Septimus Heap 02 - Flyte
ältester Sohn von oben auf sie herab und war im Begriff, etwas zu tun, wovon sie ihn nicht abhalten konnte.
»Nein, Simon, ich finde, Jenna sollte ...«
Simon trat dem Pferd in die Flanken und riss an den Zügeln. Das Tier wirbelte herum, zertrampelte den Thymian, den Sarah hatte pflücken wollen, und preschte zum Gartentor hinaus und außen um den Palast herum. Sarah rannte hinterher und rief: »Simon! Simon! Komm zurück ...!«
Doch er war schon fort. Nur Staubwolken, die das Pferd aufgewirbelt hatte, schwebten noch über dem Weg.
Sarah wusste nicht, warum sie Angst bekam. Schließlich hatte ihr Sohn seine Schwester nur zu einem Ausritt mitgenommen. Was war daran nicht in Ordnung? Sie blickte sich um. Wo steckte eigentlich Septimus? Sie war sich sicher, dass sie ihn vorhin mit Jenna hatte kommen sehen. Doch er war nicht da. Sie seufzte. Sie hatte es sich nur eingebildet. Wunschdenken, mehr nicht. Wieder einmal. Sie fasste einen Entschluss. Sobald Simon und Jenna zurück waren, wollte sie zum Zaubererturm gehen und Septimus für einen Tag zu sich holen. Immerhin musste Jenna morgen zum Drachenboot reisen, und es wäre schön, wenn Septimus sie vorher noch sehen könnte. Sie würde keinen Einwand von dieser Marcia Overstrand gelten lassen. Septimus brauchte mehr Zeit für seine Schwester, und auch für sie, seine Mutter. Und wenn Simon Gelegenheit hätte, ihn besser kennen zu lernen, würden vielleicht auch diese Spannungen aufhören.
Ganz in Gedanken kniete sich Sarah hin und versuchte, von drei entlaufenen Graseidechsen beobachtet, den zertrampelten Thymian zu retten, während sie auf Jennas und Simons Rückkehr wartete.
* 5 *
5. Donner
J e nna klammerte sich an die drahtige Mähne des Rappen, als Simon über den Palastrasen galoppierte und die Graseidechsen auseinander scheuchte, die Billy Pot eben erst wieder zusammengetrieben hatte.
Jenna liebte Pferde. Sie hatte selbst eines im Stall stehen, mit dem sie jeden Tag ausritt. Sie war eine gute und beherzte Reiterin. Warum also hatte sie jetzt Angst? Weil Donner in halsbrecherischem Tempo durch das Palasttor preschte? Oder weil Simon das Pferd so brutal antrieb? An seinen schwarzen Stiefeln trug er scharfe Sporen, nicht nur der Schau wegen. Zweimal schon hatte Jenna gesehen, wie er sie dem Pferd in die Flanken stieß, und ebenso wenig gefiel ihr, wie er an den Zügeln zerrte.
Simon ritt mitten auf der Zaubererallee. Er schaute weder links noch rechts und achtete überhaupt nicht darauf, ob jemand die Straße überqueren wollte – zufällig war es in diesem Augenblick Professor Weasal Van Klampff. Nicht ahnend, dass Marcia unterwegs zu ihm war, hatte sich der Professor auf den Weg zu ihr gemacht. Er wollte ihr etwas Wichtiges mitteilen, das nicht für die erstaunlich scharfen Ohren seiner Haushälterin Una Brakket bestimmt war.
Als der Professor versonnen die Zaubererallee überquerte und in Gedanken noch einmal durchging, wie er seinen Verdacht gegen Una Brakket begründen wollte – er war sich sicher, dass sie etwas im Schilde führte –, rechnete er überhaupt nicht damit, dass er von einem vorbeidonnernden großen Rappen umgerissen werden könnte. Doch genau das geschah. Und als der Professor sich wieder aufrappelte, verstört, aber bis auf ein paar Prellungen unverletzt, konnte er sich nicht mehr entsinnen, warum er hier war. Brauchte er vielleicht noch etwas Pergament? Eine neue Schreibfeder? Oder ein Pfund Karotten? Vielleicht sogar zwei? Umringt von dem besorgten Beetle und anderen Gehilfen, die ihm aus benachbarten Geschäften und Schreibstuben zu Hilfe geeilt waren, stand der pummelige kleine Mann mit den halbmondförmigen Brillengläsern und dem struppigen grauen Bart eine Weile mitten auf der Allee, schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu erinnern, was ihn hierher geführt hatte. Ein bohrendes Gefühl in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass es etwas Wichtiges gewesen war, doch es fiel ihm nicht mehr ein. Weasal Van Klampff schüttelte ein letztes Mal den Kopf, machte kehrt und ging, nicht ohne unterwegs drei Pfund Karotten zu kaufen, wieder nach Hause.
Donner jagte weiter im gestreckten Galopp die Zaubererallee entlang, vorbei an Geschäften, Druckereien und Buchhandlungen, deren stolze Eigentümer gerade damit beschäftigt waren, Handschriften im Sonderangebot und erstklassiges Pergamentpapier auszulegen. Beim Anblick des vorbeipreschenden Rappen hielten sie kurz inne und fragten sich, was die Prinzessin wohl mit dem schwarzen Reiter
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