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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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»Gut«, sagte Septimus. »Er atmet noch.«
    »Oh, Sep, das ist wunderbar.« Sie streichelte sanft die weiche Nase des Rattenmanns, entzückt, wie gut die menschlichen Züge und das Rattenfell zueinanderpassten. Während sie über das Fell strich, zuckten Ephaniahs Lider und öffneten sich für einen Augenblick. »Er hat mich gesehen«, flüsterte sie. »Seine Augen haben gelächelt. Er wird wieder gesund. Ich weiß es.«
    »Es wird eine Weile dauern, bis wir das mit Gewissheit sagen können«, sagte Septimus, der von der Heilkunst genug verstand, um zu wissen, dass nichts sicher war. »Aber zumindest hat er eine Chance.«
    Das Baumhaus war überraschend behaglich, wenn auch etwas eigenartig. Es war vollständig mit groben rötlichen Fellen ausgekleidet, und wenn die Türklappe zu war, drang kein Lichtstrahl herein. Gegenüber der Ecke, in der Ephaniah jetzt lag – den Kopf auf den Decken des Mautners, die ihm Jenna als Kissen untergeschoben hatte –, stand auf einer dicken Schieferplatte ein kleiner Ofen. Nach mehreren Versuchen, ihn mit Beetles Zunderbüchse anzuheizen, brachte ihn Jenna schließlich in Gang. Septimus nahm den zerbeulten alten Kochtopf, der an einem Haken über dem Ofen hing, kletterte vom Baum und füllte ihn mit Schnee. Bevor er, den übervollen Topf balancierend, wieder ins sichere Baumhaus hinaufstieg, blieb er stehen und lauschte. Ein schauriges Heulen – dasselbe, das sie schon letzte Nacht gehört hatten – zerriss die Luft, und er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen erzitterte.
    Erschrocken blickte er sich um und sah einen langen, dunklen Schatten über den Pfad am Rande des Abgrunds huschen. Er kam direkt auf ihn zu, und schnell. Mit einem Mal wusste er, was das war – und was vorhin am Fluss, im Nebel verborgen, an ihnen vorübergeprescht war. Er verlor keine Sekunde. Er ließ den Topf fallen und flitzte nach oben. Kaum war er im Baumhaus, fing der ganze Baum an zu wackeln.
    »Ein Erdbeben!«, kreischte Jenna.
    Septimus schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Foryx!«
    Gleichermaßen erschrocken wie fasziniert spähte Jenna zur Türklappe hinaus. Eine Herde Foryx galoppierte durch den Schnee, und zwar so schnell, dass sie nur einen langen roten Streifen aus Fellen und Hauern erkennen konnte, als sie auf dem Pfad unter dem Baum vorbeidonnerten.
    »Es gibt sie also wirklich!«, staunte Jenna. »Ganz real.«
    »Ein bisschen zu real«, erwiderte Septimus.
    Ein paar Minuten später deutete Jenna auf die Wände des Baumhauses und fragte: »Weißt du eigentlich, was das für Felle sind?«
    »Foryxfelle«, antwortete Septimus und zog eine Grimasse.
    Jenna lächelte. »Das bedeutet, wenn ich mir’s recht überlege, dass wir schon im Foryxhaus sind.«
    »Ich wünschte, Nicko wäre hier«, sagte Septimus bedrückt.
    »Ich weiß. Ich auch.«
    Jenna bat Septimus, wieder nach unten zu klettern und Schnee zu holen. »Wir hören sie ja, wenn sie wiederkommen«, sagte sie, als Septimus Widerspruch erhob. »Und achte darauf, dass der Schnee sauber ist. Wir wollen keinen Foryxsabber zum Abendessen.«
    Septimus holte den Schnee in Rekordzeit. Während Jenna Hexengebräu kochte, setzte sich Septimus neben Beetle und kramte voller Vorfreude in seiner Rettungsbüchse. Endlich bekam er Gelegenheit, die Heilkünste, die er erlernt hatte, an einem richtigen Patienten zu erproben. Sein ahnungsloses Opfer schlummerte friedlich neben ihm auf dem Boden. Beetle war blass, doch sein Atem ging gleichmäßig. Das Feuer im Ofen tauchte das Innere des Baumhauses in ein behagliches gelbes Licht, und in der Wärme begannen die Foryxfelle, einen stechenden Geruch zu verströmen. Septimus hielt es für an der Zeit, Beetle zu wecken und ihm etwas Hexengebräu zu verabreichen. Er zog ein Fläschchen mit der Aufschrift Riechsalz hervor und wollte es seinem Patienten gerade unter die Nase halten, als der plötzlich die Augen aufschlug. Der Gestank der Foryxfelle wirkte so durchschlagend wie jede Flasche Riechsalz.
    Beetle hatte eine klaffende Wunde hinter dem rechten Ohr, und nun, da ihm wärmer wurde, bereitete sie ihm große Schmerzen. »Autsch!«, protestierte er, als Septimus das angetrocknete Blut mit Torfmoos abwischte, das er zuvor in eine Tinktur getaucht hatte.
    Jenna schaute auf, während sie drei Karamellwürfel in das kochende Wasser fallen ließ. »Du machst ihn ja ganz lila, Sep.« Sie lachte.
    »Lila?«, rief Beetle. »Was treibst du denn, Sep?«
    »Das ist Kristallviolett«, erklärte Septimus.

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