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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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lief durch seine Finger, und plötzlich verspürte er einen unwiderstehlichen Drang, sich in die Lüfte zu erheben. Er stand auf und ging zu dem kleinen Turmfenster, das auf den Palastgarten hinausging. Er sah die langen Schatten des Sommerabends und hörte die Krähen in den Bäumen krächzen, und all seine Träume vom Fliegen fielen ihm wieder ein – er stellte sich vor, wie er über den Rasen segelte, die Krähen aufscheuchte und tief über dem Fluss dahinglitt ... Nur mit Mühe konnte er sich von diesen Träumereien losreißen. Er war gerade dabei, den Charm wieder in den Lehrlingsgürtel zu stecken, wo er ihn nicht in Versuchung führen konnte, als Jenna aus der Mauer erschien.
    Er zuckte zusammen. »Jenna ...«, begann er und hielt verblüfft inne, als Tante Zelda und Wolfsjunge hinter ihr auf den Treppenabsatz traten.
    »Oh, Septimus«, rief Tante Zelda, als er sie mit offenem Mund anstarrte. »Wie schön, dich gesund und wohlauf zu sehen ... aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Folgt mir. Wir müssen schleunigst zum Drachenboot.« Sie polterte die schmale Treppe hinunter, und gleich darauf ertönte von unten ein überraschter Schrei.
    »Runter da, Feuerspei. Ja, es ist schön, auch dich wiederzusehen. Aber jetzt geh von meinem Fuß runter. Bitte!«
    Septimus brauchte Feuerspei nicht loszubinden, denn der Drache hatte den Strick bereits durchgenagt. Sie folgten Tante Zelda und Jenna durch die Pforte am Fuß des Türmchens und anschließend durch das Palasttor. Tante Zelda, die sich in den schmalen Gassen der Burg überraschend gut auskannte, legte ein flottes Tempo vor. Entgegenkommende Fußgänger blieben beim Anblick des großen Flickenzelts, das in vollem Tempo auf sie zustürmte, verblüfft stehen und drückten sich an die Wand, und wenn das Zelt zusammen mit der Prinzessin, dem Außergewöhnlichen Lehrling und einem verwildert aussehenden Jungen mit verbundenen Händen – von dem Drachen ganz zu schweigen – an ihnen vorbeirauschte, rieben sie sich ungläubig die Augen.
    Bald tauchten Tante Zelda und ihr Gefolge aus dem Tunnel auf, der unter der Ringmauer hindurch zur Werft führte. Sie wurden von Jannits Stimme empfangen, die über die umgedrehten Boote hinweg schallte. »Hievt... hievt... hievt...«
    Tante Zelda stieß einen entsetzten Schrei aus. Langsam, ganz langsam tauchte, von einer Gruppe Werftgehilfen gehoben, die rhythmisch an einem Tau zogen, der triefende, schlammbedeckte Rumpf des Drachenbootes aus dem Wasser auf. Der grüne Schwanz mit dem goldenen Stachel hing herab, während der Kopf des Drachenbootes noch neben dem Cut lag. Nicko hockte im Schneidersitz daneben und streichelte die stumpfen grünen Schuppen auf der langen Nase des Drachen.
    Rupert Gringe stand an Deck des Drachenbootes. Auch er war voller Schlamm und triefend nass, denn er war eben in den Burggraben hinabgetaucht und hatte die großen Segeltuchschlingen unter dem Kiel befestigt. Die Maske auf die Stirn geschoben, sprang er unablässig von einer Seite auf die andere und überprüfte die Taue.
    Bestürzt lief Tante Zelda über die Werft, flitzte um Taue und Anker, ausrangierte Masten und Stagen herum und setzte sich mit einem lauten Rums neben Nicko.
    »Tante Zelda?«, rief Nicko, der seinen Augen nicht traute.
    »Ja ... ich bin’s, mein Junge«, antwortete sie atemlos. Sie legte ihre Hand auf den reglosen Kopf des Drachen, ließ sie eine Weile dort ruhen und schüttelte fassungslos den Kopf. »Jenna, Septimus ... schnell. Kommt her und setzt euch zu mir. Alle drei – die Hüterin, die junge Königin und der Drachenmeister – müssen es tun.«
    »Was denn tun?«, fragte Jenna.
    »Die Dreifachtransformation«, antwortete Tante Zelda und durchwühlte ihre unzähligen Flickentaschen.
    »He«, sagte Jenna aufgeregt. »Sep kann das.«
    »Nein«, widersprach Septimus.
    »Klar kannst du es. Jedenfalls fast. Hast du doch selbst zu Godric gesagt.«
    »Nur weil er sich so aufgeregt hat, als er mich das erste Mal danach gefragt und ich ihm gesagt habe, dass ich es nicht kann. Richtig aufgeregt hat er sich und zu heulen angefangen. Und alle anderen Alten im Palast haben mitgeheult. Es war nicht auszuhalten – sie wollten gar nicht mehr aufhören. Ich musste Marcia holen, und sie hat zu mir gesagt, ich soll es nicht so genau nehmen und dem alten Narren doch um Himmels willen seine Sehnsucht lassen. Aber ich habe einiges darüber gelesen, nur für den Fall, dass Godric mich mal danach fragt. Es geht um die vier Elemente, nicht

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