Septimus Heap 05 - Syren
Ich bin neunzehn Jahre alt. Ich komme aus der Burg von der Insel. Ich war bin Julius Pikes Außergewöhnlicher Lehrling die Insel. Ich bin Syrah Syara. Ich bin Syrah Syara Sirene.
Ich bin Sirene. Ich bin ohne Alter. Ich komme von der Insel. Ich bin die Insel. Ich bin Sirene. Ich bin Sirene. Wenn ich rufe, wirst du zu mir kommen.
»Sie ist verschwunden«, flüsterte Jenna und schüttelte fassungslos den Kopf. Sie blätterte weiter und suchte nach Syrahs sauberer, freundlicher Handschrift. Aber da war nichts mehr. Nur noch komplizierte, gestochen scharf gezeichnete Zeichen und Symbole, die keinem von ihnen etwas sagten. Jenna schlug das Buch zu und reichte es Septimus.
»Mir ist«, flüsterte sie, »als hätte ich dabei zugesehen, wie jemand ermordet wird.«
»Das haben wir auch«, stimmte Septimus zu. »Wir haben zugesehen, wie jemand besessen worden ist, und das läuft auf dasselbe hinaus. Glaubt ihr mir jetzt?« Jenna und Beetle nickten.
»Beetle«, sagte Septimus, »ich übernehme die erste Wache und du die zweite. In zwei Stunden wecke ich dich. Jenna, du brauchst etwas Schlaf. Einverstanden?«
Jenna und Beetle nickten abermals. Keiner sagte ein Wort. Septimus suchte sich einige Meter vom Unterstand entfernt in der Senke zwischen zwei Dünen eine Stelle, die ihm einen guten Blick auf den Strand ermöglichte und ihm selbst ausreichend Deckung bot. Obwohl er nicht wusste, was die Nacht bringen würde, fühlte er sich frisch und war guten Mutes. Jetzt hatte er wieder die Unterstützung seiner Freunde, und was auch geschehen mochte, sie würden es gemeinsam durchstehen. Syrah musste sich schrecklich einsam gefühlt haben, so ganz allein mit ihrem kleinen blauen Buch.
Septimus saß reglos da wie ein Stein, atmete die kühle Luft und lauschte dem fernen Rauschen der Wellen, die sich immer weiter zurückzogen. Er drehte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen, beobachtete die Spitzen der Grashalme, lauerte auf Anzeichen einer Bewegung, suchte mit den Augen den leeren Strand vor ihm ab, horchte. Alles war still.
Stunden vergingen. Es wurde kalt, aber Septimus rührte sich nicht und blieb wachsam, wurde beinahe eins mit der Düne. Das unwirkliche Leuchten der Lichtsphäre erhellte den Himmel zu seiner Linken, und als der Mond aufging und die Ebbe das Meer noch weiter hinaustrug, bemerkte Septimus, wie der glitzernde weiße Rücken einer Sandbank aus dem Wasser auftauchte. Das Rauschen der Wellen verklang, und in der eintretenden Stille vernahm er den fernen Schrei einer Möwe – und das zielstrebige Tapsen nackter Füße auf nassem Sand.
* 38 *
38. Projektionen
L a utlos wie eine Schlange kroch Septimus, sich mit den Ellbogen vorwärtsschiebend, den sandigen Hang zwischen den Dünen hinunter. Im fahlen Licht des aufgehenden Mondes nahm sein Haar die Farbe des Sandes und sein Umhang das matte Grün des Grases darüber an – und doch waren seine Bewegungen nicht unbemerkt geblieben.
Im dunklen Unterstand war Beetle plötzlich aufgewacht und lauschte angestrengt – da stimmte etwas nicht. Er schlüpfte vorsichtig unter seinem Wärmemantel hervor, stand auf und fuhr sich unwillkürlich durch die Haare. Er bereute es sofort – an seiner Hand klebte jetzt ein Gemisch aus Haaröl und Sand. In gebückter Haltung, denn der Unterstand war so niedrig, dass er nicht aufrecht stehen konnte, spähte er durch den schmalen Spalt im Eingang. Zu seinem Entsetzen sah er, wie Septimus langsam zum Strand hinunterrobbte. Er zwängte sich ins Freie und löste dabei einen kleinen Sandrutsch aus, der nur knapp Jennas Kopf verfehlte.
Jenna schlief weiter und träumte von Nicko und seinem Schiff.
Mehr wie eine Schildkröte als eine Schlange kroch Beetle den Hang hinunter zu Septimus, der jetzt am Fuß des Hangs verharrte und den Strand beobachtete. Sand spritzte auf, als Beetle zu ihm stieß. Septimus fuhr herum und legte einen Finger auf die Lippen.
»Pst ...«
»Was ist los?«, flüsterte Beetle.
Septimus deutete nach links den Strand hinunter. Zwei Gestalten, die sich dunkel vom hellen Schein der Lichtsphäre abhoben, kamen, ihre Stiefel in den Händen, am Wasser entlang. Sie machten einen völlig unbeschwerten Eindruck, wie Septimus etwas neidisch dachte. Als sie näher kamen, erkannte er, dass es sich um einen Jungen und ein Mädchen handelte. Und als sie noch näher kamen, hatte er das äußerst merkwürdige Gefühl, dass er sie kannte.
»Das gibt’s doch nicht«, murmelte er vor sich hin.
»Was gibt es
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