Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
vorsichtig über den Fußboden, wobei sie das Gefühl hatte, auf Sand zu laufen, und trat hinter Septimus auf die silberne Wendeltreppe. Als die Treppe sich zu drehen begann, setzten sich beide müde hin, denn die Fahrt bis zur Spitze des Turms dauerte lange.
    Die Treppe arbeitete im Nachtbetrieb, was bedeutete, dass sie sich langsam und geräuschlos drehte. Jenna sank schläfrig an Septimus’ Schulter und zählte die Stockwerke, die an ihnen vorüberzogen. Ein trüber bläulich violetter Dunst erhellte jede Etage, und aus ein oder zwei Zimmern, in denen ältere Zauberer wohnten, drang sanftes Schnarchen. Kurz bevor sie den zwanzigsten Stock erreichten, standen sie auf und machten sich zum Aussteigen bereit. Da packte Jenna Septimus am Arm.
    »Sieh doch ...«, flüsterte sie.
    »Was macht der denn hier?«, erwiderte Septimus. Leise traten sie auf den Treppenabsatz und schlichen auf Zehenspitzen zu Marcias dicker lila Tür. Davor saß ein hagerer Mann auf einem kleinen Holzstuhl und schlief mit hängendem Kopf. Er trug ein braunes Gewand mit den blauen Abzeichen eines Unterzauberers und eine seltsam karierte Mütze mit Ohrenschützern, die unterm Kinn zusammengebunden waren.
    »Wer ist das?«, flüsterte Jenna.
    »Catchpole«, zischte Septimus.
    Der Mann fuhr aus dem Schlaf hoch. »Zu Befehl?«, rief er und schaute verwirrt um sich. Da erblickte er Septimus. »Was willst du, 412?«, bellte er. Septimus nahm Haltung an. Er konnte nicht anders. Für einen schrecklichen Moment war es so, als sei er wieder bei der Jungarmee und werde von dem unausstehlichen Catchpole angeschrien.
    Plötzlich erinnerte sich Catchpole wieder, wo er war und wer – zu seinem Entsetzen – Septimus jetzt war. »Oh ... Verzeihung, Herr Lehrling. Wie gedankenlos von mir. Bitte vielmals um Verzeihung. Es war nicht bös gemeint.«
    Septimus steckte noch der Schreck in den Gliedern, und so antwortete Jenna höflich: »Wir übernachten hier. Würden Sie uns bitte hineinlassen?« Catchpole spähte in das Halbdunkel. Er sah nicht besonders gut (was einer der vielen Gründe war, warum er als Stellvertretender Jäger versagt hatte) und hatte nicht bemerkt, dass Septimus in Begleitung war. Als er erkannte, wer ihn begleitete, fuhr er so schnell in die Höhe, dass der Stuhl scheppernd umfiel.
    »Ach, du liebe Güte. Ich ... ich bin untröstlich, Prinzessin. Ich habe Sie gar nicht gesehen.«
    »Macht nichts, Catchpole«, sagte Jenna mit einem Lächeln und erfreut über die Wirkung, die sie hatte. »Würden Sie uns jetzt bitte hineinlassen?«
    »Nein, tut mir leid«, erwiderte Catchpole ängstlich. »Ich habe Befehl, niemanden durch diese Tür zu lassen. Sicherheitsmaßnahme. Tut mir leid. Tut mir wirklich schrecklich leid.«
    »Warum?«, fragte Jenna.
    »Ich befolge nur meine Anweisungen, Prinzessin.« Catchpole sah unglücklich aus.
    Jetzt hatte Septimus genug. »Zur Seite, Catchpole«, befahl er und trat vor. »Wir gehen da jetzt rein, ob es Ihnen passt oder nicht.« Die schwere lila Tür erkannte ihn und ging auf, und Jenna folgte ihm in Marcias Gemächer. Catchpole blieb, verzweifelt die Hände ringend, draußen.
    Drinnen war es stockfinster. »Warum wollte uns Catchpole nicht reinlassen?«, flüsterte Jenna. »Du glaubst doch nicht, dass etwas Schlimmes passiert ist, oder?« Septimus stand einen Augenblick reglos da und wartete darauf, dass der Drachenring aufleuchtete. Er lauschte angestrengt.
    »Nein«, antwortete er. »Ich spüre keine dunklen Kräfte. Nur den Schatten, wie üblich. Und ich höre ... ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich Marcia atmen höre. Horch.«
    »Ich kann nichts hören, Sep«, flüsterte Jenna.
    »Nein? Ach so, natürlich! Ich lerne zur Zeit das Fernlauschen auf menschlichen Atem. So hat Dad dich gefunden. Und so hat Marcia mich im Schnee gefunden. Ich kann es noch nicht sehr gut, aber Marcia kann ich leicht hören.«
    »Aha. Aber ... aber woher weißt du, dass es nicht der Atem des Schattens ist?«
    »Ganz einfach. Weil der Schatten nicht atmet, du Dummerchen. Er ist kein Lebewesen. Und mit Sicherheit kein Mensch.«
    Jenna konnte das nicht beruhigen. »Ich finde es ein bisschen dunkel hier drin, Sep«, sagte sie.
    Septimus fasste an eine Kerze neben dem großen Kamin. Sie flammte auf, warf tanzende Schatten an die Wand und auf den Schattenfang, der in der Ecke hockte wie eine riesige Spinne, die auf Beute lauerte. Jenna erschauderte. Der Schattenfang war gruselig. Irgendwie erinnerte er sie an das Observatorium.
    »Ist dir

Weitere Kostenlose Bücher