Septimus Heap 02 - Flyte
dir wirklich das Draxx besorgen«, brummte er gereizt.
»Ich weiß«, erwiderte Septimus. Mittlerweile hatte er mit Feuerspei einen Kompromiss geschlossen. Der Drache behielt eine Hälfte der Stange und er die andere. Septimus betrachtete seine Hälfte erschrocken.
»Alther«, sagte er, »da ist etwas drin ... Es sieht aus wie ein Knochen.«
* 41 *
41. Die Platzierung
F e uerspei schnarchte laut neben dem Kamin. Alther hatte versucht, den Drachen wieder hinauf ins Lehrlingszimmer zu bringen, aber seit dem letzten Wachstumsschub war die Treppe für Feuerspei zu schmal. Zum Glück hatte Septimus die halb zernagten Überreste von Wie man die Aufzucht eines Drachen überlebt: ein praktischer Ratgeber gefunden und es geschafft, einen durchweichten Schlafhypnosezauber zu entziffern, der zu seinem Erstaunen auch tatsächlich funktioniert hatte.
Jetzt waren Jenna, Beetle und er mit einer grausigen Aufgabe beschäftigt. Sie sammelten die zerbrochenen Teile des Schattenfangs ein und zogen daraus verschiedene Knochen hervor – Menschenknochen.
»Ich dachte, wir in Nummer dreizehn machen gruselige Sachen«, sagte Beetle, »aber gegen das hier ist das ja gar nichts. Macht ihr so etwas jeden Tag, Sep?« Er nahm vorsichtig ein paar gekrümmte Teile auseinander, die von der Spitze des Schattenfangs stammten. Wie sich herausstellte, enthielten sie sämtliche Rippen eines Brustkorbes.
»Nein, nicht jeden Tag«, antwortete Septimus und zog mit angewidertem Gesicht einen langen dünnen Knochen aus einer Stange, die eine der Ecken gebildet hatte. »Aber heute ist der letzte Donnerstag im Monat, was erwartest du da?«
Beetle reichte Jenna, die die Knochen auf dem Fußboden aneinander legte, eine weitere Rippe. »Wie? Ihr macht so etwas an jedem letzten Donnerstag im ...« Er sah, dass Septimus grinste. »Sehr witzig, Sep. Fast wäre ich dir auf den Leim gegangen. Ich habe jetzt vierzehn, Prinzessin.«
»Jenna«, korrigierte ihn Jenna. »Sag einfach Jenna.«
»Oh, Verzeihung ... Jenna. Also, das sind bis jetzt vierzehn Rippen, und hier drin sind noch mehr. Seht mal, wie genau sie eingepasst sind. Die sind so gut versteckt, dass man sie nie entdeckt hätte. Nicht in tausend Jahren. So, und hier die nächste. Nummer fünfzehn.«
»Hm, reizend. Danke, Beetle.«
»Keine Ursache, Prinzessin ... äh, Jenna.«
Jenna ließ den Blick über die grausige Sammlung gleiten, die vor ihr ausgebreitet lag wie ein makaberes Puzzle. Auf Marcias bestem chinesischem Teppich war langsam ein menschliches Skelett zu erkennen, und die beiden Jungen reichten ihr weiter Knochen um Knochen.
»Wie viele hast du jetzt?«, fragte Septimus nach einer Weile.
»Nun ja«, antwortete Jenna und versuchte sich zu erinnern, was sie im Biologieunterricht in der Schule gelernt hatte, »ich habe jetzt zwei fast komplette Arme und ... äh ... acht Finger, aber noch keinen Daumen, glaube ich jedenfalls. Außerdem viele kleine Knochen, von denen ich nicht weiß, wo sie hingehören, vielleicht zum Handgelenk ... Und dann fehlt ein Bein noch komplett, und der Schädel, Gott sei Dank.«
»Aha«, rief Septimus grimmig und zog unter dem umgekippten Sofa ein langes dünnes Teil hervor. »Hier dürfte wohl das zweite Bein drin sein.«
»Richtig unheimlich«, murmelte Beetle und gab Jenna eine Reihe kleiner Knochen. Sie legte sie behutsam an die Stellen, wo sie ihres Erachtens hingehörten, dann stand sie auf und begutachtete ihr Werk. Mittlerweile hatte sie ein nahezu vollständiges Skelett ohne Kopf. Alther schwebte neben ihr. Er schimmerte leicht und sah durchsichtiger aus als sonst. Ein sicheres Zeichen, dass er sich Sorgen machte, wie Jenna wusste.
»Was ist, Onkel Alther?«, fragte sie ihn.
»Ich glaube, wir haben es hier mit einer Platzierung zu tun, Prinzessin. Und allem Anschein nach ist sie noch unvollständig, aber ich würde gern wissen, wie unvollständig sie ist.«
»Wir könnten die Knochen zählen«, schlug Jenna vor. »Aber dazu müssten wir wissen, wie viele Knochen ein Skelett hat.«
»Aber das wissen wir nicht«, sagte Septimus. »Ich jedenfalls nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte Jenna.
»Zweihundertsechs«, sagte Beetle.
»Beetle, du bist unglaublich! Aber stimmt das auch wirklich?«, fragte Septimus.
»Ja. Ich habe sie mal gezählt. Das war Teil der Prüfung, die ich ablegen musste, um die Stelle im Manuskriptorium zu bekommen. Sie gaben mir eine Minute, um mir das Skelett im Schrank anzusehen. Dann zerlegten sie es, und ich musste es
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