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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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war selbstbewusster geworden, und er wusste und glaubte Dinge, die sie selbst nicht wusste oder glaubte. Daran musste sie sich erst noch gewöhnen.
    »Soll ich den Baldrian zu diesem hier dazugeben oder umgekehrt dies hier zum Baldrian?«, riss Septimus Marcia aus ihren Gedanken.
    »Du bist der Fachmann, Septimus«, sagte sie im Bemühen, sich an ihre neue Rolle zu gewöhnen. »Aber grundsätzlich würde ich sagen, gib Hell zu Dunkel.«
    »Gut.« Septimus kippte das grünliche Öl zu dem Gemisch in der Flasche. »Könnten Sie mir jetzt bitte die Waage reichen?«, fragte er. In ihre Rolle als Laboratoriumsgehilfin schlüpfend, gab ihm Marcia eine kleine goldene Balkenwaage mit winzigen Gewichtssteinen aus Gold. Mit einer langschenkeligen Pinzette griff er das kleinste Gewicht und legte es auf die Waage. Dann nahm er einen kleinen goldenen Löffel mit runder Höhlung zur Hand, häufte ihn mit einem feinen blauen Pulver voll und ließ das Pulver auf die andere Waagschale rieseln, bis beide Seiten im Gleichgewicht waren. Plötzlich stach ihm etwas ins Auge. Es sah sich den Löffel genauer an und runzelte die Stirn.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Marcia.
    Septimus reichte ihr den Löffel und deutete mit seinem blaugefleckten Finger auf ein paar Kratzer auf der Unterseite des Stiels.
    Marcia fischte wieder ihre Brille aus der Tasche und sah sich die Kratzer an. »Sep... ti... mus«, las sie langsam.
    »Ich weiß noch, wann ich das geschrieben habe«, sagte Septimus. »Es war am Tag nach ... nach meiner Ankunft. Eine Zeitlang schrieb ich meinen Namen überallhin. Es war, als wollte ich Botschaften für unsere Zeit hinterlassen.«
    Marcia klappte ihre Brille zusammen und tupfte sich mit ihrem lila Seidentaschentuch die Augen. »Das Pulver brennt«, sagte sie. »Du solltest den Deckel wieder drauftun.«
    Ein paar Stunden später, als das Gemisch abgekühlt war, kam Septimus zurück, um das Heilserum fertigzustellen. Er entfernte den großen Kristall, der sich gebildet hatte, zertrümmerte ihn mit einem Stößel in einem Mörser und gab den pulverisierten Kristall in die Flasche. Er stopfte einen Korken in die Öffnung, schüttelte die Mixtur dreizehn Sekunden lang, bis sie klar wurde, und goss sie in eine große durchsichtige Arzneiflasche. Dann zündete er eine Kerze an. Er nahm seine Prüfrute aus der Medizintruhe, tauchte sie in das Gemisch, drehte sie siebenmal und hielt sie an die Kerzenflamme. Sie sah gut aus. Er legte ein sauberes Stück Seide über die Öffnung der Arzneiflasche und stopfte einen Korken hinein, sodass die Flasche dicht verschlossen war.
    »Fertig!«, rief er die Treppe hinauf. Marcia kam eilends herunter. »Nun der letzte Test«, sagte Septimus, etwas nervös. Marcia sah zu, wie ihr Lehrling die Flasche hochhob, in das Licht hielt, das durch das kleine Bogenfenster fiel, und so drehte, dass sie einen Sonnenstrahl einfing. Das Sonnenlicht fiel auf das Glas, durchwanderte die Flüssigkeit und kam auf der anderen Seite als blendend blauer Lichtstrahl wieder heraus. »Es funktioniert«, schrie Septimus. »Es funktioniert!«
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, schmunzelte Marcia. »Nun lauf, hol deinen Umhang, wir müssen es dorthin bringen, wo es gebraucht wird. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Als Marcia und ihr Lehrling den Hof des Zaubererturms überquerten, warf sich Feuerspei so heftig gegen die Tür seines Zwingers, dass der ganze Schuppen wackelte. Septimus lief hin und rief: »Ich bin bald zurück, Feuerspei. Ganz bestimmt. Dann darfst du heraus. Versprochen. Bis später, Feuerspei!«
    »Jenna muss unbedingt den Suchzauber aufheben«, sagte Marcia zu ihm, als er sie wieder eingeholt hatte. »Sonst lässt er dir keine Ruhe. Ein furchtbarer Quälgeist.«
    »Ich weiß«, erwiderte Septimus und folgte Marcia durch eine Seitenpforte auf eine schmale Gasse. Er hatte die Flasche mit dem Gegenmittel in der Hand, denn sie waren auf dem Weg ins Spital. Da Marcia wusste, dass ihr Lehrling unter Höhenangst litt, sah sie davon ab, die Abkürzung oben auf der Ringmauer zu nehmen, und ging stattdessen durch die gewundenen Gassen. Septimus hatte sich noch nie so glücklich gefühlt wie in diesem Moment, außer vielleicht am Tag zuvor, als er aus dem Manuskriptorium in den Zaubererturm zurückgekehrt war und der Fußboden für ihn geschrieben hatte: »WILLKOMMEN ZURÜCK IN DEINER ZEIT, LEHRLING. WIR HABEN DICH VERMISST.« Das war ein schöner Augenblick gewesen, ein sehr schöner Augenblick. Er genoss

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