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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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beobachtete Marcias Schatten, und was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Der Schatten war nicht mehr das krumme, formlose Ding, das ihr seit einem Jahr durch alle Zimmer nachgegangen war. Er war nun beinahe wie ein körperliches Wesen – er stand hoch aufgerichtet neben Marcia, und seine mattgelben Augen leuchteten vor Erregung. Er wartete.
    »Ellis Crackle!«, stieß Alther hervor. Der Schatten schaute auf.
    »Machen Sie Witze, Alther?«, raunzte Marcia.
    »Ihr Schatten, Marcia. Das ist Ellis Crackle!«
    »Im Moment ist es mir völlig egal, wer der Schatten ist.« Marcia stieg rückwärts über ein zerfetztes Kissen. Das Gerippe folgte ihr klappernd. Marcia trat noch einen Schritt zurück. Das Gerippe noch einen nach vorn.
    »Um Himmels willen, Alther, jetzt wird es ernst«, sagte Marcia, und in ihrer Stimme schwang aufkommende Panik.
    »Ich weiß«, erwiderte Alther ruhig. »Es gibt nur einen Ausweg.«
    Marcia trat abermals einen Schritt zurück. Das Gerippe abermals einen Schritt vor.
    »Sie müssen es benennen«, drängte Alther, der neben Marcia schwebte.
    »Wie denn, Alther? Ich weiß ja nicht, wer es ist.«
    Aber Jenna wusste es. Beim Zusammensetzen des Skeletts hatte sie alles gründlich durchdacht. »Es ist DomDaniel«, sagte sie. »Er muss es sein.«
    Marcia blickte kurz zu Jenna hinüber. »Was sagst du?«
    Jenna sah nur Marcia an und nicht den grinsenden Schädel, der sie im Observatorium aus leeren Augenhöhlen beobachtet hatte. Sein Anblick war ihr unerträglich. »Es ... es muss DomDaniel sein. Simon hatte seinen Schädel, aber nicht seine Knochen. Aber er behauptete, er hätte das vollständige Gerippe in den Marschen gefunden. Ich habe mich gefragt, wo der Rest ist...«
    »Bist du sicher, Prinzessin?«, fragte Alther ruhig.
    »Ja«, antwortete sie. »Ja, ganz sicher.«
    Marcia zauderte. »Aber er könnte es auch nicht sein«, murmelte sie vor sich hin. »Vielleicht ist es nur ein Bluff ... ich möchte sogar wetten, dass es ein Bluff ist ... so etwas würde ihm ähnlich sehen, einen armen Seemann von seinem grässlichen Schiff dafür zu benutzen ... aber es könnte auch ein doppelter Bluff sein, und er ist es tatsächlich ... so was macht er am liebsten selbst... Oh, Alther!«
    »Vertrauen Sie Jenna. Benennen Sie ihn, Marcia, sofort!«, sagte Alther in einem belehrenden Ton, als wäre Marcia noch sein Lehrling.
    Das Skelett hatte sich Marcia fast auf Armeslänge genähert und streckte jetzt die Hand nach ihr aus. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Wenn ich es falsch benenne«, wisperte sie, »ist es um mich geschehen, Alther.«
    »Marcia, Sie haben nichts zu verlieren. Wenn es Sie berührt, ist es ohnehin um Sie geschehen.«
    Das Gerippe machte einen großen Schritt vor.
    Marcia einen entsprechenden Schritt zurück. Weiter zurück konnte sie nicht, denn sie stand mit dem Rücken an der dicken lila Tür. Sie schnippte mit den Fingern, ein lautes Klacken ertönte – zwei silberne Riegel glitten aus der Wand, und ein leises Surren verriet, dass die Tür sich selbst abschloss. Marcia lächelte grimmig. Jetzt war zumindest der übrige Zaubererturm vor möglichen Schäden durch die Platzierung geschützt. Sie lehnte sich gegen die Tür, um sich abzustützen, und dann tat sie, was getan werden musste. Ein lila Dunst aus mächtiger Magie hüllte die Außergewöhnliche Zauberin ein, brachte ihre tiefgrünen Augen zum Leuchten und ihren langen lila Mantel zum Flimmern.
    Das Gerippe setzte zum Sprung an, doch Marcia hob die Hand und rief: »Ich benenne!«
    Das Gerippe hielt abrupt inne, bedachte sie mit einem spöttischen Blick, soweit ein leerer Schädel dazu in der Lage ist, verschränkte die Arme und wippte ungeduldig mit dem Fuß. Na los, schien es zu sagen, überrasche mich, worauf wartest du?
    Marcia war verblüfft. »Alther«, sagte sie mit eindringlicher Stimme, »es weiß, was ich sagen will, und ist trotzdem kein bisschen beunruhigt. Jenna muss sich irren.«
    »Es blufft nur«, erwiderte Alther, und er klang viel zuversichtlicher, als er in Wirklichkeit war.
    Marcia war nicht überzeugt. Ein mattes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Kümmern Sie sich um Septimus, Alther. In einem Jahr und einem Tag werde ich zurück sein und mich davon überzeugen.«
    »Versprochen. Und jetzt tun Sie’s.«
    Marcia hob den Arm und zeigte auf das Gerippe. Dann holte sie tief Luft und sagte mit leiser, monotoner Stimme:
    »Hand aufs Herz. Und Aug in Aug, Dein Name ist...«
    Marcia stockte einen Moment und

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