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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Ahnung«, antwortete Jenna, die unglücklich an den roten Pelzhaaren ihres neuen Umhangs zwirbelte. »Ich habe nicht gefragt. Ich hatte zu große Angst davor, dass sie den Reklamier-Zauber rückgängig machen könnte, und so habe ich einfach zu ihr gesagt, dass ich dich schon dazu bringen würde.«
    »Hat sie gesagt, warum ich es tun soll?«
    »Nein. Das wollte sie nicht. Aber sie hat mir richtig Angst gemacht. Es war schrecklich. Kann sie ihre Drohung tatsächlich wahr machen, Sep? Kann sie deine Rettung wirklich rückgängig machen?«
    Septimus scharrte wütend mit den Stiefeln am Marmor. »Ja, Jenna, das kann sie. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden, wenn sie etwas davon versteht, und darauf möchte ich wetten. Ich wette, sie hat das schon viele Male gemacht. Menschen gerettet und hinterher erpresst.«
    »Sie ist grässlich«, murmelte Jenna. »Ich hasse sie.«
    »Marcia sagt, man soll niemanden hassen«, erwiderte Septimus. »Sie sagt, man soll sich in die Lage eines anderen versetzen und in seine Schuhe schlüpfen, ehe man ein Urteil über ihn fällt.«
    »Marcia würde nie in die Schuhe eines anderen schlüpfen«, sagte Jenna mit einem gequälten Lächeln, »außer es sind spitze lila Pythonschuhe mit schnuckeligen kleinen Goldknöpfen.«
    Septimus lachte und verfiel dann in Schweigen. Jenna auch. Beide spürten, dass ihre Blicke von dem Spiegel angezogen wurden, aber keiner schaute hinein. Plötzlich platzte Septimus heraus: »Ich tu es jetzt, Jenna.«
    »Jetzt gleich?«, fragte sie mit überschnappender Stimme.
    »Ja. Ich will es hinter mich bringen. Was soll denn schon groß passieren? Ich könnte ein hässliches altes Gespenst sehen, aber das ist auch schon alles. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, oder?«
    »Na, wenn du meinst...« Jenna klang nicht überzeugt.
    »Dann tu ich es jetzt. Du gehst hinauf in den Schrank, und ich komme in einer Minute nach. Einverstanden?«
    »Nein, ich lasse dich nicht allein«, protestierte Jenna.
    »Aber wenn da tatsächlich ein Gespenst auf mich lauert, brauchst du es nicht zu sehen. Sonst sucht es auch dich heim. Ich weiß, wie man sich gegen Gespenster schützt, und du nicht.«
    »Aber ...« Sie zögerte.
    »Nun geh schon, Jenna. Bitte.« Er lächelte ihr kurz zu. »Geh.«
    Widerwillig stieg sie die Treppe in den Wandschrank hinauf. Sowie sie das Ankleidezimmer verlassen hatte und in Sicherheit war, holte Septimus tief Luft, um seine Nerven zu beruhigen.
    Dann blickte er in den Spiegel.
    Zuerst sah er nichts. Der Spiegel war dunkel, wie ein Schlammloch in den Marschen. Er beugte sich weiter vor. Warum konnte er eigentlich kein Spiegelbild von sich sehen? Und wieso bildete er sich ein, dass alle möglichen schrecklichen Gespenster hinter ihm lauerten, obwohl er sein Möglichstes tat, an so etwas nicht zu denken.
    »Alles in Ordnung?«, rief Jennas Stimme von oben herunter. »Hast du in den Spiegel geblickt?«
    »Äh ... ja. Ich tu’s noch ...«
    »Und? Was siehst du?«
    »Nichts ... nichts ... nur Dunkelheit... oh, warte ... jetzt kann ich etwas erkennen ... das ... das ist komisch ... ein alter Mann ... er schaut mich an. Irgendwie sieht er überrascht aus.«
    »Ein alter Mann?«, fragte Jenna.
    »Nanu, das ist aber eigenartig ...«
    »Was denn?« Jenna klang besorgt.
    »Na ja, wenn ich die rechte Hand hebe, tut er es auch. Und wenn ich die Stirn runzele, runzelt er sie auch.«
    »Wie ein Spiegelbild?«
    »Ja, genau. Ah, jetzt wird mir alles klar ... Das ist einer von diesen Was-noch-kommt-Spiegeln. Die waren früher mal sehr beliebt. Auf Rummelplätzen gab es welche. Man kann darin sehen, wie man kurz vor seinem Tod aussehen wird.«
    »Das ist ja grausig!«, rief Jenna.
    »Ja. So will ich niemals aussehen. Igitt. Oh, wenn ich die Zunge herausstrecke, streckt er ... he!«
    »Was ist?« Jenna hielt es nicht mehr aus. Sie flitzte die Treppe hinunter und kam gerade noch rechtzeitig ins Ankleidezimmer, um zu sehen, wie Septimus einen Satz nach hinten machte, auf dem glatten Marmorboden ausrutschte und hinfiel. Er wollte sich hochrappeln, und im selben Moment schrie Jenna auf. Zwei alte schrumplige Hände mit langen, knochigen Fingern und gelben, krummen Nägeln tauchten aus dem Spiegel auf und schnappten nach Septimus, bekamen seinen Kittel zu fassen, krallten sich in seinen Lehrlingsgürtel und zogen ihn in Richtung Spiegel. Septimus trat nach den Klauen und versuchte verzweifelt, sich loszureißen.
    »Jenna! Hilf mir, Jen...«, schrie er, und dann war es plötzlich still.

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