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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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merkte, dass sie schläfrig wurde, wenn sie die Augen nicht auf einen bestimmten Punkt richtete, sondern nur auf die glatten blauen Wände schaute. Dann und wann wurde sie von einem dunklen Bogen, der anzeigte, dass hier ein Gang abging, aus ihrem tranceähnlichen Zustand gerissen. An solchen Stellen drosselte Septimus das Tempo und lauschte auf fremde Schritte. Aber sie hatten Glück. Es war jetzt mitten in der Nacht, und selbst Alchimieschreiber mussten gelegentlich schlafen.
    Wie eine kleine, treue Schafherde folgten Jenna, Nicko, Snorri und NachtUllr Septimus durch den blau schimmernden Gang, der immer wieder langgezogene Kurven beschrieb und gleich darauf in die entgegensetzte Richtung führte, bis alle, insbesondere Nicko, den Drehwurm bekamen und sich danach sehnten, wieder ins Freie zu gelangen. Und dann, als Nicko schon nicht mehr daran glaubte, in seinem Leben jemals wieder etwas anderes zu sehen als blaue Wände, erreichten sie die Mitte des Labyrinths und traten in die Große Kammer der Alchimie und Heilkunst.
    »Donnerwetter!« Nicko pfiff. »Ich bin beeindruckt.«
    Septimus war von der Großen Kammer schon lange nicht mehr beeindruckt. Tag für Tag saß er auf seinem Rosensitz neben Marcellus, dessen Sonnensitz sich am Kopfende des in der Mitte der Kammer stehenden Tisches befand. Ein Tag war wie der andere gewesen, eben ein weiterer Arbeitstag für Septimus.
    Doch Jenna, Nicko und Snorri fanden die Große Kammer überwältigend. Sie waren fast geblendet vom Glanz der vielen strahlenden goldenen Flächen, die das Licht der züngelnden Flammen von Septimus’ Binsenlicht einfingen. Doch es waren nicht die kleinen Gegenstände aus Gold, die ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkten, sondern zwei massive Platten desselben Materials, die in die Wand gegenüber dem Eingang zum Labyrinth eingesetzt waren – die Große Tür der Zeit.
    »Durch die bin ich hierhergekommen«, flüsterte Septimus und sah sich furchtsam in der Kammer um, als könnte ein Schreiber im Halbdunkel lauern.
    Beiderseits der Tür standen in mit Lapislazuli verkleideten Nischen lebensgroße Standbilder mit einem rasierklingenscharfen Schwert in der Hand.
    Jenna starrte auf die Tür. Sie dachte an das, was sich dahinter verbarg, den wahren Zeitspiegel, von dem Septimus ihr erzählt hatte, und sie bekam schreckliche Sehnsucht nach zu Hause, nach ihrer eigenen Zeit. Ach, wären doch nur alle wieder dort, wo sie hingehörten: Septimus im Zaubererturm bei Marcia und Nicko auf Jannit Maartens Bootswerft. Sie selbst wäre wieder in ihrem Palast, wo sie zumindest vor der lebenden Etheldredda sicher war, und der Palast wäre wieder ein freundlicher Ort, das Zuhause von Silas und Sarah, die darin ihren Beschäftigungen nachgingen und sich von Zeit zu Zeit verliefen.
    »Wir müssen den Schlüssel bekommen, Sep«, sagte sie. »Wir müssen!«
    Nicko, der immer praktisch dachte, maß die Tür mit den Augen eines Bootsbauers. »Ich bin sicher, dass wir sie irgendwie aufkriegen könnten«, sagte er. »Die Angeln kommen mir nicht sehr stabil vor.«
    »Das ist keine gewöhnliche Tür, Nicko«, sagte Septimus. »Marcellus hat sie mit seinem Zauberschlüssel verschlossen.« Nicko war nicht überzeugt. Er zog seinen Schraubenzieher aus der Hosentasche und kratzte damit an einer Türangel. Die Standbilder erhoben ihre Schwerter und richteten sie auf Nicko.
    »He, he«, protestierte Nicko, »kein Grund zur Aufregung.«
    Ullr knurrte. »Seht, Ullr!« Snorri kraulte NachtUllr am Hals und zog ihn dicht an sich, doch sein Schwanz plusterte sich in die Höhe wie der einer gereizten Hauskatze, und seine Nackenhaare sträubten sich.
    Es ist schon merkwürdig, wie weit Stimmen in einem Labyrinth tragen. Sie suchen sich einen Weg durch die Gänge und klingen in der Mitte so klar und deutlich, als stünde der Sprecher neben einem, besonders wenn die Stimme so durchdringend ist wie ein Zahnarztbohrer. Aus diesem Grund zuckten alle in der Großen Kammer der Alchimie und Heilkunst vor Schreck zusammen, als die schrille Stimme Königin Etheldreddas ertönte: »Ich will nichts hören von deinen Schwierigkeiten, Marcellus. Ich möcht ihn jetzt, den Trank, jetzt auf der Stell. Ich habe lang genug gewartet. Der Abend heut hat mich gelehret, mit Toren keine Geduld zu haben, und deine Torheiten will ich keine Sekunde länger ertragen. Ach, wie lange windet sich dies leidig Labyrinth denn noch!«
    »So lange wie es muss, Mutter«, erwiderte Marcellus.
    Beim Klang seiner zornigen Stimme

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