Septimus Heap 04 - Queste
Wunder gewesen wäre, wenn nichts gefehlt hätte.
»Ich wollte Sep fragen, was wir tun sollen«, sagte Beetle, »aber sie lassen mich nicht zu ihm. Sie nehmen nicht einmal eine Nachricht für ihn entgegen. Er darf nicht gestört werden, heißt es. Marcia hält ihn da oben wie einen Gefangenen. Ich bin mir sicher, er könnte das fehlende Stück finden. Dafür gibt es bestimmt irgendeinen Zauber oder so was.«
»Wir könnten Ephaniah fragen«, schlug Jenna vor. »Vielleicht kennt er einen Zauber. Oder wir bitten einen Gewöhnlichen Zauberer um Hilfe.«
In Beetles Augen war das ein riskantes Unterfangen, aber ihm fiel auch nichts Besseres ein. »Einverstanden«, sagte er.
Das Manuskriptorium war leer. Die Schreiber waren alle bereits nach Hause gegangen. Sie hatten heute früher gehen dürfen, bevor der Sturm bei Einbruch der Dunkelheit noch stärker wurde. Selbst Jillie Djinn hatte sich nach oben in die Räumlichkeiten der Obergeheimschreiberin zurückgezogen. Der Wind rüttelte an der Tür zur Schreibstube, und Jenna bekam eine Gänsehaut, als sie mit Beetle durch die Reihen der Pulte schlich, die sie wie Knochengerippe überragten. Oben auf der Kellertreppe stand ein Korb mit den heutigen Aufträgen – ein paar Zauber, die nachgestellt werden mussten, und eine alte Gelehrtenschrift, die einen neuen Einband brauchte. Beetle ergriff den Korb und nahm ihn mit.
Sie öffneten die mit grünem Stoff bezogene Tür und machten sich auf den Weg durch die Kellerräume, in denen es im Gegensatz zum schummrigen Manuskriptorium beinahe blendend hell war. Wieder begegneten sie keinem Menschen, doch diesmal gingen sie zügig bis zum letzten Raum durch. Dort fanden sie Ephaniah Grebe mit einer großen Lupe über den Tisch gebeugt, auf dem Hunderte kleiner Papierschnitzel ausgebreitet lagen wie ein riesiges, kniffliges Puzzle.
»Ich bringe Ihnen den Korb«, sagte Beetle und stellte ihn auf den Boden.
Ephaniah zuckte zusammen und drehte sich um. Jenna machte sich auf den Anblick des Rattengesichts gefasst, doch diesmal hatte sich Ephaniah mit den Tüchern verhüllt, und so sah sie nur seine grünen Augen, die hinter den dicken Brillengläsern riesig erschienen. Der Konservator gab zur Begrüßung ein leises Quieken von sich und winkte sie zu sich. Er reichte ihnen ein Stück Papier. Darauf stand geschrieben: Es ist mir gelungen, alle Papiere wieder zusammenzusetzen bis auf eines.
Ephaniah deutete mit der Hand auf einen sauberen Stapel Blätter in einem Regal hinter ihm.
»Sieh dir das an«, sagte Beetle, um Jenna aufzumuntern. »Alle wieder zusammengesetzt. Nur eines fehlt – nicht übel, was? Ich wette, auf dem fehlenden Blatt waren nur irgendwelche Kritzel-Zeichnungen von Booten. Davon gab es jede Menge. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es nichts Wichtiges, nur Krakeleien.«
Jenna wollte gerade einwenden, dass ihr alle Krakeleien Nickos wichtig seien, da legte Ephaniah ein weiteres Stück Papier vor sie hin: Ich habe alle Papiere gestärkt, aber damit sie in Zukunft sicher aufbewahrt werden können, würde ich sie gerne binden. Habe ich Ihr Einverständnis ?
Jenna nickte.
Ephaniahs Augen lächelten – eine solche Arbeit liebte er. Aus einer Schublade im Tisch zog er zwei dicke Pappdeckel, die mit Leinen in Jillie Djinns Rosarot, der neuen Erkennungsfarbe des Manuskriptoriums, bezogen waren. Dann nahm er eine Ringösenzange zur Hand, zwickte am linken Rand jedes Kartons jeweils fünf Löcher, holte die wieder zusammengesetzten Papiere aus dem Regal, klemmte sie dazwischen und schnürte die beiden Deckel mit einem langen blauen Band so geschickt zusammen, dass Nickos Notizen und Zeichnungen nun sicher zwischen dickem rosarotem Karton gebunden waren. Als nächstes band er mit einem weiterem Stück Band die Ecken zusammen, und mit einer letzten schwungvollen Gebärde brachte er einen großen Stempel zum Vorschein und drückte ihn auf das Leinen. Als er den Stempel wieder hob, prangte auf dem Rot in goldenen Lettern KONSERVIERT, GEBUNDEN UND GEPRÜFT VON EPHANIAH GREBE.
Der weiße Stoff vor seinem Gesicht kräuselte sich, als ob die Rattenschnurrhaare darunter von einem Lächeln zuckten, und stolz überreichte er Jenna die schön gebundenen Papiere Nickos. »Oh ... danke«, stieß sie hervor. Endlich hielt sie Nickos Aufzeichnungen wieder in ihren Händen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Nun würde alles gut werden. Sie würde zu Septimus gehen und mit ihm zusammen die Karte studieren, und sowie sie herausgefunden hatten,
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