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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Botenratte zu betätigen. Niemals. Nein, Sir, ich meine, Madam.«
    »Aber morgen ist Mittsommer, Stanley, und ich ...«, protestierte Jenna.
    »Wenn Sie glauben, ich gehe noch einmal in diese verflixten Marschen, haben Sie sich geschnitten. Es war ein Wunder, dass ich die letzte Reise überlebt habe. Wenn ich nur an die Marschpython denke, die mich mit Blicken verschlungen hat, oder an die hinterhältigen Braunlinge, die mit ihren spitzen Zähnen nach meinen Füßen schnappten. Ganz zu schweigen von dieser Heulboje von Marschheuler, die mir die ganze Zeit gefolgt ist und das Ohr voll gejammert hat, dass ich fast um den Verstand gekommen bin. Eine grausige Gegend. Warum eine kultivierte junge Dame wie Sie jemals wieder einen Fuß in diesen Höllenschlund setzen will, ist mir ein Rätsel. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf ...«
    »Heißt das ›nein‹?«, seufzte Jenna.
    »Ja. Das heißt, nein. Ich meine, ›ja‹ heißt ›nein‹.« Die Ratte setzte sich im Sattel auf und schaute sich um. »Ein schönes Fleckchen Erde, nicht?«, sagte sie. »Als ich noch klein war, war ich mit meiner Mama öfter in den Ferien hier. Verwandte von uns leben in den Kanälen, die aus den Marschen zum Meer führen. Am Strand gibt es herrliche Sanddünen, und per Anhalter ist man ruck zuck in Port. Zum Beispiel mit einem Eselskarren ...« Stanley erschauderte. »... oder vielleicht doch lieber mit einem schnellen Pferd. Als Teenager haben wir manchmal Port unsicher gemacht. Eine schöne Zeit. Dort leben jede Menge Ratten. Sie können sich nicht vorstellen, was da los war. Einmal...«
    »Stanley«, sagte Jenna, in deren Kopf ein Gedanke Gestalt annahm, »dann kennen Sie also den Weg nach Port?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte er entrüstet. »Als Angehöriger des Rattengeheimdienstes kann ich Sie überall hinbringen, darauf können Sie sich verlassen. Ich bin so gut wie eine Karte. Was sage ich? Noch besser als eine Karte. Ich habe alles hier drin, verstehen Sie?« Er tippte sich an den Kopf. »Ich kann überallhin, jawohl.«
    »Nur nicht in die Marram-Marschen«, bemerkte Jenna.
    »Richtig. Das ist Sache der Marschlandspezialratten. Selber schuld, die Jungs. Wie gesagt, ich persönlich setze keinen Fuß mehr in diese verderblichen Sümpfe.«
    »Aha«, sagte Jenna und gab Donner einen sanften Stoß mit den Fersen. »Lauf!«
    »Bitte«, sagte Stanley, »wenn Sie so darüber denken.« Er hüpfte aus dem Sattel und landete etwas ungelenk im Gras.
    Jenna zügelte das Pferd.
    »Was tun Sie denn, Stanley?«, fragte sie.
    »Was Sie mir gesagt haben«, brummte er mürrisch. »Ich laufe.«
    Jenna lachte. »Quatsch, ich habe doch das Pferd gemeint. Steigen Sie wieder auf.«
    »Ach so, und ich dachte, Sie sind mir böse, weil ich Sie nicht in die Marschen bringen will.«
    »Seien Sie nicht albern, Stanley. Steigen Sie wieder auf und zeigen Sie mir den Weg nach Port. Vor dort aus weiß ich dann, wie ich zu Tante Zelda komme.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Bitte, Stanley.«
    Stanley nahm einen langen Anlauf, sprang in die Luft und landete elegant hinter Jenna.
    Es war ein herrlicher Sommermorgen. Vor ihnen erstreckten sich die Schaflande, und am fernen Horizont leuchtete die weiße Linie des Meeres, auf dessen Oberfläche die Sonnenstrahlen glitzerten.
    Sie ritten auf einem festen Schotterweg, der, unsichtbaren Grenzen folgend, quer durch das Weideland führte, vorbei an Lammgehegen und vereinzelten Schilffeldern und über weiße Bohlenbrücken, die sich über die Kanäle zum Meer spannten. Jenna ließ den Rappen gemächlich im Schritt gehen und hielt jedes Mal an, wenn er ein schmackhaft aussehendes Büschel Gras ausrupfen und im Gehen mampfen wollte. Als die Sonne wärmer wurde und die letzten Nebelfetzen verscheuchte, die noch über den Kanälen schwebten, spürte Jenna, wie die Feuchtigkeit in ihren Kleidern verdunstete, und endlich wurde ihr wieder warm.
    Sobald die Kälte der Ödlande von ihr abfiel, konnte sie wieder klarer denken. Und als Erstes dachte sie an Simon. Was würde er jetzt tun? Nervös blickte sie sich um. Die schroffen schwarzen Felsen der Schieferbrüche ragten aus den Schaflanden empor wie Klippen aus dem Meer, und über ihnen schwebte eine graue Wolke, die einen dunklen Schatten warf. Für Jennas Geschmack waren die Ödlande noch immer zu nah. Sie mussten zusehen, dass sie den Abstand vergrößerten.
    »Hü, Donner«, rief sie und trieb den Rappen an. Widerwillig fiel er in Trab. Jenna wusste, dass er erschöpft war,

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