Septimus Heap 02 - Flyte
sein. Wütend stieß er gegen die Tür, ohne Erfolg. Doch er vernahm ein ängstliches Flüstern.
»Er versucht auszubrechen ...«
»Was sollen wir tun?«
»Ist er sehr gefährlich?«
»Sei doch nicht so ein Hasenfuß, Brian.«
»Hört auf zu zanken, ihr zwei. Die Außergewöhnliche wird gleich hier sein.«
Simon grinste breit. Fein, sollte sie ruhig kommen, aber er würde nicht mehr da sein. Jetzt wusste er nämlich, wo er war.
Vor vielen Jahren hatte Jannit ihre Werft um den ehemaligen Zollkai erweitert. Das Backsteingefängnis, in das man früher betrunkene Matrosen und zwielichtige Gestalten, die in die Burg gekommen waren, gesperrt hatte, war alles, was vom alten Zollamt noch übrig war. Jannit hatte es stehen lassen, um ihr wertvolleres Werkzeug darin aufzubewahren. Es hatte noch die schwere Eisentür mit den drei Riegeln auf der Außenseite und dem großen Messingschlüssel im Schloss. Und Simon wäre jede Wette eingegangen, dass auch noch die Falltür da war, die in die Eistunnel führte.
Er kniete sich hin und begann, den Schmutz vom Boden zu kratzen, der sich im Lauf der Jahrhunderte angesammelt hatte. Erfreut stellte er fest, dass Jannit eine Schaufel dagelassen hatte, und so dauerte es nicht lange, bis er in etwa dreißig Zentimeter Tiefe auf Metall stieß.
Die versiegelte Falltür öffnete sich leicht unter seinen geübten Händen. Ein eisiger Wind schlug ihm entgegen, und Simon schlüpfte durch die Luke hinab in die Eistunnel.
Die dreizehn Zauberer – Jannit hatte die anderen zehn eilends vom Angelsteg neben der Werft zurückgeholt – umstellten soeben pflichtbewusst das Gefängnis, als Marcia in Begleitung von Sarah und Silas Heap das Gelände betrat.
Sarah und Silas hatten darauf bestanden, ihren ältesten Sohn zu sehen. Da sie nicht glauben konnten, was Marcia ihnen berichtet hatte, wollten sie persönlich mit ihm sprechen. »Zumindest«, hatte Sarah gesagt, »muss er diesmal dableiben und zuhören. Diesmal kann er nicht einfach weglaufen, wie er es sonst immer tut.«
Jannit geleitete die drei zum Gefängnis. Neben Marcia, deren lila Seidengewand sich im Wind dieses Sommerabends bauschte, wirkte ihre kleine drahtige Gestalt beinahe zwergenhaft.
»Da wären wir, Madam Marcia«, sagte sie und blieb bei den Zauberern stehen. »Er ist da drin. Wir haben ihn vor ein paar Stunden eingesperrt. Mittlerweile dürfte er wieder zu sich gekommen sein. Bei seinem Angriff auf den Drachen hat er sich eine hässliche Beule am Kopf geholt.«
»Du liebe Zeit!«, rief Sarah besorgt. »Wenn er doch nur diese Dummheiten lassen würde.«
»Das würden wir uns alle wünschen«, erwiderte Marcia streng. »Aber leider ist er über bloße Dummheiten weit hinausgegangen. Ich würde eher von bösartigen Intrigen sprechen.«
»Ach, Silas«, jammerte Sarah. »Was sollen wir nur tun?«
»Wir reden mit ihm, Sarah«, antwortete Silas beschwichtigend, »und hören uns an, was er zu sagen hat. Hör auf, dich zu quälen, wir können nichts tun. Simon ist erwachsen.«
Die beiden vor der Tür postierten Zauberer machten der Außergewöhnlichen ehrfürchtig den Weg frei. Jannit schob die Riegel zurück, drehte den schweren Messingschlüssel im Schloss und öffnete die dicke Eisentür.
»Simon!«, rief Sarah und rannte in das Gefängnis, bevor sie jemand daran hindern konnte. »Simon ... Simon?«
»Haben Sie etwa davon gewusst?«, fragte Marcia, an Jannit Maarten gewandt, die fassungslos auf die glänzende Metallklappe im Fußboden starrte.
»Nein«, antwortete Jannit knapp. Der Ton der Außergewöhnlichen gefiel ihr nicht, und noch weniger gefiel ihr, dass auf ihrer Werft jetzt noch etwas ans Licht kam, wovon sie nichts gewusst hatte.
»Was ... was ist das?«, fragte Sarah und suchte bei Silas Halt. Sie war verzweifelt. Simon war schon wieder weggelaufen.
»Nichts«, antwortete Marcia energisch. »Nichts, was Sie zu wissen brauchen. Ich möchte, dass diese Falltür mit einem Zauber versiegelt wird, jetzt sofort. Wo ist Alther?«
Alther Mella schwebte zu ihr.
»Alther, gibt es unter den Alten noch welche, die früher durch die Tunnel gewandert sind? Ich möchte, dass jede einzelne Falltür bewacht wird, bis alle Siegel überprüft sind.«
»Der Einzige«, antwortete Alther, »der dafür in Frage kommt und noch nicht völlig vertrottelt ist, bewacht die Falltür zum Zaubererturm. Ich selbst war nie da unten. Zu meiner Zeit ist niemand in die Tunnel gegangen.«
»Das sollte auch heute niemand tun, Alther. Bis auf
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