Septimus Heap 03 - Physic
Fingern. Lächelnd sah er sich in der Kammer um. Sein großes Werk – das Buch Ich, Marcellus , das den Menschen ohne jeden Zweifel auf Jahrhunderte hinaus als Ratgeber dienen und seinen Namen unsterblich machen würde – stand kurz vor der Vollendung.
»Buchbinder!« Marcellus schnippte ungeduldig mit den Fingern und sah sich im Raum nach dem fehlenden Handwerker um. »Heraus mit der Sprache, ihr Tölpel und Einfaltspinsel, wo habt den Buchbinder ihr verstecket?«
»Ich hab mich nicht verstecket, Eure Exzellenz«, flötete eine Stimme hinter Marcellus. »Hier bin ich jedenfalls. Wiewohl ich seit vier Stunden oder länger schon auf diesen kalten Steinen steh. Fürwahr, ich war schon vorher hier und bin es noch.«
Mehrere Schreiber verkniffen sich das Lachen, und Marcellus wirbelte herum und funkelte den buckligen älteren Mann, der neben einer kleinen Buchbinderpresse stand, zornig an. »Verschonet mich mit Eurem Geplapper«, rief er, »und schafft die Presse nun zum Tisch!«
Septimus sah, dass der Mann die Presse alleine nicht hochheben konnte, und so rutschte er von seinem Stuhl und eilte ihm zu Hilfe. Gemeinsam wuchteten sie die Presse etwas unsanft auf den Tisch. Tinte spritzte aus den Tintenfässern, und Federkiele fielen zu Boden.
»So gebt doch acht!«, rief Marcellus, als dunkelblaue Spritzer auf die letzten Seiten seines Werkes klatschten. Er hob das Blatt hoch, dass der Schreiber soeben vollendet hatte. »Nun ist’s besudelt«, seufzte er. »Doch ach, die Zeit ist gegen uns. Es muss gebunden werden, wie es ist. Da hat man’s wieder: Strebet der Mensch nach Vollkommenheit, bleibet er stets zurück ein Stück. So ist der Lauf der Welt. Doch ein paar Tintenkleckse vermögen mich nicht von meinem Ziel abzubringen. Wohlan, Septimus, walte deines Amtes.«
Septimus legte ein dickes Bündel Pergament vor sich hin, und dann tat er genau, was ihm Marcellus Pye am frühen Morgen gezeigt hatte. Er nahm die ersten acht Bogen, faltete sie zusammen und reichte sie dem nächsten Schreiber. Der griff zu einer großen Nadel, in die bereits ein dicker Leinenfaden eingefädelt war, und nähte, die Zunge konzentriert zwischen die Zähne geklemmt, die Bogen im Knick zusammen. Anschließend gab er sie Septimus zurück, und der brachte die zusammengenähten Bogen dem Buchbinder. So ging es den ganzen restlichen Morgen weiter. Alle sieben Schreiber nähten und fluchten leise vor sich hin, wenn sie sich mit der Nadel in die Finger stachen oder wenn der Bindfaden riss. Septimus lief hurtig von einem Schreiber zum anderen, denn Marcellus Pye legte großen Wert darauf, dass er die Papierbogen persönlich anfasste. Er glaubte nämlich, dass die Berührung durch den siebten Sohn eines siebten Sohns Unsterblichkeit verleihen konnte, selbst Büchern.
So arbeiteten sie sich durch den Almanach, und je näher die Seite mit dem Datum seiner Gefangennahme rückte, desto nervöser wurde Septimus, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. Er wollte Marcia unbedingt eine Nachricht hinterlegen und versuchen, mit seiner eigenen Zeit in Kontakt zu treten. Er hatte sich damit abgefunden, dass Marcia ihm wahrscheinlich nicht helfen konnte, denn wenn sie in der Lage wäre, ihn aus dieser anderen Zeit zurückzuholen, hätte sie es doch schon längst getan und er wäre nach über fünf Monaten nicht immer noch hier ... oder? Aber einerlei, was Marcia konnte und was nicht, er wollte sie wissen lassen, was geschehen war.
Da bemerkte er, dass der nächste Bogen die Seite mit dem Tag war. Mit zitternden Händen steckte er ihn zwischen acht andere Bogen – was eine kleine Unregelmäßigkeit darstellte, aber nicht zu ändern war – und reichte den Stapel dem nächsten freien Schreiber zum Zusammennähen. Sowie der Schreiber fertig war, nahm er ihm die geknickten Bogen wieder ab und schob heimlich seinen Brief dazwischen. Erblickte schuldbewusst in die Runde, aus Furcht, alle Augen könnten auf ihn gerichtet sein. Aber das Zusammensetzen des Buches ging ungestört weiter. Der Buchbinder nahm ihm mit gelangweilter Miene die Bogen ab und legte sie auf seinen Stapel. Niemand hatte etwas bemerkt.
Zitternd nahm Septimus wieder Platz und warf prompt ein Tintenfass um.
Marcellus runzelte die Stirn und schnippte einem Schreiber mit den Fingern zu. »Lauft, holt einen Lappen. Ich möcht nicht, dass dies Werk zu spät wird fertig.«
Um 13.21 Uhr hatte der Buchbinder das Buch Ich, Marcellus fertig gebunden. Er überreichte es Marcellus Pye, begleitet von
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