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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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dicken Eichenbrettern führte. Das Tor war fest verschlossen und zusätzlich mit drei Eisenstangen verriegelt. Über dem Tor stand in sauberer Handschrift Feuerspei . Als Catchpole vorbeitrabte, warf sich etwas im Innern des Zwingers gegen das Tor. Ein lautes splitterndes Geräusch ertönte, und der mittlere Eisenriegel verbog sich, aber nicht so stark, dass das Tor nachgab. Catchpole verging das Grinsen. Er machte, dass er in Höchstgeschwindigkeit davonkam, und verlangsamte seine Schritte erst wieder, als die Hälfte der Strecke hinter ihm lag und vor ihm die Palastfackeln aus dem Nebel auftauchten.
    Marcia fuhr, nachdem sie Catchpole losgeschickt hatte, mit der silbernen Wendeltreppe wieder nach oben in ihre Gemächer in der Spitze des Zaubererturms. Sie war besorgt. Es sah Septimus gar nicht ähnlich, dass er eine Prüfung versäumte. Da stimmte etwas nicht. Noch im Nachtbetrieb, schraubte sich die Silbertreppe gemächlich nach oben, und Marcia, am frühen Morgen ohnehin nie in bester Verfassung, wurde leicht übel von der Drehbewegung und den Gerüchen nach Speck und Haferbrei, die sich mit dem Weihrauchduft vermischten, der aus der Halle unten heraufstieg. Sie dachte immer noch über Septimus nach, als sie am vierzehnten Stock vorbeischwebte. Da fiel ihr etwas ein. Etwas Wichtiges.
    »Los, beeil dich!«, raunzte sie ungeduldig die Wendeltreppe an. Die Treppe nahm sie beim Wort und beschleunigte auf die doppelte Tagesgeschwindigkeit, und Marcia flog die restliche Strecke förmlich nach oben, sehr zum Erstaunen dreier älterer Zauberer, die soeben zu einem Angelausflug aufbrachen. Im zwanzigsten Stock stoppte die Treppe mit derselben Begeisterung, mit der sie Marcias Befehl nachgekommen war, und in einer einzigen flüssigen Bewegung hüpfte die Außergewöhnliche Zauberin von der obersten Stufe und rauschte durch die schwere lila Tür, die in ihre Gemächer führte. Zum Glück hatte die Tür sie kommen sehen und schwang gerade noch rechtzeitig auf. Augenblicke später wuselte Marcia die Treppe zur Pyramidenbibliothek hinauf.
    Mit Sorgenfalten auf der Stirn blätterte sie aufgeregt durch die Unterlagen für die Prüfung im Zukunftsvorhersagen, bis sie gefunden hatte, was sie suchte: eine Reihe eng geschriebener Formeln, die Jillie Djinn, die neue Obermagieschreiberin, aus dem Allsehenden Almanach zusammengestellt hatte. Marcia nahm das Blatt heraus, zog ihren Leuchtstift aus der Tasche und fuhr mit ihm an den Formeln entlang. Während der Stift über die Seite wanderte, begannen die Zahlen, sich von selbst neu zu ordnen. Marcia starrte sie minutenlang fassungslos an.
    Plötzlich warf sie den Stift weg und rannte in die dunkelste Ecke der Bibliothek, in der das Versiegelte Regal stand. Zitternd schnippte sie mit den Fingern, aber erst beim dritten Mal laut genug, um die dicke Kerze zu entzünden, die davorstand. Der Schein der Flamme fiel auf die beiden versiegelten dicken Silbertüren, die das Regal schützten und sich nur bei Berührung mit dem Echnaton-Amulett öffneten, das von einem Außergewöhnlichen Zauberer zum nächsten weitergegeben wurde. Marcia nahm das Amulett aus Lapislazuli und Gold von ihrem Hals und drückte es gegen das längliche Wachssiegel, das den Spalt zwischen den Türen bedeckte. Das Siegel erkannte das Amulett. Das Wachs rollte sich zu einer Schnecke zusammen, und leise zischend schwangen die Türen auf. Dahinter war ein tiefes, dunkles Regal, aus dem der Mief von Jahrhunderten strömte. Marcia musste niesen.
    Marcia hatte das Versiegelte Regal nie zuvor geöffnet. Bis heute hatte sie auch keinen Grund dazu gehabt. Alther hatte ihr einst gezeigt, wie es ging, nachdem er sie zu seiner Nachfolgerin im Amt des Außergewöhnlichen Zauberers bestimmt hatte. Sie musste daran denken, wie er ihr damals, als sie noch sein Lehrling war, immer Mut zugesprochen hatte, und bekam Gewissensbisse, weil sie heute so schroff zu ihm gewesen war.
    Mit einem mulmigen Gefühl fasste sie in das Regal, denn man wusste nie, was in einem versiegelten Behälter oder Raum lauerte und was sich darin entwickelt hatte, seit er das letzte Mal geöffnet worden war. Doch sie brauchte nicht lange, um zu finden, was sie suchte, und mit einem Gefühl der Erleichterung zog sie eine Schatulle aus purem Gold hervor. Sie betrachtete die Schatulle im Schein der Kerze, versiegelte die Tür wieder und kehrte zum Tisch zurück. Mit einem kleinen Schlüssel, den sie aus ihrem Gürtel fingerte, schloss sie die Schatulle auf und

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