Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
einmal die Mitglieder der Familie Gringe, die im Torhaus gegenüber schlummerten.
    Als die ersten grauen Streifen am Himmel den neuen Tag ankündigten, donnerte mit einem fürchterlichen Knall die Zugbrücke auf den Damm herunter. Stanley wurde aus seinem Strohhaufen geschleudert und purzelte bis zum Eingang des Rattenlochs. Schlaftrunken spähte er hinaus ins trübe Dämmerlicht. Es war kein freundlicher Tag. Wind fuhr über den Burggraben, dicke Regentropfen klatschten aufs schiefergraue Wasser und hinterließen Ringe, die sich ausbreiteten. Doch in dem leeren Rattenloch war es auch nicht lustig. Stanley hüpfte hinaus und schnupperte die Morgenluft. In den Geruch nach modrigem Laub, Regen und Burggrabenwasser mischte sich ein unangenehmer Hauch von abgestandenem Eintopf, der vom Torhaus gegenüber herüberwehte. Stanley balancierte kurz auf dem flachen Absprungstein, den Ratten seit Generationen benutzten, und machte dann einen wohlberechneten Satz. Er landete leichtfüßig auf einer schmalen Eisenplatte an der Unterseite der Zugbrücke und lief, jeden Blick in das tiefe Wasser unter ihm vermeidend, den Rattenschleichweg entlang, der, gut versteckt unter den dicken Brückenbohlen, ans andere Ufer des Grabens führte.
    Sicher drüben angekommen, kletterte Stanley das schlammige Ufer hinauf und huschte mit eingezogenem Kopf, damit ihm der böige Wind keinen Staub in die Augen blies, den Weg entlang, der durch das Nordtor führte – bis er plötzlich mit Entsetzen feststellte, dass er Mrs. Gringe, der Frau des Torwächters, über die Füße lief. Stanley war es gewohnt, Gringe aus dem Weg zu gehen, dessen schwere Schritte und laute Stimme für jede Ratte kilometerweit zu hören waren. Doch Mrs. Gringe, eine kleine, sorgenvoll aussehende Frau, saß still und reglos im schützenden Torhaus und streckte ihre kleinen Füße zur Tür heraus, was eine nichts ahnende Ratte förmlich dazu einlud, über sie zu stolpern. Was Stanley auch tat. Mrs. Gringe spürte, wie Rattenfüße über ihre zarten Zehen trippelten, und das behagte ihr ganz und gar nicht. Innerhalb einer knappen Sekunde brachte sie es fertig, einen Schrei auszustoßen, einen Besen zu ergreifen und ihn mit einem dumpfen Schlag auf Stanleys enteilenden Schwanz niedersausen zu lassen.
    Stanley flitzte davon und schlüpfte in den nächstbesten Gully, der nach den starken Regenfällen der letzten Nacht nicht gerade das gemütlichste Plätzchen war. Zumal er, wie sich herausstellte, bis oben hin voll Wasser war.
    »Eine Ratte!«, hörte er Mrs. Gringe kreischen. »Eine Ratte!«
    »Wo?«, brummte eine Stimme aus dem Torhaus.
    »In dem Gully dort. Fang sie, Gringe!«
    Stanley vernahm die dumpfen, schweren Schritte von Gringe über sich und begriff, dass er in der Falle saß. Er holte tief Luft und tauchte unter. Gerade noch rechtzeitig, denn Gringe ging in die Hocke und spähte in den Gully. »Ich sehe nichts. Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen.«
    »Also, ich weiß nicht«, sagte Gringe und starrte in die schmutzige Brühe, dann setzte er langsam hinzu: »Weißt du, wenn du so schreist, denke ich immer ... denk ich immer, dass du mit Lucy schimpfst... Das waren noch glückliche Zeiten.«
    »Wir haben nicht immer geschrien«, seufzte Mrs. Gringe. »Nur wenn es um den jungen Heap ging.«
    Stanley hatte das Gefühl, dass seine Lunge gleich platzte. Eine kleine Luftblase entwich aus seinem Mund. »Ah«, rief Gringe. »Ich glaube, das Biest versteckt sich unter Wasser.«
    »Willst du eine Schaufel?«
    »Ja. Gib mir die große da. Ich hole sie heraus und haue ihr eins über den Kopf. Eine gute Übung für den Fall, dass sich der junge Heap noch mal hier blicken lässt.«
    Stanley konnte nicht länger die Luft anhalten. Ein dicker Strahl stinkenden Wassers schoss aus dem Gully, zusammen mit einer pitschnassen Ratte, und Gringe prallte hustend und spuckend zurück. Als er sich endlich den Schmutz aus den Augen gewischt hatte, war Stanley fort, verschwunden in dem Gewirr von Gassen und Gässchen, die vom Nordtor ins Innere der Burg führten.
    Kurz vor dem Palasttor nahm Stanley ein kurzes und eiskaltes Bad in einem Pferdetrog. Baden gehörte nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen einer Ratte – er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal dazu durchgerungen hatte –, aber wenn man als Ratte im Palast seine Aufwartung machen wollte, musste man sich schon etwas Mühe geben.
    Drüben im Gasthaus

Weitere Kostenlose Bücher