Septimus Heap 03 - Physic
Hause kommen sollte. Bei dem Wort Zuhause begann der kleine Hugo zu schniefen. Septimus beugte sich zu ihm hinunter. »Was hast du denn, Hugo?«, fragte er.
Hugo rieb sich die müden, brennenden Augen. »Ich ... ich möchte nach Hause«, grummelte er. »Zu Sally.«
»Sally?«
»Mein Hund. Sally.«
»In Ordnung, Hugo. Keine Sorge, ich bringe dich nach Hause.«
»Sep!«, rief Jenna entsetzt. »Das geht nicht. Du musst mit uns kommen. Sofort. Wir müssen los, bevor uns jemand erwischt.«
»Aber Jenna ... wir können Hugo doch nicht einfach alleine lassen.«
Sir Hereward hüstelte höflich. »Prinzessin Jenna. Wenn Ihr erlaubt, werde ich den Knaben nach Hause begleiten.«
»Oh, Sir Hereward«, sagte Jenna, »das würden Sie tun?«
Der Ritter verbeugte sich. »Es wird mir eine Ehre sein, Prinzessin Jenna.« Der Ritter reichte Hugo seine behandschuhte rostige Hand, und der griff in die Luft und hielt sich fest. »So werd ich mich nun verabschieden, holde Prinzessin«, sagte Sir Hereward und verbeugte sich tief. »Lebt wohl, denn wir werden uns nie Wiedersehen.« »Oh doch, Sir Hereward, das werden wir. Wir sehen uns heute Abend, dann werde ich Ihnen alles erzählen.« Jenna grinste.
»Das will ich nicht hoffen, Prinzessin, denn mich dünkt, dass Ihr heute Abend hier nicht sicher wärt. Ich wünsch Euch und Euren wackeren Gefährten den Beistand des Himmels und eine sichere Heimkehr. Komm, Hugo.« Damit ging der Geist durch die Tür, und Hugo trottete neben ihm her.
»Wiedersehen, Hugo«, sagte Septimus.
»Auf Wiedersehen, Lehrling.« Hugo drehte sich um und lächelte. »Vielleicht bis morgen.«
Vielleicht, dachte Septimus bedrückt.
»Komm jetzt, Sep«, sagte Jenna ungeduldig und zog ihn zum Schrank.
Snorri fischte eine silberne Pfeife aus der Tasche und hielt sie an die Lippen. Sie blies, aber es kam kein Ton heraus. »Die ist für Ullr«, sagte sie. »Er wird gleich hier sein.«
Jenna öffnete die Schranktür. »Da hinten«, erklärte sie Septimus, »ist nämlich ein Spiegel, hinter den Mänteln.« Sie schob die Lagen grober grauer Wolle zur Seite, und dahinter kam der verstaubte goldene Rahmen zum Vorschein. »Da ist er!«
»Wo?«, fragte Septimus, während sich Ullr auf leisen Pfoten den vier Gestalten näherte, die den Schrank umlagerten.
»Na da«, erwiderte Jenna ärgerlich. Wieso war Septimus so schwer von Begriff?
»Da ist nur ein leerer Rahmen, Jenna«, sagte Septimus. »Nur ein dummer alter leerer Rahmen.« Er trat wütend dagegen. »Mehr nicht.«
»Nein! Das kann nicht sein!« Jenna legte die Hand an den Spiegel und erkannte, dass Septimus recht hatte. Der Rahmen war leer, und von dem Glas, das darin geklemmt hatte, war keine Spur mehr zu sehen.
»Jetzt sind wir alle an diesem schrecklichen Ort gefangen«, sagte Septimus grimmig.
* 39 *
39. Der Unterfluss
N i cko band das Ruderboot von der königlichen Barke los, und im Schutz der hohen Zedern legten sie vom Landungssteg des Palastes ab. Es war eng in dem kleinen Boot. NachtUllr, dessen Augen im Dunkeln leuchteten, stand im Bug, und Snorri hatte sich neben ihn gequetscht. In der Mitte saß Nicko, der mit gleichmäßigen Schlägen stromaufwärts ruderte, fort vom Palast. Jenna und Septimus kauerten im Heck. Sie zitterten in der Kälte, die vom Wasser aufstieg, und klopften sich den Schnee ab, der in dicken Flocken träge vom Himmel fiel. Jeder von ihnen hatte sich mehrere Mäntel des Unterkochs übergezogen, doch die kalte Luft drang leicht durch die billige dünne Wolle – denn Palastunterköche verdienten nicht genug, um sich anständige Oberbekleidung leisten zu können.
Sie waren auf dem Weg in die Große Kammer der Alchimie und Heilkunst. Septimus wusste, dass dies ihre einzige Chance war, in ihre Zeit zurückzukehren, doch er machte sich keine großen Hoffnungen. Seine Laune war nicht die beste. »Das wird nicht leicht«, sagte er zu den anderen. »Nur Marcellus hat einen Schlüssel zu der Großen Tür der Zeit.«
»Na«, sagte Nicko leichthin, »dann brauchen wir uns ja nur in der Kammer auf die Lauer zu legen und über ihn herzufallen, wenn er hereinkommt. Bei vier gegen einen stehen unsere Chancen nicht schlecht.«
»Du hast die sieben Schreiber vergessen«, gab Septimus zu bedenken.
»Nein, du hast sie vergessen, Sep. Du hast uns nichts von sieben Schreibern erzählt. Oh weh, dann heißt es vier gegen sieben.« Nicko seufzte. »Was soll’s, wir haben keine andere Wahl. Sonst sitzen wir für alle Zeiten hier
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