Septimus Heap 04 - Queste
verschwand im Wald auf der anderen Seite.
»Komisch«, wunderte sich Sam. »Was ist denn in den gefahren?«
Die Antwort erfolgte prompt. Eine Fackel in der Hand, tauchte Jo-Jo unter den Bäumen auf und kam mit stolzer Miene auf die Lichtung geschritten. Bei ihm war die junge Hexe Marissa. Marissa war so groß wie er und hatte langes, gewelltes braunes Haar, das mit einem geflochtenen Lederstirnband zusammengehalten wurde, das genauso aussah wie das, das Jo-Jo trug. Sie ließ sich von Jo-Jo zum Lagerfeuer führen, wo er die brennende Fackel mit triumphierender Geste in die Flammen warf.
Jo-Jo ließ sich neben dem Feuer nieder und zog Marissa zu sich herunter. Marissa setzte sich, wobei sie viel Aufhebens um ihren dunkelgrünen Hexenmantel machte, auf den Dutzende bunte Federbüschel genäht waren. Sie sah aus wie ein exotischer Vogel, der bei ein paar schmutzigen Spatzen hockte. Von seinem glücklich überstandenen und – auch wenn er das niemals zugeben würde – grusligen Marsch durch den nächtlichen Wald noch wie berauscht, schnappte sich Jo-Jo einen Fisch und verschlang ihn mit wenigen Bissen. Etwas spät besann er sich auf seine Manieren und bot Marissa einen an, doch die bemerkte es gar nicht. Ihre Augen waren auf Jenna, Septimus und Beetle gerichtet, die gegenüber am Lagerfeuer saßen. »Was macht ihr denn hier?«, fragte sie argwöhnisch.
»Dasselbe wie du«, antwortete Septimus, entschlossen, nichts zu verraten.
»Aber ihr seid Gäste der Hexenmutter.« Marissa war empört. »Ihr könnt nicht einfach so verschwinden. Das gehört sich nicht.«
Septimus zuckte mit den Schultern und schwieg. Die Umgangsformen im Lager der Heaps färbten bereits auf ihn ab. Er lernte von seinen Brüdern, dass man sich nicht zu rechtfertigen brauchte, wenn man nicht wollte – und im Umgang mit Hexen war das bisweilen auch ratsamer.
Marissa machte ein finsteres Gesicht. Jo-Jo bot ihr noch einmal Fisch an, doch sie schüttelte unwirsch den Kopf. »Ich sollte wieder zurück«, murmelte sie.
»Zurück?«, fragte Jo-Jo ungläubig.
»Ja, zurück. Bring mich zurück, Jo-Jo.«
Jo-Jo blickte verdutzt. »Wie ... sofort?«
»Sofort.« Marissa schob ärgerlich die Unterlippe vor, und ihre blauen Hexenaugen blitzten im Feuerschein.
»Aber ...«
Jo-Jos Proteste wurden von Sam unterbrochen. »Jo-Jo geht heute Nacht nirgendwo mehr hin. Es ist zu gefährlich. Es ist schon nach Mitternacht und Zeit, ins Bett zu gehen.« Jo-Jo warf Sam einen dankbaren Blick zu, doch der beachtete ihn gar nicht, stand auf und sagte: »Sep, Jenna und Fiedel können Wolfsjunges alte Biege haben. Kommt, Freunde, ich zeige euch, wo sie steht.«
Septimus wollte schon erwidern, dass dies nicht nötig sei, da er noch wisse, wo sie stehe, da sah ihn Sam vielsagend an. »Gut«, murmelte Septimus. »In Ordnung.«
Sowie sie außer Hörweite der anderen waren, sagte Sam leise: »Ihr müsst morgen bei Tagesanbruch fort sein. Marissa wird sofort zu Morwenna laufen, darauf könnt ihr wetten. Und wenn Morwenna Jenna für ihren Hexenzirkel will, dann kriegt sie sie auch – so oder so.«
»Nein«, widersprach Beetle entschieden, »das wird sie nicht. Nicht solange Sep und ich hier sind.«
»Hör zu, Fiedel«, sagte Sam geduldig, »ihr beide habt gegen die Hexenmutter keine Chance, glaube mir. Ihr müsst von hier fort sein, bevor die Hexen überhaupt merken, dass ihr verschwunden seid.«
»Vielleicht könnten wir versuchen, das Boot nach Port zu kriegen«, sagte Septimus zweifelnd. »Aber normalerweise hält es nicht am Wald.«
»Wozu soll das denn gut sein?«, fragte Sam verwirrt. »Ich dachte, ihr wolltet den alten Waldweg nehmen.«
»Schon. Jedenfalls war es so geplant. Bis Morwenna unangenehm wurde und sich geweigert hat, ihn uns zu zeigen.«
»Auf die berechnende alte Hexe seid ihr nicht angewiesen«, sagte Sam. »Ich werde ihn euch zeigen.«
»Du?«, stieß Septimus hervor.
»Pscht! « Sam spähte zu den Gestalten am Feuer. »Marissa darf nicht merken, was wir vorhaben. Ich wecke euch als erste. Abgemacht?«
Septimus nickte. Und dann sagte er: »Nacht, Sam. Und danke.«
»Schon in Ordnung. Ich muss mich doch um meinen kleinen Bruder und meine kleine Schwester kümmern«, sagte Sam mit einem Grinsen.
In Wolfsjunges Biege war es warm und behaglich, nachdem Sam einen Haufen dicker Decken hereingeworfen hatte. Zum Umfallen müde, krochen Jenna, Septimus und Beetle unter die Decken und rollten sich auf dem Bett aus Laub zusammen.
»Gute Nacht«,
Weitere Kostenlose Bücher