufen bewegte sich. »Der ... der Schatten. Er ist da drunter.«
»Nichts wie raus«, rief Septimus. Doch als sie in Richtung Tür zurückwichen, kam das Ding unter den Vorhängen schnell auf sie zu, stolperte über einen Haufen zerfetzter Kissen, knallte gegen einen Tisch und warf ihn um.
»Oh, Feuerspei, du ungezogener Drache«, stöhnte Septimus halb erschrocken, halb erleichtert. »Was hast du nur getan?«
Als Feuerspei seinen Namen hörte, kroch er unter den Vorhängen hervor. Der Drache, mittlerweile so groß wie ein kleines Pony, wedelte beim Anblick seines Herrn freudig mit dem Schwanz und kam durchs Zimmer gewatschelt, um ihn zu begrüßen.
»Sitz, Feuerspei! Sitz!«, befahl Septimus, ohne den geringsten Erfolg. Feuerspei rieb den Kopf an seinem Kittel und klopfte mit dem Schwanz so heftig auf den Boden, dass von der Erschütterung Ruß aus dem Kamin rieselte.
»Ist das dein neues Haustier, Septimus?«, fragte eine vertraute Stimme hinter der Rußwolke hervor. Alther rappelte sich vom Rost hoch und schwebte aus dem Kamin. »Ich staune. Wie hast du Marcia dazu gebracht, dass du hier einen Drachen halten darfst? Ich ziehe den Hut vor dir – jedenfalls würde ich es tun, wenn ich einen hätte. Ah, guten Tag, Prinzessin. Und auch dem jungen Mann aus dem Manuskriptorium.«
»Guten Tag, Alther«, sagte Jenna, die dankbar war, dass er, wie so oft, genau in dem Moment auftauchte, wenn man ihn brauchte. Beetle war sprachlos und brachte nur ein schwaches Lächeln zustande.
Septimus sagte nichts. Er rangelte mit Feuerspei um ein Teil des Schattenfangs, das der Drache offensichtlich zernagen wollte. Septimus entwand ihm die lange, schwarze Stange, doch der Drache schnappte sie ihm wieder weg und schlug dabei mit dem Schwanz mitten durch Althers Knie.
Alther mochte es nicht, wenn er durchquert wurde. Ihm wurde davon immer schlecht. »Du solltest
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