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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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schöpfte er wieder Hoffnung. Wenn die Sirene wirklich glaubte, Syrah hätte ihm nichts von dem verschwindenden Eingang gesagt, dann konnte das nur bedeuten, dass Syrahs eigener Gedankenschirm seinen Dienst erfüllte – es sei denn natürlich, die Sirene sagte die Wahrheit und hoffte darauf, dass er sie für eine Lüge hielt. Septimus schwirrte der Kopf vor Anstrengung. Er musste seinen Gedankenschirm aufrechterhalten – auf dem er jetzt panische Angst vor der Sirene erzeugte – und gleichzeitig dahinter versuchen, Ruhe zu bewahren und die Situation zu meistern.
    Die Marionettensyrah tanzte um ihn herum, zupfte an seinen Haaren, an seinem Kittel, aber er wich nicht von der Stelle und zählte weiter bis hundert. Als er bei neunzig angelangt war, hüpfte sie im Kreis und kicherte wie eine Todesfee, und er begann schon zu fürchten, dass sie sich nicht mehr in die Gewalt bekam. Beharrlich zählte er zu Ende, und zu seiner Erleichterung hielt Syrah, als er bei siebenundneunzig war, plötzlich inne, schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Atemzug. Die grausige Tanzpuppe war nicht mehr da.
    Syrah sah Septimus an, schenkte ihm ein schiefes Lächeln und deutete ganz langsam, als müsste sie sich erst wieder an ihren Körper gewöhnen, auf den hellen Lichtkreis mitten im Fußboden. Sie nickte, rannte zu dem Lichtkreis, sprang zu seinem Erstaunen hinein und verschwand. Ein dumpfer Aufschlag war zu vernehmen, und ein paar Federn stoben in die Höhe.
    Septimus rannte zum Rand des Lochs und spähte hinein, aber er sah nichts weiter als Federn. Er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Er könnte dort, wo er sein X gemacht hatte, einfach durch die Wand gehen und Syrah für immer hier zurücklassen. Dank Syrah würde Feuerspei bald gesund werden. Er könnte mit Jenna und Beetle die Insel verlassen und Syrah vergessen. Aber er wusste, dass er Syrah nie würde vergessen können. Er schloss die Augen und sprang.
    Er landete in einem Gestöber aus Möwendaunen. Hustend und prustend rappelte er sich auf. Als die Federn wieder zu Boden sanken, sah er, dass Syrah in einem engen Türbogen an der Spitze einer Leiter auf ihn wartete. Sie winkte ihm. Septimus watete durch die Kammer, erklomm die Leiter und folgte ihr in einen schmalen weißen Gang, der in den Fels getrieben war. Syrah legte ein scharfes Tempo vor, und das Tapsen ihrer nackten Füße wurde vom Knirschen seiner Stiefel übertönt. Der Gang führte an einer langen Fensterreihe entlang – dem Ausguck, wie sich Septimus erinnerte –, und als sie an dem mittleren Fenster vorbeikamen, sah er den Eingang zu der Fluchttreppe. Die Zuversicht kehrte wieder.
    Er folgte Syrah um zwei weitere Biegungen, und plötzlich endete der Gang an einer Wand, die aus einem glänzenden und unglaublich glatten Material bestand. Syrah legte die Hand auf eine abgegriffene Stelle rechts an der Wand. Ein grünes Licht erglühte unter ihrer Hand, und dann glitt eine Geheimtür so lautlos zur Seite, dass Septimus erschrocken zurücksprang.
    Er trat hinter Syrah in eine kleine runde Kammer, deren Wände, Fußboden und Decke aus demselben schwarz glänzenden Material waren. Syrah drückte mit der Hand gegen eine zweite abgegriffene Stelle neben der Tür. Ein rotes Licht flammte auf, und die Tür fuhr wieder zu. Zielstrebig ging sie zu einem blass orangefarbenen Pfeil, der so aussah, als schwebe er dicht unter der Oberfläche der Wand – wie ein Schwimmer, der unter einer Eisdecke gefangen war. Septimus erschauderte, denn er wusste, dass auch er gefangen war. Syrah drückte auf den Pfeil, der nach unten zeigte, und plötzlich hatte Septimus das Gefühl zu fallen.
    Er lehnte sich gegen die Wand. Übelkeit packte ihn, sein Magen hüpfte bis zum Hals. Er blickte auf den Fußboden. Er war noch da. Aber warum hatte er dann das Gefühl, mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zu fallen?
    »Weil es so ist«, sagte Syrah mit der vollen kräftigen Stimme der Sirene.
    Mit Schrecken erkannte Septimus, dass sein Gedankenschirm zusammengebrochen war. Rasch errichtete er ihn wieder mit ein paar Scheingedanken über seine Begegnung mit Beetle am Dammweg – einer Begegnung, die ihm Jahre und nicht nur ein paar Tage zurückzuliegen schien. Er blickte zu Syrah, aber ihre Augen waren starr auf den orangefarbenen Pfeil gerichtet, der langsam nach unten wanderte. Er hielt es für das Sicherste, so normal wie möglich zu reagieren.
    »Wie können wir fallen und trotzdem noch am selben Ort sein?«, fragte er.
    »Wir können

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