Septimus Heap 03 - Physic
Zähne. Das musste das ewige Feuer der Alchimisten sein. Er hatte davon gelesen, aber nicht für möglich gehalten, dass es so etwas tatsächlich gab. Eine Kugel lag zu seinen Füßen, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie sich genauer anzusehen. Er kniete nieder und berührte sie. Das dicke grüne Glas war kühl und blieb es auch, als die Flamme zu seiner Hand emporzüngelte und vor ihr tanzte wie ein aufgeregter kleiner Hund, der um Aufmerksamkeit heischte.
Septimus wurde aus seiner Betrachtung gerissen, als plötzlich weit über ihm die Leiter klapperte. Marcellus Pye trat den langen Abstieg an. Die Leiter wackelte bei jedem seiner Tritte.
Septimus geriet in Panik und rannte los. Mit seinen dicken Wollsocken über die glatten Kalksteinfliesen des Altwegs schlitternd, suchte er beim Rennen die kahlen Wände nach Hinweisen auf einen Ausgang oder Tunnel ab, der ihm vielleicht zur Flucht verhelfen konnte. Aber da war nichts, weder ein Fluchtweg noch eine Möglichkeit, sich vor dem Alten zu verstecken, der bald unten angekommen sein musste.
Der Altweg machte viele Biegungen, wobei er grob dem Verlauf des alten Alchimiewegs weit darüber folgte. Bald war Septimus um die erste Biegung herum und konnte aufatmen. Jetzt war er vom Schornstein aus nicht mehr zu sehen. Keuchend verlangsamte er seine Schritte und sah sich genauer um. Nicht lange, und er wurde mit dem Anblick eines kleinen Seitengangs belohnt, der in einem guten Meter Höhe abging. Rasch kletterte er in die Öffnung und gelangte an eine schmale geschwungene Treppe aus Lapislazuli.
Neue Hoffnung schöpfend, rannte er die Stufen hinauf. Die Treppe schraubte sich in immer neuen Windungen nach oben. Nach einigen Minuten blieb Septimus stehen, um zu verschnaufen. Er lauschte auf Schritte, die ihm folgten, doch er hörte nichts. Erleichtert ging er weiter, langsamer jetzt. Sein Drachenring beleuchtete den Lapislazuli, der sich vor und hinter ihm erstreckte, ohne dass ein Ende abzusehen war. Schon beschlich ihn das Gefühl, dass die Treppe ewig so weiter ging, da bog er um die letzte Kurve und stand unvermittelt vor einem weiteren Spiegel. Dunkel und geheimnisvoll überragte er die oberste Stufe. Septimus sah darin undeutlich sein Spiegelbild. Es starrte ihn aus großen, ängstlichen Augen an. Er atmete tief durch und mahnte sich zur Ruhe.
In der Hoffnung, dass der Spiegel nachgab wie der letzte, drückte Septimus mit der Hand gegen das Glas. Es war, wie er befürchtet hatte – der alte Mann hatte die Wahrheit gesagt. Der Spiegel ließ ihn nicht durch. Er war hart wie Stein. Verzweifelt stemmte er sich dagegen, drückte mit aller Kraft. Aber der Spiegel gab nicht nach. Septimus wusste, dass es sinnlos war, und dennoch hämmerte er mit den Fäusten gegen das Glas, bis seine Hände blau anliefen und seine Arme schmerzten.
Auf der anderen Seite des Spiegels blickte Jillie Djinn von ihren Notizen auf und lächelte. Es war doch immer wieder befriedigend, wenn sich die eigenen Berechnungen als richtig erwiesen. Sie legte ihre Schreibfedern sauber in eine Reihe, faltete ihre Papiere zusammen und machte sich eilends auf den Weg zum Palast.
Septimus versetzte dem Spiegel einen letzten, verzweifelten Tritt und stieß sich dabei die Zehe an. Den Tränen nah, rannte er die Treppe wieder hinunter. Der Abstieg war leichter, und bald tauchten der kleine Bogen und die rot glimmenden Kugeln mit dem ewigen Feuer dahinter auf. Kaum war er in den Altweg hinabgesprungen, rief eine zittrige Stimme: »Schön, dass wir uns treffen, Lehrling.« Der Alte kam auf ihn zugeschlurft. »Wir sind fast am Ziel.«
Der siegesgewisse Ton in der Stimme des Alten verriet Septimus, dass es wohl kein Entrinnen mehr gab, aber einen letzten Versuch wollte er noch unternehmen, bevor er ihm endgültig in die Hände fiel. Er fasste in seinen Lehrlingsgürtel, um den Flug-Charm herauszunehmen. Er war nicht da.
Septimus rannte davon. »Du kannst nirgendwo hin!«, rief ihm sein langsamer, aber hartnäckiger Verfolger nach, und als er um die nächste Kurve bog, wusste er, dass der Alte die Wahrheit sprach. Er hatte das Ende des Ganges erreicht. Eine hohe goldene Flügeltür versperrte ihm den Weg. Zwei große Kugeln mit dem ewigen Feuer, beinahe so groß wie er selbst, flankierten die Tür. Er setzte sich zwischen sie und sah zu, wie die Flammen in seine Richtung züngelten, als wollten sie einen alten Freund begrüßen. Er konnte nicht weiter. Ihm blieb nichts weiter zu tun, als den
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