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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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verborgen war. Sie traten in einen von Kerzen erleuchteten Gang. Er war lang und gewunden und führte steil nach unten bis zu einer Steintreppe. Am Fuß der Treppe war eine große beschlagene Eisentür, und davor stand der streitlustige Gewölbegeist.
    Der Gewölbegeist war einer von den Alten, wie man all jene Geister nannte, die fünfhundert Jahre und mehr auf dem Buckel hatten und in den älteren Gemäuern der Burg hausten. Doch im Unterschied zu allen anderen Alten war er kaum verblasst und besaß noch eine kräftige Stimme. Mit seiner tyrannischen Art zählte er zu den unangenehmsten Geistern in der Burg. Außerdem wollte er niemandem seinen Namen verraten. Doch das altmodische Gewand eines Obermagieschreibers, das er trug, gab einen deutlichen Fingerzeig. Marcia wusste jedenfalls, wer er war, und auch Beetle hatte es herausgefunden: Der Geist war Tertius Fume, der allererste Obermagieschreiber, der dieses Amt jemals bekleidet hatte. Doch obwohl Beetle versucht hatte, Näheres über diesen Tertius Fume in Erfahrung zu bringen, hatte er nichts entdeckt bis auf einen Papierschnipsel, versteckt in einem alten, verwitterten Buch, das in einem Magazin des Manuskriptoriums die verfaulte Seite eines Bücherbretts gestützt hatte. Der Band, der zu einer alten Kinderbuchreihe gehörte, wie Beetle vermutete, trug den Titel:

    Einhundertundeins Fragen zu HOTEP-RA.
Was ihr schon immer
über den allerersten Außergewöhnlichen
Zauberer unserer Burg wissen wolltet.
Luxusausgabe mit Antworten
    Obwohl die letzten Seiten mit den Antworten vom Schimmel zerfressen waren, hatte Beetle vieles erfahren, was er nicht gewusst hatte. Eine Frage lautete: Hatte Hotep-Ra einen besten Freund?
    Die Antwort ließ ihn aufmerken: Ja!! (Der Verfasser ging verschwenderisch mit Ausrufezeichen um.) Aber, liebe Jungen und Mädchen, er war kein guter Freund. Er war ein alter Freund, der von weit her zu Besuch kam, und sein Name lautete Tertius Fume. Zu Anfangfreute sich Hotep-Ra über das Wiedersehen. Sie hatten viel Spaß miteinander! Hotep-Ra schenkte seinem Freund ein Haus in der Zaubererallee, in dem er wohnen konnte. Tertius Fume war sehr schlau, und bald richtete er in seinem Haus das Manuskriptorium ein! Doch Hotep-Ras bester Freund war zwar schlau, aber nicht nett! (Denkt daran, liebe Jungen und Mädchen, dass es viel besser ist, nett zu sein als schlau.) Schon bald tat Tertius Fume böse Dinge, von denen Hotep-Ra nichts wusste, und so nahm es mit ihm ein böses Ende!
    Sonst hatte Beetle den Namen von Tertius Fume nirgendwo geschrieben gesehen, außer auf der im Kundenraum hängenden Ehrentafel mit den Namen aller Oberzauberschreiber, deren Liste er anführte. Es war, als sei alles über ihn ausgelöscht worden.
    Tertius Fume starrte Marcia und Beetle an, als sie die Treppe herunterkamen. Er war kein angenehm aussehender Geist. Seine tiefschwarzen Augen waren schmale Schlitze in einem bleichen Gesicht, das ein langer grauer Ziegenbart schmückte. Seine schmalen weißen Lippen waren zu einem spöttischen Grinsen verzogen und bewegten sich, wie Beetle bemerkte, auch wenn er nicht sprach. Es sah aus, als kaue er einen Priem Kautabak.
    »Parole ...«, bellte Tertius Fume, und seine tiefe, hohl klingende Stimme hallte von den feuchten Steinwänden wider. Beetle sträubten sich die Nackenhaare. Dieser Geist war ihm unheimlich.
    Marcia seufzte, als hätte sie mit Unannehmlichkeiten gerechnet. »Tentakel«, antwortete sie.
    »Falsch.«
    »Was soll der Unsinn?«, brauste Marcia auf. »Natürlich stimmt Tentakel.«
    »Wieso?« Tertius Fume lehnte sich an die Tür hinter ihm, verschränkte die Arme und musterte Marcia mit überlegener Miene. Beetle, der kein gewalttätiger Junge war, hätte ihm am liebsten einen kräftigen Tritt gegeben.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wieso«, erwiderte Marcia gereizt, »aber das spielt auch keine Rolle. Man braucht nicht zu wissen, wieso. Eine Parole ist einfach nur da. Und jetzt lassen Sie uns gefälligst durch. Tentakel. Ten-ta-kel.«
    »Nein. Ich habe sie geändert.«
    »Sie können eine Parole nicht einfach ändern, ohne sich vorher mit dem Parolenausschuss abzusprechen, und dessen Vorsitzende bin zufällig ich. Sie haben nichts abgesprochen. Die Parole war und bleibt Tentakel.«
    Doch die große Eisentür, die ins Gewölbe führte, blieb fest geschlossen. Tertius Fume bedachte Marcia mit einem hämischen Blick und begann dann, seine geisterlichen Fingernägel zu inspizieren, als ob die Außergewöhnliche

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