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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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hatte sie ausgerechnet, dass Septimus bereits seit ungefähr fünfeinhalb Monaten in dieser Zeit war – wenn Alther recht hatte. Aber wo steckte er?
    Sie legte sich auf das Bett, und während sie überlegte, wie sie Septimus finden sollte, beobachtete sie eine große Spinne, die sich von einem Bettpfosten abseilte. Als richtige Prinzessin, die sie war, spürte sie bald etwas Spitzes, das sie in den Rücken pikte, und fragte sich, wie Prinzessin Esmeralda auf einer so klumpigen Matratze hatte schlafen können. Was mochte der Grund für das Piken sein? Ärgerlich klappte sie die Matratze hoch, um dem Problem auf den Grund zu gehen.
    Unter der feuchten alten Daunenmatratze, die streng nach Hühnern roch, lag ein großes in Leder gebundenes Buch mit spitzen Metallecken. Auf dem Deckel stand: DAS HOCH VERTRAULICH UND PERSÖNLICH TAGEBUCH DER PRINZESSIN ESMERALDA. DARF VON NIEMAND GEÖFFNET NOCH GELEST WERDEN. BESONDERS NICHT VON MAMA.
    Jenna nahm das Tagebuch heraus und ließ die Matratze mit einem dumpfen Knall zurückschnellen, worauf eine Wolke aus Staub und Schimmelsporen emporstieg. »Hatschi!«, nieste sie. »Hatschi! Hatschi! Hatschi!« Mit tränenden Augen setzte sie sich auf das Bett, das jetzt deutlich weniger klumpig war, und begann unter Missachtung des Verbots auf dem Deckel Prinzessin Esmeraldas Tagebuch zu lesen.

* 34 *
    34.  Prinzessin Esmeraldas Tagebuch

    P r inzessin Esmeraldas Tagebuch war in derselben schwungvollen, altmodischen Handschrift geschrieben, die den Deckel schmückte. Die Tinte war klar und schwarz – so schwarz wie die schreckliche Geschichte, die das Buch zu erzählen hatte.

    Mondtag
    Heut war ein überaus abscheulicher und grauser Tag.
    Auf Befehl Mamas (die mich an allen gemeinen Plätzen unseres Palastes arbeiten heißt, auf dass »du lernest, was Arbeit ist, Esmeralda«) bin ich heut in der Fleischküche gewest. Ich wurd angewiesen, für den Fleischkoch, der ein gar unflätiger Kerl ist und schwitzet wie ein überreifer Käse, allerlei Innereien und Därme zu putzen. Auch sein Gesicht ist wie ein Käse von der Sort, die Mama mag, weiß und mit blauen Adern überall auf der Nas. Mich dünkt, dass Mama würd den Unterschied nicht merken, wenn sie die Nas des Fleischkochs würd essen. Und sollt sie merken, dass es die Nas des Fleischkochs ist, würd sie sie trotzdem essen, dünkt mich. Aber ich darf nicht über Mama schreiben, alldieweil das ist gefährlich.
    Als ich von der Fleischküche in mein Gemach zurückgekehrt und die Zofe mir eine Schüssel mit sauberem Wasser gebracht, dass ich mir Blut und Knorpel von den Fingern waschen könnt, hat Mary so aufgelöst an meine Tür geklopfet, als wär’n die Wendronhexen aus dem Wald ihr auf den Fersen. Mary, die ich von Herten gern hab, fast so gern wie meine kleinen Schwestern, war in größter Sorge.
    Ich frug sie, wie ich es immer tue (denn Mama gibt nicht zu, dass ich meine lieben Schwestern nur annähernd so oft seh, wie ich es gern tät), wie es meinen Engelchen heut ginge. Darauf fing Mary an zu quieken wie die Schweine, wenn sie das Hackmesser des Fleischkochs sehn. Ich hab sie an mein kleines Kaminfeuer gesetzet (für das mir meine Zofe ein paar Kohlen stiehlt, für frostig Nächte) und Wasser darauf heißgemacht, denn der armen Mary klapperten die Zähne wie eine lose Fensterscheibe im Wind.
    Ich frug sie noch einmal nach meinen kleinen Zwillingsschwestern, diesmal freilich, wie ich gesteh, mit bangem Herten. »Sie sind fort!«, rief Mary mit solch herzzerreißendem Kummer, dass der gute Sir Hereward herbeistürzte (oder schwebte, wie ich wohl besser sagen sollt) und frug: »Weshalb die Tränen?« Und als der liebe Geist an unserer Seite war, hört ich, was meinen Schwestern widerfahren. Sie waren fort.
    Am Morgen in aller Früh hatte Mary meine kleinen Schwestern zu unserer Mama gebracht, denn Mama hatte es so befohlen. Blasius Schmalzfass hieß sie die Mädchen im Thronsaal alleine lassen, bis Mama käme. Sie liefen ihr weinend nach und riefen »Mary, Mary«, doch Blasius Schmalzfass stieß Mary aus dem Saal und verriegelte die Tür.
    Nun sagen Mama und Blasius Schmalzfass, Mary hätte die Kleinen niemals in den Thronsaal geführet, sondern verloren. Die Füße der armen Mary sind vom vielen Herumlaufen ganz geschwollen und dick wie Schweinsblasen, so eifrig hat sie im ganzen Palast gesuchet, und ich fürchte, dass sie den Verstand verlieren möcht. Ich fürchte, der armen Mary wird es schlecht ergehen. Und wie wird es

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