Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
das Achteck herum ringelte sich eine riesige Schlange. Das Foryxhaus stand, wie es schien, auf einer Insel, die durch die spinnennetzartige Konstruktion einer Brücke mit dem sie umgebenden Land verbunden war. Neben der Brücke waren ein Baum und eine kleine Gestalt, auf die ein Pfeil zeigte. In winzigen Buchstaben hatte Snorri VORSICHT VOR DEM MAUTNER geschrieben. Und in der Lücke, über die sich die Brücke spannte, stand BODENLOSER ABGRUND, aber das war Septimus egal. Die Queste hatte sie nicht von ihrem Weg zum Foryxhaus abgebracht, und darüber war er so froh, dass er das Gefühl hatte, notfalls über hundert bodenlose Abgründe gehen zu können – auch wenn er liebend gern darauf verzichten würde. Einer war mehr als genug.
    Jenna verharrte, nachdem sie Ullr sicher in ihrem Rucksack verstaut hatte, einen Augenblick zwischen den beiden hohen Pfeilern, die das Tor zur Brücke bildeten, und hob den Blick. Wie ein schwarzes Spinnennetz schwang sich die Brücke in die weiße Luft, und ihre dünnen Drahtseile glänzten vor Feuchtigkeit. Nebel wirbelte um Jennas Füße, und von irgendwo weit unter ihr drang ein anhaltendes, leises Wimmern herauf.
    Sie schluckte schwer. Dieser Weg führte zu Nicko, sagte sie sich, und diesen Weg musste sie gehen. Sie trat auf die erste Bohle, auf der eine dünne, verharschte Schicht unberührten Schnees lag. Dahinter stieg die lange Reihe der Bohlen bogenförmig an und verschwand im Nebel. Sie fasste nach den Handläufen aus Draht. Sie waren straff gespannt und fühlten sich kalt und beängstigend dünn an. Da sie wusste, dass Septimus dicht hinter ihr war, nahm sie ihren Mut zusammen und machte einen zweiten Schritt. Die Brücke gab unter ihrem Gewicht leicht nach, und Jenna erstarrte. Ihr war klar, dass nur eine dünne Holzbohle ihren Sturz ins Nichts verhinderte, doch sie war fest entschlossen, ihre Angst nicht zu zeigen. »Alles in Ordnung«, sagte sie heiter. »Komm schon, Septimus.«
    Septimus rührte sich nicht vom Fleck.
    »Los«, sagte Beetle und gab ihm einen sanften Stoß. Septimus trat auf die Brücke. Jenna ging noch ein paar Schritte. Wieder schwankte die Brücke. In panischem Schrecken griff Septimus nach den Handläufen.
    »Warte auf mich«, sagte Beetle, und seine Stimme klang zuversichtlicher, als er tatsächlich war. Er setzte den Fuß auf die Brücke, die erneut wackelte. Septimus wurde schlecht. Er hatte sich vorgenommen, ganz ruhig über die Brücke zu gehen, als schwebe sie nur ein paar Meter über dem Boden – doch jetzt begriff er, dass er das nicht konnte.
    Jenna blickte sich zu ihm um und sah, dass seine grünen Augen vor Angst geweitet waren. »Alles klar, Sep«, sagte sie. »Der Trick besteht darin, dass man einfach einen Schritt nach dem anderen macht. Immer einen Fuß vor den anderen setzen, nur daran darfst du denken. Es spielt keine Rolle, wie lange es dauert – wir wissen, dass wir drüben ankommen. Nur immer einen Fuß vor den anderen setzen, klar? Es ist ganz leicht.«
    Septimus nickte. Sein Mund war zu trocken zum Sprechen. Wie drei Schnecken, die über eine Wäscheleine krochen, bewegten sie sich vorwärts, und Jenna zählte die Schritte. »Eins ... zwei ... drei ... vier ... fünf ... so ist es richtig, Septimus, du machst das prima. Sieh mal, wie viel wir schon geschafft haben ... oh, nein, so habe ich das nicht gemeint ... du sollst nicht nachsehen ... geh einfach weiter, einfach weiter ... zehn ... elf ... zwölf ... dreizehn ...«
    Septimus gehorchte und setzte brav einen Fuß vor den anderen wie eine von Ephaniahs mechanischen Puppen. Ohne zu blinzeln, blickte er stur geradeaus in den Nebel. Das Bild, das sich seinen Augen bot, blieb seltsam unverändert – immer ein paar Meter Brücke, die sanft anstieg und dann im Weiß verschwand. Manchmal zerriss eine Windböe den Nebel und enthüllte ein längeres Stück, doch Septimus sah es nicht, denn jedes Mal, wenn es passierte, schloss er die Augen, bis die Brücke wieder zu schwanken aufhörte.
    Doch auch mit geschlossenen Augen hörte er das schreckliche Wimmern und die verzweifelten Schreie, die aus der bodenlosen Tiefe zu ihnen heraufdrangen. Je weiter sie, mit tauben Fingern die eisigen Handläufe umklammernd, auf den schwankenden Bohlen vorankamen, desto lauter und verzweifelter wurden die Schreie. Beetle beunruhigten sie mehr als die Brücke, und so begann er, seine sehr eigene, misstönende Version eines alten Liedes zu singen, das in der Burg sehr beliebt war: »Was kostet das Wiesel

Weitere Kostenlose Bücher