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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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zerknittertes Blatt Papier hervorzogen, glattstrichen und säuberlich auf den Tisch legten.
    »Bitte eine Feder«, bat Wolfsjunge nun.
    Die rechte Hand klaubte einen Federkiel aus einer Ablage auf der Tischplatte und hielt ihn, über dem Blatt Papier verharrend, mit erstaunlicher Gewandtheit.
    »Jetzt schreib: Liebe Tante Zelda – was ist denn?« Die Hand trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Papier. »Ach so, entschuldige. Tinte, bitte. Jetzt schreib: Liebe Tante Zelda, Jenna und ich sind fort, um 412 zu retten. Liebe Grüße von 409. Ach ja, und von Jenna. Liebe Grüße auch von Jenna. Das wär’s, ja, danke. Danke, du kannst jetzt aufhören. Leg die Feder weg. Nein, du brauchst nicht mit Löschpapier abzulöschen. Lass den Zettel einfach auf dem Tisch liegen und sorg dafür, dass sie ihn sieht.« Die Hand legte fast widerstrebend die Feder weg, und dann verschränkten sich die Arme verstimmt, als wären sie unzufrieden, weil es nicht mehr zu schreiben gab.
    »Gehen wir«, sagte Jenna und trat wieder durch die Tür des Wandschranks für unbeständige Tränke und Spezialgifte.
    »Komme sofort!«, rief Wolfsjunge, dem gerade etwas eingefallen war. Er flitzte zum Kamin zurück und war gleich darauf wieder da, in der Hand ein Kohlsandwich.
    Jenna beäugte das Sandwich argwöhnisch. »Schmecken die dir wirklich?«, fragte sie.
    »Nein. Ich kann sie nicht ausstehen. Aber 412. Ich hab mir gedacht, ich mache ihm eine Freude.«
    »Dazu brauchen wir eine ganze Menge mehr als ein Kohlsandwich, 409«, seufzte Jenna.
    »Hm, aha. Aber das kannst du mir alles unterwegs erzählen. Einverstanden?«
    Als die beiden aus dem Wandschrank im Königinnengemach traten, war Wolfsjunge in düsterer Stimmung. Jenna hatte ihm berichtet, was geschehen war. Sie kamen an dem Sessel vorbei, nicht ahnend, dass die Königin schockiert war über die jähe Wandlung, die der Begleiter ihrer Tochter durchgemacht hatte – vom adrett gekleideten Lehrling zum jungen Halbwilden. Als Wolfsjunge an ihrem Geist vorüberging, sträubten sich ihm die Nackenhaare. Er sah sich um wie ein ängstliches Tier, und ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle. »Irgendwas ist hier nicht geheuer«, flüsterte er.
    Jenna erschauderte, denn Wolfsjunges Knurren hatte sie nervös gemacht. »Los«, sagte sie, »machen wir, dass wir hier rauskommen.« Sie nahm Wolfsjunge an der Hand und zog ihn durch die Tür.
    Jillie Djinn, unlängst zur neuen Obermagieschreiberin erkoren, erwartete sie draußen.

* 12 *
    12.  Jillie Djinn
     

    » M i ss Djinn!«, rief Jenna verdutzt beim unerwarteten Anblick der Schreiberin in ihrem indigoblauen Gewand mit den eindrucksvollen goldenen Abzeichen. Woher wusste Jillie Djinn, wo sie gewesen war? Und woher kannte die Schreiberin das Königinnengemach? Nicht einmal Marcia kannte es.
    »Eure Majestät.« Jillie Djinn klang etwas außer Atem. Sie verbeugte sich respektvoll und brachte dabei ihr neues Seidengewand zum Rascheln.
    »Bitte, nennen Sie mich nicht so«, erwiderte Jenna ärgerlich. »Nennen Sie mich Jenna. Einfach nur Jenna. Noch bin ich nicht Königin. Und ich will es auch nie werden. Am Ende wird man doch nur ein böser Mensch, der allen Böses tut. Es ist furchtbar.«
    Jillie Djinn sah Jenna betroffen an und wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. Die Obermagieschreiberin hatte keine Kinder, und abgesehen von einer sehr ernsten und frühreifen Tempelschreiberin, die sie vor Jahren in einem Fernland kennengelernt hatte, war Jenna die erste Elfjährige, mit der sie sich seit ihrem elften Lebensjahr unterhielt. Miss Djinn hatte ihr Leben ganz dem Beruf gewidmet und lange Jahre die Fernlande bereist, um den Geheimnissen in den vielen unterschiedlichen Wissensbereichen auf die Spur zu kommen. Darüber hinaus hatte sie mehrere Jahre lang die Geheimnisse der Burg erforscht, was, wie sie nun mit Freuden feststellte, keine Zeitverschwendung gewesen war.
    »Jenna«,verbesserte sich Jillie Djinn, »Madam Marcia wünscht, Sie zu sehen. Ihr Lehrling ist verschwunden, und sie befürchtet das Schlimmste.« Ihr Blick fiel auf die Stiefel, die an den Schnürsenkeln in Jennas rechter Hand baumelten. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ihre Befürchtungen begründet sind?«
    Jenna nickte verwirrt. Sie fragte sich, wie Marcia bereits wissen konnte, was passiert war. Und dann schnupperte sie. Und schnupperte noch einmal. Ein seltsamer Geruch nach Drachendung lag in der Luft. Auch Jillie Djinn schnupperte. Und rieb dann ihren rechten

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