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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Bogen über dem Tor prangte die Nummer 9.
    »Nein, ich habe mich nicht verirrt, danke«, sagte Snorri und steuerte erleichtert auf Alices Tür zu. Als die junge Frau sah, wohin sie wollte, trat sie vor, hielt den Arm vor die Tür und versperrte ihr den Weg. Snorri sah flammende blaue Blitze in den schwarzen Augen der Frau, und Angst durchzuckte sie. Sie wusste, dass sie eine schwarze Hexe vor sich hatte.
    »Du willst doch nicht etwa da hinein«, sagte die Hexe.
    »Doch, ich will da hinein«, erwiderte Snorri.
    Die Hexe lächelte und schüttelte den Kopf, als hätte Snorri sie nicht richtig verstanden. »Nein, Schätzchen. Du willst nicht. Du willst mit mir kommen. Nicht wahr?« Ein blauer Funke sprühte aus ihren Augen, und Snorri spürte, dass sie schwach wurde. Was wollte sie denn in so einem hässlichen alten Lagerhaus?
    »Eben, du kommst jetzt mit Linda. Gehen wir.« Linda, Möchtegern-Hexenmutter des Porter Hexenzirkels, nahm Snorri bei der Hand, und Snorri spürte, wie der schraubstockartige Griff der Hexe ihre Finger umschloss und zusammenquetschte.
    »Autsch!«, protestierte sie und versuchte, ihre Hand wegzuziehen, doch Linda drückte so fest zu, dass die Knochen aneinanderrieben. »Aua, Sie tun mir weh.«
    »Aber nicht doch. Ein so starkes Mädchen wie du nimmt es doch leicht mit mir auf.« Linda kicherte, denn sie wusste, dass sie Snorri in ihrer Gewalt hatte. Linda war heute auf nächtlichen Schleppfang gegangen, wie es die Hexen nannten. Sie brauchte Ersatz für ihr Hausmädchen, das bei einem ärgerlichen Unfall am Morgen in den Hexenkessel gefallen war. Sie hatten das Mädchen zwar herausgefischt, aber da war es bereits zu spät gewesen. Jetzt war Linda fest entschlossen, diese vielversprechende junge Fremde mitzunehmen. Sie sah kräftig aus und würde wahrscheinlich länger durchhalten als nur ein paar Monate wie all die anderen.
    Doch Snorri war nicht so gefügig wie erwartet und sträubte sich, als Linda sie von der Tür wegzog. Die Hexe presste ihr die Hand zusammen, dass es knirschte, und Snorri stöhnte vor Schmerz. Doch plötzlich lockerte Linda ihren Griff, und Snorri sah in ihren schwarzen Augen Angst aufflackern. Sie folgte ihrem Blick und musste vor Erleichterung beinahe lachen.
    Ullr war dabei, sich zu verwandeln.
    Die dürre rote Katze, nach der Linda eben noch heimlich getreten hatte, war nicht mehr dürr und auch nicht mehr besonders rot. Vor den erstaunten Augen der Hexe erschien langsam NachtUllr. Das Schwarz der Schwanzspitze überzog den ganzen Kater, so wie sich die Dunkelheit einer Sonnenfinsternis über das Land breitete. Sein Fell wurde kurz und glatt und begann zu glänzen. Es bedeckte neue Muskeln, die unter seiner Haut zuckten und sich immer wieder neu formten, während er langsam und stetig wuchs, bis er ein ausgewachsener Panther war.
    Linda hielt immer noch Snorris Hand fest. Wie gebannt starrte sie auf Ullr, und ein brillanter Plan nahm in ihrem Kopf Gestalt an. Hätte sie dieses große schwarze Tier an ihrer Seite, würde ihr im Hexenzirkel niemand ihren rechtmäßigen Platz streitig machen – nicht mit einem solchen Beschützer. Sie könnte sich mühelos die alte Pamela und alle anderen Hexen, die ihr Ärger machten, vom Hals schaffen. Und die Alte von nebenan, diese Schwester Meredith, gleich mit, wenn sie es recht bedachte. Der Zirkel könnte ihr Haus übernehmen und ihr auf diese Weise heimzahlen, dass sie die Brücke in Brand gesteckt hatte. Linda lächelte. Das würde einen Spaß geben!
    Und dann erfuhr Ullr seine letzte Nachtverwandlung: Seine Augen wurden die Augen NachtUllrs. Linda blickte in diese Nachtaugen, und etwas in ihr erkaltete. Sie wusste, dass sie diesem Geschöpf nicht gewachsen war. Etwas Dunkles, etwas viel Dunkleres, als ihr lieb war, blickte ihr aus Ullr entgegen. Sie ließ Snorri los, als habe deren Hand die ihre gebissen, trat einen Schritt zurück und murmelte: »Hübsche Mieze, hübsche Miezekatze.«
    Ein drohendes Knurren entstieg Ullrs Kehle. Die großen schwarzen Lefzen zogen sich zurück und entblößten scharfe weiße Zähne. Linda drehte sich um und rannte davon, mitten durch die Menge der schaulustigen Geister. Sie blieb erst wieder stehen, als sie das Haus des Porter Hexenzirkels erreicht hatte, und musste dann mindestens eine halbe Stunde lang gegen die Tür hämmern, ehe sich jemand bequemte, ihr aufzumachen.
    Unterdessen öffnete Snorri die kleine blaue Tür und betrat, sich die schmerzende Hand reibend, zusammen mit NachtUllr

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