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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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schlurfenden, unsicheren Schritten zu lauschen, die unaufhaltsam näher kamen.
    »Ah, der Herr Lehrling«, keuchte der Alte und zeigte sein Zahnlückenlächeln. »Ich glaube, das hat mal dir gehört.« Er wedelte mit dem Flug-Charm. »Auf den Flug-Charm muss man immer achtgeben, denn er ist ein flatterhaftes Ding und macht sich einen Spaß daraus, denen, die ihn zu besitzen glauben, zu entschlüpfen. Aber wie es scheint, gehört er jetzt wieder mir.«
    »Der Flug-Charm gehört niemandem«, knurrte Septimus.
    Der Alte kicherte. »Eine treffliche Antwort, Lehrling, und wahr obendrein. Ich sehe, wir werden gut zusammenarbeiten. Meinen Glückwunsch – du hast die erste Aufnahmeprüfung bestanden. Du hast den Eingang gefunden ... haha. Kleiner Scherz meinerseits. Nanu, wo hab ich denn meinen Schlüssel?«
    In panischer Angst wirbelte Septimus herum und wollte wegrennen, aber die geübte Hand des Alten schoss nach vorn, krallte sich mit ihren knochigen Fingern in seinen Lehrlingsgürtel und zog ihn zurück. Schnaufend vor Anstrengung zückte der Alte seine goldene Scheibe und legte sie in eine runde Vertiefung in der Mitte der Flügeltür. Dann schob er Septimus ein Stück fort und sprach: »Tritt zurück, Lehrling, was nun kommt, ist gefährlich.«
    Die Tür ging langsam auf und gab den Blick frei auf eine tiefe, gespiegelte Dunkelheit. Septimus machte große Augen, aber er begriff nicht, was er sah. Mitten im Dunkel schwebte ein junger Mann. Er hatte schwarze Locken und trug ein rot-schwarzes Gewand, das mit einem goldenen Kreis bestickt war, ähnlich der Scheibe, die der Alte in der Hand hielt. Der junge Mann schaute auf sie herab. Auf seinem Gesicht lag eine seltsame Mischung aus Bestürzung und Hoffnung.
    Marcellus bekam einen unendlich wehmütigen Blick, denn er stand sich selbst gegenüber – sich selbst als jungem Mann von dreißig Jahren –, und er wusste, dass er nie wieder so sein konnte. Dann gab er Septimus einen kräftigen Stoß, der ihn in das eisige Dunkel taumeln und zu Boden stürzen ließ.
    Lautlos fiel die große Flügeltür hinter ihm wieder zu, und Septimus war verschwunden.

* 16 *
    16.  Der leere Palast
     

    W ä hrend Septimus durch die große goldene Tür gestoßen wurde, überquerte Gringe, der Hüter des Nordtors, gerade die niedrige Holzbrücke, die zum Palast führte.
    »Guten Morgen, Miss«, grüßte er Hildegard, die Unterzauberin, die heute Morgen den Türdienst versah.
    »Guten Morgen, Mr. Gringe«, antwortete die Unterzauberin.
    »Na so was!«, rief Gringe. »Sie wissen, wie ich heiße?«
    »Aber selbstverständlich, Mr. Gringe. Jeder kennt den Hüter des Nordtors. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Nun ja ... es handelt sich um eine delikate Angelegenheit, und ich habe nicht viel Zeit, denn ich habe Mrs. Gringe allein am Tor zurückgelassen. Sie ist zurzeit nervlich nicht ganz auf der Höhe, und selbst wenn sie ganz auf der Höhe ist, ist das Geldzählen nicht ihre Sache, deshalb muss ich fix wieder runter und ...«
    »Und was kann ich für Sie tun?«, fragte Hildegard.
    »Oh, ach ja, ich wollte eigentlich Silas Heap sprechen. Wenn es keine Umstände macht.«
    »Aber ganz und gar nicht, Mr. Gringe. Würden Sie bitte da drüben Platz nehmen. Ich schicke sofort einen Boten los.« Hildegard ging hinüber zum Langweg und bimmelte mit einer kleinen silbernen Tischglocke, die auf einer alten Ebenholztruhe stand. Das Bimmeln hallte durch den leeren Korridor.
    Gringe fühlte sich durch den Palast etwas eingeschüchtert. Er konnte nicht recht glauben, dass Silas Heap tatsächlich hier wohnte. Er musterte die Reihe goldener Stühle, auf die Hildegard gedeutet hatte. Sie hatten kleine, mit rotem Samt bezogene Sitzpolster und machten einen wenig vertrauenerweckenden, unbequemen Eindruck, und so eilte er weiter in die dunkelste Ecke der Halle, in der er einen Sessel erspäht hatte, der mehr Bequemlichkeit versprach. Das Möbel stand halb verborgen im Schatten, und darin saß, unsichtbar für Gringe, der alte Geist des ehemaligen Torwächters Godric und schlummerte friedlich.
    »Nein!«, rief Hildegard scharf. »Nicht in den Sessel, Mr. Gringe!«
    Gringe, der gerade Platz nehmen wollte, fuhr wie vom Teufel gebissen in die Höhe.
    »Da sitzt schon jemand«, erklärte Hildegard.
    Gringe, der in seinem ganzen Leben noch nie einen Geist gesehen hatte und nicht gewillt war, jetzt damit anzufangen, schüttelte traurig den Kopf. Es stimmte, was die Leute sagten: Oben im Palast waren sie alle nicht

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