Septimus Heap 03 - Physic
Luft ein – die Luft seiner Zeit, die nach Holzrauch und nach Pasteten roch, denn pünktlich zur zweiten Frühstückspause näherte sich der Fleischpasteten- und Würstchenkarren dem Manuskriptorium. Er spähte die breite Straße entlang bis zu dem länglichen, niedrigen Palast – Jennas Palast – in der Ferne, und er konnte nicht aufhören zu lächeln. Hier, so dachte er, gehöre ich her.
Doch während Septimus sich seines Lebens freute und, nachdem er sechs Monate lang kaum ein Wort gesprochen hatte, pausenlos plapperte, war Jenna erschöpft. »Du solltest mit uns kommen und etwas schlafen«, sagte Marcia zu ihr. »Ich schicke einen Boten in den Palast.«
Sie durchschritten den Großen Bogen. Feuerspei trottete dicht hinter Septimus her und schnupperte misstrauisch an seiner merkwürdig riechenden Kleidung. »Aua!«, jaulte Septimus, als ihm der Drache bei dem Versuch, ihm noch dichter auf den Leib zu rücken, in die Hacken trat.
»Ach du liebes Bisschen!«, rief Marcia. »Was hast du da an den Füßen, Septimus?«
Septimus kam sich in den Schuhen schon albern genug vor, auch ohne sich vor Marcia rechtfertigen zu müssen. Er wechselte schnell das Thema. »Schade, dass Beetle nicht gesehen hat, wie Feuerspei durchs Schaufenster kam. Er wird sich ärgern, dass er das verpasst hat. Wo ist er überhaupt?
»Ach ja«, seufzte Marcia. »Beetle. Schlimm, schlimm. Septimus, ich muss dir etwas sagen ...«
* 45 *
45. Die Medizintruhe
» U n d noch etwas, Septimus«, sagte Marcia in einem möglichst strengen Ton, während sie Catchpole beobachtete, der mit einem großen Brecheisen unbeholfen versuchte, im Besenschrank eine staubige Diele aufzustemmen. »Du darfst nie wieder nachts alleine draußen bleiben.«
»Was? Nie wieder?« Septimus schaute auf, sah das Lächeln in Marcias Augen und wagte zu sagen. »Nicht einmal, wenn ich richtig alt bin ... zum Beispiel dreißig?«
»Nicht solange du mein Lehrling bist – oh, um Himmels Willen, Catchpole, geben Sie mir das Brecheisen, ich erledige das lieber selbst –, und bilde dir bloß nicht ein, es sei in Ordnung, wenn du mit einem verantwortungslosen alten Geist ausgehst, denn das ist es keineswegs. Jedenfalls – uff, wer immer die Diele festgenagelt hat, er hat gute Arbeit geleistet – hoffe ich aufrichtig, dass du mit dreißig – ah, ich glaube, sie bewegt sich –, dass du dann selbst einen Lehrling hast, und dann bist du an der Reihe, dir Sorgen zu machen.« Marcias Lächeln erstarb, als sie sich daran erinnerte. Sie richtete sich auf und sah Septimus in die Augen: »Aber ich hoffe, dass du niemals einen Brief von ihm findest, den er fünfhundert Jahre zuvor geschrieben hat, so wie ich deinen. Niemals.«
»Nein«, sagte Septimus leise. »Das hoffe ich auch nicht.«
Marcia setzte das Brecheisen neu an, und einen Augenblick später verkündete ein lautes Knacken, dass die Nägel den Widerstand gegen die energische Außergewöhnliche Zauberin endlich aufgegeben hatten. Septimus half Marcia, das Brett anzuheben.
»Ich hatte keine Ahnung, dass hier eine Rose ist«, sagte Marcia und sah sich die verschlungene Rose, die tief in das Brett geschnitzt war, genauer an. Sie war von den vielen Füßen, die im Lauf der Jahrhunderte achtlos darauf herumtrampelt hatten, stark abgewetzt, denn der Besenschrank war einst als Garderobe benutzt worden, doch die zart gewölbten Blütenblätter waren noch deutlich zu erkennen.
»Das war mein Symbol«, sagte Septimus, beinahe stolz. Nun, da er wieder in seiner Zeit war, dachte er gern an seine Zeit bei Marcellus Pye zurück. »Es ist ein altes Zeichen für einen siebten Sohn. Marcellus hatte es lange, bevor ich zu ihm kam, in seinen Tisch geschnitzt.«
»Hinterhältiger Kerl«, schimpfte Marcia. »Dem würde ich gerne mal die Meinung sagen.«
»Er war eigentlich ganz in Ordnung«, wagte Septimus zu sagen.
»Wir sind uns wohl einig, dass wir uns in diesem Punkt uneins sind«, sagte Marcia ärgerlich. »Ich bin gerne bereit, diese Quacksalbertruhe da herauszuholen, denn wenn auch nur im Entferntesten die Chance besteht, die Seuche zu besiegen, ist es einen Versuch wert. Aber du wirst von mir nie zu hören bekommen, dass dieser Mann »eigentlich ganz in Ordnung« sei. Niemals.«
Septimus und Marcia knieten sich hin und spähten in das staubige Loch unter dem Fußboden. Vorsichtig schob Septimus die Hand hinein, und der Schein seines Drachenrings spiegelte sich in der Tiefe.
»Ich kann sie sehen«, sagte er erstaunt. »Da ist
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