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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Jannit und die drei Zauberer Simon jeweils an einem Arm oder Bein packten und über die Werft zum Gefängnis trugen, einem kleinen, fensterlosen Backsteinbau neben der Ringmauer, der eine dicke Eisentür mit drei schweren, gut geölten Riegeln aufzuweisen hatte.
    »Ich weiß immer noch nicht, warum du das getan hast, Sep«, murrte Jenna.
    »Was getan?«, fragte Septimus, während er Feuerspeis geschwollene Nase streichelte.
    »Simon gerettet.«
    Septimus sah sie an, verwirrt über den ärgerlichen Ton ihrer Stimme. »Aber was hätte ich denn sonst tun sollen?«, fragte er.
    »Ihn abstürzen lassen. Ich hätte es jedenfalls getan.« Sie kickte wütend einen Stein ins Wasser.
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Aber er ist doch mein Bruder.«

* 45 *
    45.  Der Wachturm

    N i cko hatte darauf bestanden, die Maske zu tragen, denn er wollte auf keinen Fall, dass Rupert ohne ihn zum Drachenboot hinabtauchte. Jannit hatte vergeblich versucht, es ihm auszureden, da er sie nie zuvor benutzt hatte. Sie hatte diese Inspektionsmaske, wie sie sie nannte, selbst erfunden, damit sie Boote auch unter der Wasserlinie untersuchen konnte. Sie bestand aus einer ovalen, in weiches Leder eingefassten Glasscheibe, die sich eng an das Gesicht schmiegte und mit einem Lederriemen am Hinterkopf festgebunden wurde. Das Glas war dick und bruchfest. Seine dunkelgrüne Tönung behinderte die Sicht zwar etwas, aber in dem verschlammten Wasser des Burggrabens mit Brille zu tauchen war allemal besser als ohne.
    Nicko war ein guter Schwimmer. Als die Jungen noch kleiner waren, hatte Silas sie oft zu einem kleinen Sandstrand gleich hinter der Einwegbrücke mitgenommen. Dort hatte Nicko schwimmen gelernt. Aber er war nie zuvor getaucht, und als er jetzt mit Rupert den schweren Kopf des Drachenbootes mühsam vom schlammigen Grund des Burggrabens hob, hatte er das Gefühl, seine Lungen würden bersten.
    Endlich reckte Rupert die Daumen nach oben, und sie tauchten gemeinsam auf und brachten den Drachenkopf wieder an die Luft. Jannit wartete mit einer großen Schlinge aus Segeltuch, die sie rasch unter dem Kopf durchzog, damit er nicht wieder untertauchte.
    »Gut gemacht, Jungs«, sagte sie und bettete Kopf und Hals des Drachen behutsam auf ihren einzigen Perserteppich, den sie neben dem Cut als Unterlage ausgebreitet hatte.
    Jenna sah zu. Sie hatte es abgelehnt, Septimus und Feuerspei in den Zaubererturm zurück zu begleiten. Und so hatte Septimus, der ohne Navigatorin nicht fliegen wollte, den Drachen durch die Straßen geführt und überall großes Aufsehen erregt.
    Jenna kniete sich neben den schlammverschmierten Kopf des Drachen und suchte nach Lebenszeichen, aber sie fand keine. Der Kopf lag reglos da, und die Augen waren fest geschlossen. Behutsam wischte sie mit dem Saum ihres Kleides den Schlamm von den goldenen Ohren und den grünen schuppigen Augenlidern. Sie sprach zu dem Drachen, wie sie es immer getan hatte, doch er gab keine Antwort. Er blieb still.
    Jannit hockte sich hin und musterte den Kopf mit sachkundigem Blick. Zeichen von Beschädigungen waren nicht zu erkennen, aber wie sollte sie das beurteilen? War das ein Boot oder ein Lebewesen? Und wenn es ein Lebewesen war, konnte es unter Wasser atmen? Und wenn nicht, war es ertrunken? Oder war es von dem Donnerblitz getötet worden? Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht weiter.
    »Ist er ... tot?«, flüsterte Jenna.
    »Ich weiß es nicht, mein Fräulein«, antwortete Jannit, der es etwas unangenehm war, dass die Prinzessin schlammverschmiert und mit Tränen im Gesicht neben ihr kniete. »Aber wir haben ihn im Handumdrehen aus dem Wasser, wenn die Jungs die Schlinge unter dem Rumpf durchgezogen haben. Wir sehen nach, was getan werden muss, und dann tun wir es. Wir können den Rumpf so reparieren, dass er wie neu ist.«
    »Aber können Sie ihn auch dazu bringen, dass er die Augen öffnet?«, fragte Jenna.
    »Tja ... das kann ich nicht sagen«, antwortete Jannit, die nie ein Versprechen gab, wenn sie nicht mit Sicherheit wusste, dass sie es auch halten konnte.
    Aber plötzlich wusste Jenna etwas mit Sicherheit. Sie konnte nicht sagen, woher, sie wusste es einfach – der Drache lag im Sterben, und nur Tante Zelda konnte ihn retten.
    Sie stand auf. »Ich habe etwas Dringendes zu erledigen«, sagte sie. »Würden Sie bei ihm bleiben, bis ich zurück bin?«
    Jannit nickte, und Jenna eilte davon. Sie rannte über die Bootswerft, dann in den feuchten Tunnel und auf der anderen Seite wieder

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