Septimus Heap 02 - Flyte
aber bis Port war es noch ein langer Tagesritt. Stanley saß vergnügt hinter ihr auf der Kruppe und hielt sich mit der Miene eines erfahrenen Reiters am Sattel fest. Noch einmal drehte Jenna sich um und spähte in Richtung Ödlande. Plötzlich hatte sie das unbehagliche Gefühl, dass ihre Flucht entdeckt war.
* 22 *
22. Im Lager der Heaps
A m nächsten Morgen im Wald standen Nicko und Septimus zu Füßen Großvater Bennys. Die helle Sommersonne, die durch seine Blätter schien, warf ein hellgrünes Licht auf den Waldboden. Und auf die traurigen Überreste von Septimus’ Rucksack.
»Meine gesamte Ausrüstung ist futsch«, klagte Septimus. »Sie haben alles gefressen.«
»Alles bis auf uns«, betonte Nicko, »und das ist wahrscheinlich das Wichtigste.«
Septimus hörte nicht hin. Er kroch auf allen vieren um den Baum herum und suchte den Boden ab.
»Ich würde mit den Händen nicht so im Laub wühlen«, sagte Nicko und verzog das Gesicht.
»Wieso denn nicht? Ich suche etwas.«
»Überleg doch mal, Sep. Jede Menge Wolverinen, die hier herumlungern und auf ihr Abendessen warten. Sie sind aufgeregt. Fressen Knallpfefferminz. Was glaubst du, was sie dann tun?«
»Hier muss er sein. Den können sie unmöglich gefressen haben ... Keine Ahnung, Nicko, was denn?«
»Sie kacken.«
»Iiiih!« Septimus sprang auf.
»Und dann scharren sie es mit Laub zu.«
»Pfui Teufel, nein!« Septimus wischte sich die Hände an seinem Kittel ab, wich einen Schritt zurück und trat auf den Gegenstand, den er gesucht hatte. »Ich hab ihn! Hier ist er. Fantastisch!«
»Was?«, fragte Nicko neugierig. »Was ist denn so wichtig?«
Septimus hielt den schillernden grünen Stein in der Hand, den er so sorgsam in seinem Rucksack verstaut hatte.
»Ach so«, sagte Nicko, dem wieder einfiel, warum sie mitten im Wald waren. »Verstehe.«
»Jenna hat ihn mir geschenkt.«
»Ich weiß. Ich erinnere mich.«
Sie schwiegen eine Weile, und Septimus betrachtete den Stein. Dann platzte er plötzlich heraus: »Wie ich die Wolverinen hasse! Sieh dir an, was sie getan haben. Sie haben ihn zerbrochen.«
Er wiegte den Stein in den Händen und hielt ihn Nicko hin. »Hier«, sagte er. An der dicksten Stelle hatte der Stein einen dünnen Riss.
»Es hätte schlimmer kommen können, Sep«, tröstete ihn Nicko. »Er ist nicht zerbrochen. Wahrscheinlich hat eine Wolverine drauf gebissen. Ich wette, ihren Zähnen hat das nicht besonders gut getan.«
»Wollen es hoffen«, sagte Septimus. »Hoffentlich fallen sie ihr alle aus.« Er steckte den Stein in den Beutel, der an seinem Lehrlingsgürtel hin.
Es dauerte eine Weile, bis sie von ihrem Großvater Abschied genommen und ihm hoch und heilig versprochen hatten, demnächst mit dem Rest der Familie wiederzukommen. Dann endlich konnten sie weiterziehen und die Suche nach dem Lager der Brüder fortsetzen.
Einige Zeit später, als Septimus der Knöchel zu schmerzen begann und er sich schon fragte, ob sie sich abermals verlaufen hatten, stießen sie auf einen breiten Pfad.
»Jetzt weiß ich, wo wir sind!«, rief Nicko triumphierend.
»Bestimmt?«, fragte Septimus mit einem gewissen Zweifel in der Stimme.
»Ganz bestimmt. Folge mir einfach, Sep.«
»Das kommt mir irgendwie bekannt vor«, erwiderte Septimus.
»Sei nicht gemein«, sagte Nicko verlegen. »Schau, da unten, kannst du das Lager sehen?«
Sie standen auf einer kleinen Erhebung. Der Weg führte vor ihnen bergab und wand sich zwischen Bäumen hindurch auf eine kleine Lichtung. Eine dünne Rauchsäule stieg in die ruhige Morgenluft, und gerade als Septimus hinsah, trat eine schlaksige Gestalt aus einer Behausung, die wie ein großer Laubhaufen aussah, streckte sich in der warmen Sonne und gähnte.
»Erik!«, rief Nicko. »He, Erik!«
Die Gestalt sah mit verschlafenen Augen herüber.
»Los, Sep«, sagte Nicko. »Es wird Zeit, dass du den Rest von uns kennen lernst.«
Zehn Minuten später saß Septimus allein am Lagerfeuer. Kaum hatte Nicko ihn mit der Miene eines Zauberers, der ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, Sam, Jo-Jo, Edd und Erik vorgestellt, waren alle vier verschwunden und hatten Nicko mitgenommen. Sie hatten gesagt, dass sie nach den Netzen sehen wollten, die Sam im Fluss ausgelegt hatte, um Fische zu fangen, die mit der Morgenflut kamen. Und dass er, Septimus, sich nützlich machen und solange das Feuer hüten solle, das sie Tag und Nacht am Brennen hielten.
Jetzt stierte Septimus in die Flammen und fragte sich, ob alle
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