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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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entnahm ihr ein halb vermodertes, in Leder gebundenes Buch. Es war klein und dick, und man sah ihm an, dass es einst sehr schön gewesen sein musste. Es war mit einem verblassten roten Band zusammengebunden, und auf den Überresten des alten, sehr brüchigen Leders waren noch verschnörkelte Blattgoldmuster zu erkennen – und der Titel: Ich, Marcellus. Vorsichtig legte sie das Buch auf den Tisch, und dabei zerfiel das Band. Feiner roter Staub rieselte über ihre Hände, und das schwarze Siegel, das die beiden Enden zusammengehalten hatte, fiel zu Boden und kullerte in die Dunkelheit. Sie machte sich nicht die Mühe, es zu holen, denn sie konnte es nicht erwarten, Ich, Marcellus aufzuschlagen. Zu groß waren ihre Ungeduld und ihre Besorgnis.
    Ihr Herz schlug schnell, als sie behutsam den Deckel hob. Eine Wolke feinen Lederstaubs wirbelte auf.
    »Hatschi!«, nieste sie. »Hatschi, hatschi, hatschi!« Und dann: »Oh nein!«, denn viele Seiten des Buchs waren dem gefürchteten Pyramidenbibliothekspapierkäfer zum Opfer gefallen. Sie fischte eine lange Pinzette aus einem Behältnis auf dem Schreibtisch, hob die zarten, löchrigen Seiten eine nach der anderen vorsichtig an und untersuchte sie mit einer großen Lupe. Das Werk Ich, Marcellus war in drei Teile gegliedert: Alchimie, Heilkunde und Almanach. Die ersten beiden Teile und ein Großteil des dritten waren bis zur Unleserlichkeit zerstört. Kopfschüttelnd blätterte Marcia weiter durch das Buch, bis sie auf einen sehr fetten, zerquetschten Papierkäfer stieß, der unter irgendwelchen astronomischen Berechnungen klebte. Sie hob den Käfer mit der Pinzette in die Höhe und ließ ihn mit triumphierender Miene in ein Glas auf dem Tisch fallen, das bereits eine Sammlung zerquetschter Papierkäfer enthielt. Da die folgenden Seiten unversehrt waren, konnte sie nun schneller durch den Almanach blättern und gelangte bald zum gegenwärtigen Jahr. Sie überflog die rätselhaften Einträge, wobei sie von Zeit zu Zeit die mit Tintenklecksen verunzierten Tabellen auf der Rückseite zu Rate zog, bis sie schließlich das Datum gefunden hatte, das sie suchte, den Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche – der im Übrigen merkwürdig außer der Reihe war. Als sie die betreffende Seite aufschlug, lag da ein loses Blatt Papier zwischen den Seiten. Es war mit einer krakeligen Schrift beschrieben, die sie kannte.
    Marcia las, und das anfängliche Erstaunen auf ihrem Gesicht verwandelte sich in Entsetzen. Bleich wie der Tod erhob sie sich, steckte das Blatt zitternd in die Tasche und machte sich eilends auf den Weg zum Palast.

* 10 *
    10.  Der Ankleideraum der Königin
     

    D r üben im Palast erwachte Septimus in Sarah Heaps kleinem Salon. Noch ganz benommen schlug er die Augen auf und fragte sich, wo er war. Trübes graues Licht fiel durch die geblümten Vorhänge, und er spürte die Feuchtigkeit des Flusses in der Luft. Es war nicht die Art von Morgen, die Lust zum Aufstehen machte.
    Jenna gähnte verschlafen. Sie zog sich die gehäkelte Decke über den Kopf und wünschte, der Tag würde vergehen. Eine seltsame dunkle Vorahnung lastete auf ihr, doch sie konnte sich nicht erinnern, warum. »Guten Morgen, Sep«, sagte sie. »Wie geht es dir?«
    »Wo ...«, murmelte Septimus träge. »Wo bin ich?«
    »Äh ... in Mums Salon«, murmelte Jenna.
    »Ach ja, ich erinnere mich ... Königin Etheldredda.«
    Mit einem Schlag war Jenna hellwach und wusste wieder, was es mit ihrer dunklen Vorahnung auf sich hatte. Leider.
    Gleichzeitig fiel Septimus etwas anderes ein: seine Prüfung im Zukunftsvorhersagen. Ruckartig setzte er sich auf. Seine strohblonden Locken standen zu Berge, Angst blickte aus seinen grünen Augen. »Ich muss los, Jenna, sonst komme ich zu spät. Ich wusste, dass ich es diesmal vermassle.«
    »Vermassle? Was denn?«
    »Meine Prüfung im Zukunftsvorhersagen. Ich wusste es.«
    »Na, dann ist doch alles in Ordnung, oder?« Jenna richtete sich auf und grinste. »Dann hast du ja wohl bestanden.«
    »Glaub ja nicht, dass das so funktioniert«, erwiderte Septimus geknickt. »Jedenfalls nicht bei Marcia. Ich mache mich besser gleich auf den Weg.«
    »Warte, Sep«, sagte Jenna. »Du kannst noch nicht zurück. Du musst dir vorher noch etwas ansehen. Ich hab’s versprochen.«
    »Versprochen? Was meinst du denn mit versprochen?«
    Jenna antwortete nicht. Sie stand langsam auf und legte die gehäkelte Decke zusammen. Septimus bemerkte ihren sorgenvollen Blick und beschloss, nicht weiter in sie

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