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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Fürwahr, ich bin zu vorschnell und überheblich gewest, als ich gedacht, ich könnt die Tinktur ohne den Siebenten eines Siebenten vervollkommnen. Ach, es ist wahr, ich bin (wie Mama gleichfalls sagt) nur ein unwissender Tor.
    Ich bet, dass die neue Tinktur ihren Zweck erfüllen und mir nicht nur ewiges Leben, sondern auch ewige Jugend schenken möcht. Ich hab Zutrauen zu meinem Lehrling. Er ist ein hochbegabter und verlässlich Bursch und hat eine große Liebe zur Heilkunst, genau wie ich in seinem Alter, obschon ich gewiss nicht so zur Schweigsamkeit und Schwermut hab geneiget.

    Tyrstag
    Jetzo ist es Monate her, dass wir die neue Tinktur gemischet, und noch immer will Septimus nicht sagen, wann sie fertig ist. Meine Ungeduld wachset und auch meine Angst, es könnt etwas damit geschehen, solang wir warten. Es ist meine letzte Hoffnung. Noch eine vermag ich nicht zu brauen, dieweil eine Konjunktion der sieben Planeten auf Jahrhunderte hinaus nicht mehr kommet, und ich weiß, dass ich in meinem künftigen Zustande keine mehr werd brauen können. Mama lieget mir Tag um Tag wegen ihrer neuen Tinktur in den Ohren. Sie redet mir in alles drein, und ich kann nichts vor ihr verbergen.

    Lokistag
    Ich schreib diese Zeilen in einer gewissen Erregung, denn heut wollen wir mein kostbar Buch versiegeln, das Ich, Marcellus. Mein junger Lehrling, der jetzo seit einhundertsechsundneunzig Tagen bei uns weilet und treffliche Arbeit hat geleistet, führet die letzten Berichtigungen auf den letzten Seiten durch. Bald muss ich fort zur Großen Kammer, wo alles meiner harret.
    Sowie mein großes Werk ist versiegelt, werd ich den Knaben Septimus noch einmal bitten, nach meiner neuen Tinktur zu sehn. Ich bet, dass sie bald fertig seyn möcht, damit ich sie trinken kann. Mama wird ungeduldig, denn sie glaubt, sie sey für sie. Ha! Welch ein Gedanke, ich könnt mir wünschen, das auch Mama ewig lebet! Lieber würd ich sterben. Nur leider ist mir grade das verwehret... Ich armer Tropf.
    Ah, die Glock schlägt zehn. Ich darf nicht länger säumen und muss zu meinem Buche eilen.
    Septimus schrieb den Brief an Marcia rasch zu Ende, als er Marcellus Pye nahen sah, und steckte ihn in die Tasche. Er hatte die Absicht, ihn heimlich in Ich, Marcellus zu legen, bevor das Buch am Nachmittag um 1.33 Uhr, dem günstigsten Zeitpunkt, versiegelt wurde.
    Septimus kannte Marcellus Pyes Buch gut. An den endlosen Tagen, die er inzwischen in der Zeit des Marcellus verbracht hatte, hatte er es viele Male gelesen. Es war in drei Teile gegliedert: Der erste Teil trug den Titel Alchimie und war, soweit es Septimus beurteilen konnte, vollkommen unverständlich – obwohl Marcellus behauptete, er enthalte eine klare und einfache Anleitung zur Herstellung von Gold und den Schlüssel zum ewigen Leben.
    Der zweite Teil, die Heilkunst des Physikus, war anders, und Septimus verstand diesen Teil ohne Mühe. Er enthielt komplizierte Rezepte zur Herstellung von Hustensäften, Pillen, Tränken und Arzneien aller Art. Außerdem fanden sich darin gut begründete Erklärungen für die Ursachen vieler Krankheiten und wunderbar detaillierte Zeichnungen vom Bau des menschlichen Körpers, wie sie Septimus noch nie gesehen hatte. Kurzum, es bot alles, was man brauchte, um ein guter Arzt zu werden. Septimus hatte es immer wieder und wieder gelesen, bis er große Teile auswendig konnte. Jetzt wusste er alles über Jod und Chinin, Kreosol und Sublimat, Brechwurz und Flohsamen und viele andere merkwürdig riechende Substanzen. Er konnte Gegengifte und Schmerzmittel herstellen, Betäubungsmittel, Kräutertees, Salben und Elixiere. Marcellus hatte sein Interesse bemerkt und ihm ein eigenes medizinisches Notizbuch geschenkt – eine seltene Kostbarkeit in jener Zeit, denn Papier war sehr teuer.
    Der dritte Teil von Ich, Marcellus war der Almanach, ein Tagesführer für die nächsten 1001 Jahre. Dort wollte er seinen Brief verstecken – bei dem Eintrag für den Tag, an dem er verschwunden war.
    Septimus war mit der schwarz-roten Tracht des Alchimielehrlings bekleidet. Sie war mit Gold besetzt und an den Ärmeln mit goldenen alchimistischen Symbolen bestickt. Um den Leib trug er einen breiten Ledergürtel mit schwerer goldener Schnalle und an den Füßen statt seiner heißgeliebten braunen Stiefel, die er verloren hatte, seltsam spitze Schuhe, in denen er sich sehr albern vorkam, weil sie so schick waren. Er hatte sogar die Spitzen abgeschnitten, weil er ständig über sie gestolpert war,

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