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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Ihr nicht zu glauben wagt.«
    Sir Hereward schmunzelte. »Meiner Treu«, sagte er, »jetzo scheint Ihr mir Prinzessin Esmeralda noch ähnlicher.« Jenna bezweifelte, dass diese Ähnlichkeit für sie und ihre Sicherheit gut war, aber sie nahm es als Kompliment.
    »Wie es heißt, strebet die Königin nach dem ewigen Leben auf dieser Erden. Und sie soll diesem Ziel so nah seyn, dass sie keine Erben wünscht, dieweil sie für alle Zeit Königin bleiben will.« Sir Hereward stieß einen Seufzer aus. »Wie’s scheint, wird Etheldredda auf immer unsere Königin bleiben.«
    »Nein, das wird sie nicht!«, rief Jenna.
    Ein Hoffnungsschimmer glomm in Sir Herewards Augen auf. »Nicht, holde Jenna? Doch dass es auch gewiss so kömmt, müsst Ihr nun fliehn vor Eurer Ur-ur-und-so-weiter-Großmama, denn hier seyd Ihr nicht sicherer, als es die kleinen Prinzessinnen und die arme Esmeralda waren. Zwar bin ich nur ein Geist, doch selbst ein Geist kann Schlösser öffnen.« Damit legte Sir Hereward seine Hand mit dem verbeulten und rostigen Panzerhandschuh auf die Tür. Nach mehreren Minuten, und viel Geschnaufe und Gekeuche des alten Geistes, hörte Jenna, wie das Schloss aufschnappte.
    »Ihr seid frei, holde Jenna. Viel Glück. Ich bin guter Dinge, dass wir uns Wiedersehen.«
    »Das werden wir, Sir Hereward«, sagte Jenna.
    Jenna war frei, aber sie wusste, dass sie nie wirklich frei sein würde, wenn sie Septimus nicht fand. Sie beschloss, in die Zaubererallee zu gehen, denn in der Burg gab es eine Redensart, und die lautete: Wenn du nur lange genug unter dem Großen Bogen stehst, kommen alle vorbei, die in der Burg leben. Die Stelle war so gut wie jede andere, um mit der Suche zu beginnen, und je früher sie dort war, desto besser. Sie winkte Sir Hereward, der respektvoll den Arm zum Gruß erhob, und machte sich auf den Weg.
    Die Korridore waren hell erleuchtet und belebt. Das überraschte Jenna, denn sie war es gewohnt, dass es im Palast nachts dunkel war. Jedenfalls brannten in ihrem Palast nachts nur wenige Kerzen, denn Sarah Heap hatte ihr Leben lang gespart, und es fiel ihr schwer, mit dieser Gewohnheit zu brechen. Die Kerzen wurden in so großen Abständen voneinander aufgestellt, dass es viele dunkle Ecken gab, in denen sich eine flüchtige Prinzessin hätte verstecken können. Doch in diesem Palast war es ganz anders. Dafür sorgte Bertie Smalls, der königliche Kerzenwart. Bertie, ein großer dünner Mann mit feuerrotem Wuschelhaar und wachsbleichem Gesicht, drehte in der Nacht mit großem Eifer seine Runden. Er sah es als eine Frage der Ehre an, dass unter seiner Aufsicht niemals auch nur eine einzige Kerze ausging.
    Am liebsten hätte Jenna einen der zahlreichen Abkürzungswege oder Dienstbotendurchgänge genommen, doch das war zu riskant. Einer Prinzessin würde es im Traum nicht einfallen, sie zu benutzen, und deshalb würde sie nicht lange unbemerkt bleiben. Nein, sie musste stattdessen ganz auf Frechheit setzen. Wer wusste denn schon, dass sie die Gefangene der Königin war? Und so marschierte sie los, hocherhobenen Hauptes und in der Hoffnung, dass die Leute glaubten, Prinzessin Esmeralda hätte jedes Recht der Welt, durch die Palastkorridore zu wandeln.
    Sie kam gut voran, und sie fand sogar schon Gefallen daran, dass die Leute vor ihr Knickse und Verbeugungen machten und hinter ihr aufgeregt tuschelten, als sie plötzlich den Ritter des Tages auf sich zukommen sah. Der gutmütige Ritter lächelte und verneigte sich, und dann fiel ihm mit Schrecken wieder ein, dass er den Befehl erhalten hatte, Prinzessin Esmeralda in ihr Zimmer zu sperren. Schon sah er im Geiste seinen Kopf auf einen Pfahl am Nordtor gespießt, und so trat er vor Jenna hin und versperrte ihr den Weg.
    »Ich bitt Euch, Prinzessin Esmeralda, erlaubt mir, Euch in Euer Gemach zu begleiten, bevor Eure Frau Mutter ...«
    »Tut mit leid«, murmelte Jenna, »ich muss weiter.« Sie tauchte unter dem ausgestreckten Arm des Ritters durch und rannte los.
    Vor die Wahl gestellt, Jenna entwischen zu lassen oder seinen Kopf zu retten, entschied sich der Ritter des Tages für seinen Kopf. Er jagte ihr nach. Er rief alle entgegenkommenden Diener und Beamte zu Hilfe, und bald wurde Jenna von einer langen und immer länger werdenden Schlange von Dienstboten verfolgt. Jetzt wurde es Zeit, die angesprochenen Abkürzungen zu benutzen. Jenna schlüpfte hinter einen dicken Brokatvorhang, der auch noch, wenngleich in Fetzen, in ihrem Palast hing. Sie flitzte eine kurze

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