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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Boot verloren hatte. Er legte die Ruderpinne nach links, dann nach rechts, doch es war zwecklos. Das Boot reagierte überhaupt nicht mehr.
    Wieder tönte Jennas Stimme laut durch den Nebel. »Hört auf, da hinten rumzuspielen!«
    »Was?«, schrie Septimus zurück.
    »Der Drache sagt, ihr sollt aufhören, am Ruder herumzuspielen. Wir landen gleich.«
    »Wo denn?«, riefen Septimus und Nicko gleichzeitig.
    »Auf dem Fluss, ihr Dummköpfe. Wo denn sonst?«
    Septimus spürte, wie das Boot tiefer ging und sich nach vorn neigte. Er umklammerte das Ruder, unschlüssig, was er tun sollte – und plötzlich roch er den Fluss. Jeden Augenblick gingen sie auf dem Wasser nieder, und er konnte nichts sehen. Was, wenn sie ein Boot rammten? Oder zu steil anflogen und untergingen? Wenn doch nur der Nebel verschwinden würde, damit er sah, wohin sie flogen. Und als könnte der Nebel seine Gedanken lesen, ballte er sich zu einer kleinen weißen Wolke zusammen und schwebte davon, zurück über das Marschland, wo er hergekommen war.
    Septimus achtete nicht darauf, wohin die Wolke verschwand. Seine Augen waren auf das dunkelgrüne Wasser des Flusses gerichtet, das rasch näher kam. Sie flogen zu schnell. Viel zu schnell.
    »Langsamer!«, rief er dem Drachen zu.
    Im letzten Augenblick, kurz bevor sie auf dem Wasser aufschlugen, spreizte der Drache die Flügel so weit wie möglich, reckte den Kopf in die Höhe und senkte den Schwanz. Klatschend prallte er aufs Wasser, hüpfte über die Wellen und rutschte mit vollem Tempo an ein paar alten Fischern vorbei, die für ihr Anglerlatein bekannt waren. Als sie noch am selben Abend in der Schenke Zur Alten Forelle ihre neueste Geschichte erzählten, überraschte es sie nicht sonderlich, dass ihnen niemand glaubte. Am Ende des Abends glaubten sie selber nicht mehr, was sie gesehen hatten.
    Einen halben Kilometer flussaufwärts, kurz vor einer Biegung, kam das Drachenboot schließlich zum Stehen und breitete den unversehrten Flügel aus, um den Wind einzufangen. Da der gebrochene Flügel jedoch nutzlos an der Seite hing, fuhr das Boot immer nur im Kreis herum, bis Nicko auf der anderen Seite ein Ruder ins Wasser tauchte und so einen Ausgleich schaffte.
    Septimus setzte sich erschöpft neben die Ruderpinne, und Jenna kam zu ihm nach hinten.
    »Das war großartig, Sep.«
    »Danke,Jenna.«
    »Diese Wolke ...«, fuhr Jenna fort. »Hat sie uns vor dem Absturz bewahrt?«
    Septimus nickte.
    »Komisch«, sagte Nicko. »Sie hat so eigenartig gerochen. Kam mir irgendwie bekannt vor.«
    »Tante Zeldas Hütte«, sagte Jenna fröhlich.
    »Was? Wo?«
    »Nein ... die Wolke! Sie hat nach gekochtem Kohl gerochen.«
    In der Hüterhütte war Wolfsjunge aus einem tiefen Schlaf erwacht, und zum ersten Mal, seit er Spürnase gehalten hatte, taten seine Hände nicht mehr weh. Er setzte sich mühsam auf und versuchte sich zu erinnern, wo er war. Nach und nach fiel ihm alles wieder ein. Er erinnerte sich, wie 412 von ihm Abschied genommen hatte, und er erinnerte sich auch an die Hütte, aber an diese riesige Glasflasche, die an der Vordertür stand und den Eingang versperrte, konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. So etwas hatte er noch nie gesehen. Neben der Flasche lag ein riesiger Korkstöpsel, und neben dem Korkstöpsel stand Tante Zelda und spähte aufgeregt um die Flasche herum in den Abendhimmel.
    Tante Zelda bemerkte, dass Wolfsjunge aufgewacht war. Sie kam zu ihm und setzte sich mit einem Seufzer neben ihn.
    Wolfsjunge sah sie aus verschlafenen Augen an. »Ist mit 412 alles in Ordnung?«, fragte er leise.
    »Das können wir nur hoffen«, antwortete Tante Zelda, ohne die Flasche aus den Augen zu lassen. »Ah ... da kommt sie!« Noch während sie sprach, wehten ein paar weiße Nebelschleier durch die offene Tür und hinein in die Flasche. Bald war aus den Schleiern ein langer Strom geworden, der zur Tür herein- und in die Flasche floss. Tante Zelda sprang auf, lief zu dem Ungetüm von Flasche hinüber und sah zu, wie der Nebel in sie hineinschlüpfte und dann rasend schnell in ihr herumwirbelte.
    Der Nebel strömte noch ein paar Minuten lang, bis die Flasche randvoll war. Kaum war der letzte Fetzen in die Flasche zurückgekehrt, zog Tante Zelda eine kleine Phiole aus einer ihrer vielen Flickentaschen, stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ einen einzigen Tropfen einer leuchtend weißen Flüssigkeit in die Flaschenöffnung fallen. Der Nebel drehte sich wie ein Wirbelwind im Kreis und schrumpfte zu

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