Septimus Heap 02 - Flyte
einem kleinen weißen Klumpen zusammen, der aussah wie ein Marshmallow.
»Gut«, seufzte Tante Zelda. »Jetzt ist es wieder Wolkenkonzentrat.« Sie hob mit beiden Händen den riesigen Korkstöpsel auf und stopfte ihn in den Flaschenhals. Dann schob sie die Flasche, in der die Wolkenkonzentratkugel herumkullerte wie eine Murmel, über den Fußboden, öffnete eine große Tür, die hinter Bücherregalen verborgen war, und bugsierte die Flasche in den Schrank dahinter.
Sie schloss die Schranktür mit einem leisen Klicken und ging nach draußen. Gemächlich wanderte sie bis zum Ende der Insel, blickte über das weite Marschland und hielt nach dem Drachenboot Ausschau. Doch sie konnte nichts entdecken, nicht den kleinsten Hinweis darauf, was mit ihm geschehen war. Sie schüttelte den Kopf und hoffte auf das Beste. Mehr konnte sie nicht tun. Dann ging sie denselben Weg zur Hütte zurück.
Kurz vor der Hütte stolperte sie über einen einzelnen braunen Stiefel. Sie hob ihn auf, sah, dass Stroh vom Dach im Schaft hing, und da wusste sie, dass es für Merrin bereits zu spät war.
* 36 *
36. Heimkehr
A m nächsten Morgen, als der müde Drachenmeister noch am Ruder döste, segelte das Drachenboot in aller Frühe um den Rabenstein herum und bog scharf links in den Burggraben ab, der dort vom Fluss abzweigte. Dann fuhr es zielstrebig den Graben hinauf, nur beobachtet von ein paar neugierigen Möwen und Una Brakket.
Die Haushälterin, die dieser Tage nicht gut schlief, war aus einem Alptraum erwacht, der wie gewöhnlich mit Marcia Overstrand zu tun gehabt hatte, wenngleich ihr die Einzelheiten entfallen waren. Froh, dass sie aufgewacht war, saß sie am Fenster, doch als sie das Drachenboot vorbeisegeln sah, war ihre gute Laune schon wieder dahin. Ich muss noch träumen, sagte sie sich. Sie spähte hinaus, um festzustellen, ob Marcia an Bord war. Und tatsächlich, da war ihr Lehrling, dieser lästige Störenfried, und wo der war, konnte die Außergewöhnliche nicht weit sein. Die Haushälterin seufzte und wünschte sich, der Alptraum würde endlich enden, am besten damit, dass Marcia Overstrand für immer verschwand. Sie beobachtete, wie das Drachenboot um die Biegung segelte, die zur Bootswerft führte, und wartete darauf, dass Marcia auftauchte.
Die Bootswerft war menschenleer, als das Drachenboot sich dem Ponton näherte. Nicko sprang mit einem dicken azurblauen Tau in der Hand vom Bug, um das Boot an einem dicken Pfahl festzumachen, sobald es zum Stehen kam. Doch das Drachenboot hatte offenbar andere Pläne. Es fuhr einfach weiter, am Ponton entlang.
»He!«, rief er und rannte ihm nach. »Anhalten, Sep! Das Boot fährt zu weit!«
Mit einem Schlag war Septimus hellwach. »Es will nicht, Nicko! Jenna, sag dem Drachen, er soll anhalten.«
Es platschte, als Nicko das Tau losließ, um nicht ins Wasser gezogen zu werden. Septimus geriet in Panik. Wie brachte man ein Boot zum Stoppen, zumal ein Boot, das einen eigenen Kopf hatte?
Jenna rief zu ihm nach hinten: »Er sagt, er ist noch nicht da.«
»Noch nicht da? Wo denn?«, schrie Septimus, während das Drachenboot auf einen kurzen Kanal am anderen Ende der Werft zusteuerte, der unter dem Namen Cut bekannt war.
»Wo er sicher ist«, antwortete Jenna. »Eine Sekunde, Sep. Wir sind gleich da.« Das Drachenboot machte einen weiten Schlenker in den Burggraben hinaus und drehte dann in den Cut ab. Nicko holte auf und lief jetzt neben ihnen her. Direkt vor dem Drachenboot endete der Cut an der Ringmauer der Burg, und Nicko erkannte sofort, dass das Boot viel zu schnell fuhr, um noch zu stoppen. Es musste an der Mauer zerschellen.
»Anhalten«, brüllte er. »Anhalten, Sep!« Aber Septimus war machtlos. Das Drachenboot hörte nicht auf den Drachenmeister. Vorn im Bug sah Jenna die mächtige Mauer auf sie zufliegen. Sie warf sich aufs Deck und wartete auf den unvermeidlichen Zusammenstoß.
»Hoppla!«, hörte sie Nicko erstaunt rufen, und im nächsten Moment spürte sie, wie es um sie herum kühl wurde. Feuchter Kellergeruch stieg ihr in die Nase, und als sie es wagte, den Kopf zu heben, kam das Drachenboot gerade zum Stehen–in einem großen, mit Lapislazuli ausgekleideten Gewölbe innerhalb der Ringmauer.
Jenna erhob sich von den Planken und pfiff leise durch die Zähne. »Du kannst die Augen wieder aufmachen, Sep«, sagte sie. »Das Drachenboot ist zu Hause.«
Auf der anderen Seite der Werft flammte im Fenster einer kleinen morschen Hütte eine Kerze auf. Jannit
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