Septimus Heap 03 - Physic
geboren«, sagte Jenna.
»Und Mum und Dad auch nicht. Mir wird ganz schwummrig im Kopf.«
Septimus seufzte. »Denk nicht darüber nach, Nicko. Sonst hast du das Gefühl, du wirst verrückt.«
Snorri beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Die Anwanden bedeuteten ihr nichts, und die Burg war ihr in dieser Zeit so fremd wie in ihrer eigenen Zeit. Außerdem kam sie aus einem Land, in dem viele Menschen wussten, dass die Zeit lang oder kurz sein und vorwärts oder rückwärts laufen konnte, und in dem Geister kamen und gingen und alles möglich war. Sie saß still da und suchte die Mauern nach dem alchimistischen Symbol ab.
»Pst«, machte Nicko plötzlich. »Hinter uns ist ein Boot.« Jenna und Septimus drehten sich um. Es stimmte. Wenn sie angestrengt lauschten, hörten sie das Plätschern von Rudern. Eine Stimme drang übers Wasser zu ihnen.
»Schneller, Männer. Ein Schilling und fünf Groschen für euch alle, wenn ihr sie einholet. Schneller.«
»Nicko«, flüsterte Jenna. »Nicko, beeil dich!«
Aber Nickos Kräfte erlahmten. Er versuchte, schneller zu rudern, musste aber feststellen, dass er nicht konnte. Jenna und Septimus mussten machtlos zusehen, wie ihre Verfolger immer näher kamen, bis sie deutlich vier massige Gestalten ausmachten, die wackelig in einem langen, schmalen Ruderboot hockten und rasch aufholten.
Snorri schenkte den Verfolgern keine Beachtung, sondern behielt die Mauer unterhalb der entstehenden Anwanden im Auge. Ganz plötzlich sagte sie: »Ich glaube, da ist das Zeichen, das ihr sucht.«
»Wo?«, fragte Nicko.
»Da drüben, Nicko«, antwortete Snorri, die gern Nickos Namen aussprach. »Siehst du, dort über der dunklen Röhre, wo sich der Wasserlauf in den Fluss ergießt. Unter der Wand mit den zwei Fenstern.«
»Alles klar«, sagte Nicko. Er änderte den Kurs und ruderte, zusätzliche Kräfte freisetzend, mit Höchstgeschwindigkeit in die dunkle Röhre, wo er anhielt und verschnaufte. Das Plätschern des anderen Bootes kam näher, aber aus Angst, ein verräterisches Geräusch zu verursachen, wagte Nicko es nicht, zu den Rudern zu greifen. Alle hielten den Atem an und beobachteten das kleine Loch in der Dunkelheit, das den leeren, mondbeschienenen Fluss zeigte. Blitzschnell schössen ihre Verfolger vorbei, so schnell, dass es jedem, der in diesem Moment geblinzelt hätte, entgangen wäre.
»Sie sind fort«, seufzte Jenna und sank erleichtert ins Boot zurück. Nicko griff widerwillig zu den Rudern. Er wusste, dass er jetzt unter der Erde weiterrudern musste, und darüber war er nicht besonders glücklich. Er versuchte, seine aufkommende Angst zu bezähmen, und ruderte tiefer in die Dunkelheit hinein.
»Die Tafel mit dem Zeichen sah aus wie die über dem Drachenhaus«, sagte Jenna, »nur nicht so verwittert.«
»Alles unter der Burg oder in den Mauern ist altes alchimistisches Zeug, Jenna«, sagte Septimus, der unheimlich aussah, weil der Drachenring von unten sein Gesicht anstrahlte.
»Auch das Drachenhaus?«, fragte Jenna.
»Besonders das Drachenhaus.«
Jenna sah Septimus an. Er erwiderte ihren Blick nicht, sondern starrte geradeaus in die Dunkelheit. Er wirkte abwesend, bedrückt und viel, viel älter, und nicht nur um seine zusätzlichen hundertneunundsechzig Tage. Einen Augenblick lang fürchtete sich Jenna davor, was in der Zeit ihrer Trennung aus Septimus geworden war. »Du weißt jetzt viele Dinge, nicht wahr, Sep?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Septimus seufzte. »Ja.«
Nicko konnte den UnterFluss nicht ausstehen. Zunächst einmal roch er komisch, irgendwie modrig und ranzig, als sei kürzlich etwas darin gestorben. Außerdem trieben weiche, matschige Sachen im Wasser. Er spürte, wie sie die Ruderblätter berührten. Die Tunnelröhre war so schmal, dass er die Ruder nicht ganz ausfahren konnte. Bei jedem Schlag schrappten die Blätter an der Wand entlang, und ein paar Mal kam das Boot deswegen sogar zum Stehen. Nicko war gezwungen, die Ruder weiter ins Boot zu ziehen und in einem abgehackten Rhythmus zu rudern, damit die Enden der Holme nicht gegeneinanderstießen.
Mit den Erschwernissen beim Rudern wurde Nicko noch fertig, doch was er nicht ertragen konnte, war das Gefühl, immer tiefer in die Erde vorzudringen. Er spürte, wie seine Angst mit jedem Ruderschlag wuchs. Eiskaltes Wasser tropfte von der Decke des gewölbten Tunnels, die, wie er wusste, nicht mehr als eine Armlänge über seinem Kopf war. Der ganze Tunnel wurde nur von dem matten gelben
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