Septimus Heap 05 - Syren
... Ja, für mich klang das sehr nach Jenna Heap.«
»Prinzessin Jenna? Red keinen Blödsinn«, blaffte die Projektion mit den Zöpfen. »Das kann nicht sein.«
»Und ob das sein kann«, sagte Jenna und tauchte, wie es aussah, aus dem Innern einer Sanddüne auf.
Die Projektion mit den Zöpfen stieß ein mitleiderregendes Quieken aus.
Jenna schüttelte den Sand aus den Falten ihrer Kleider. »Hallo, Wolfsjunge, Lucy. Schön, euch zu sehen«, sagte sie so gelassen, als seien sie sich soeben bei einem Fest begegnet.
Lucy Gringe klappte den Mund auf. »Lucy, bitte nicht wieder schreien«, flehte Jenna. Lucy Gringe klappte den Mund wieder zu und setzte sich, ausnahmsweise einmal sprachlos.
Septimus zuliebe fragte Jenna: »Ihr seid doch echt, oder?«
»Natürlich bin ich echt«, antwortete Lucy erbost. »Und überhaupt, ich könnte euch dasselbe fragen.«
»Ja, ich bin auch echt«, sagte Jenna und blickte zu Wolfsjunge. »Und du auch, nehme ich an.« Sie grinste.
Wolfsjunge blickte etwas verunsichert. »Das alles ist so sonderbar ...«, murmelte er. Er nickte in Richtung des Verstecks, in dem er jetzt einen vorschriftsmäßigen Unterstand der Jungarmee erkannte. »Ist etwa auch 412 da drin?«, fragte er.
»Natürlich«, antwortete Jenna. »Und Beetle auch. Sep, kommt jetzt raus.«
Septimus erschien. Er wirkte leicht zerknirscht. »Was machst du denn hier, 409?«, fragte er.
»Dasselbe könnte ich dich fragen«, erwiderte Wolfsjunge und sah zu, wie ein sandverkrusteter Beetle aus dem Unterstand kroch. »Wie viele sind denn noch da drin, 412? Eine ganze Armee?«
Beetle, Septimus und Wolfsjunge musterten sich gegenseitig mit Argwohn, als wäre einer in das Revier des anderen eingedrungen.
Jenna übernahm das Kommando. »Kommt. Lasst uns an den Strand gehen und ein Feuer machen. Wir können Bananenbären rösten.«
Lucy blickte überrascht. »Ich habt Bananenbären, hier, in dieser verlassenen Gegend?«, fragte sie.
»Klar«, antwortete Jenna. »Willst du welche?«
»Mir ist alles recht, was nicht nach Fisch schmeckt«, sagte Lucy.
Septimus wollte etwas einwenden, doch Jenna würgte ihn ab. »Hör zu, Sep, wir haben diese Jungarmee-Geschichte jetzt lang genug mitgemacht. Wir sind jetzt zu fünft. Uns wird nichts passieren.«
Septimus wusste nicht, was er sagen sollte. Nach dem Wirbel, den er um die Projektionen gemacht hatte, fühlte er sich beschämt.
»Da liegt noch Treibholz am Strand«, sagte Beetle. »Kommst du, Sep? Und... äh... 419?«
»Vier-null-neun«, verbesserte ihn Wolfsjunge mit einem Lächeln. »Aber du kannst mich Wolfsjunge nennen. Das tun eigentlich alle.«
»Und du kannst mich Beetle nennen«, sagte Beetle und grinste.
Eine halbe Stunde später scharten sie sich um ein prasselndes Feuer und rösteten Bananenbären, nicht ahnend, dass sie aus nicht allzu weiter Ferne von Jakey Fry sehnsuchtsvoll beobachtet wurden.
Jakey saß ganz oben auf dem höchsten Punkt der Sterninsel, jener sternförmigen Insel, die direkt vor dem Zipfel der Hauptinsel lag. Er fror, er hatte Hunger, und er fühlte sich einsam. Das wurde ihm bewusst, als er die Gruppe am Lagerfeuer beobachtete. Er kaute am Kopf eines kleinen getrockneten Fisches, den er in seiner Tasche gefunden hatte, und zitterte. Es wurde immer kälter, aber er wagte nicht, auf die Plünderer zu gehen und sich eine Decke zu holen.
Pflichtbewusst suchte er den Horizont ab. Er war hier heraufgeschickt worden, um das Meer zu beobachten, nicht das Land, doch von Zeit zu Zeit konnte er der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick zu der Gruppe am Strand zu werfen. Sie waren so verlockend nahe, und zudem legte das zurückweichende Meer eine Sandbank frei, die seine Insel mit ihrem Strand verband. Am liebsten wäre er über die Sandbank gelaufen und hätte sich zu ihnen gesellt, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Es war nicht nur der Gedanke an seinen Vater und die mordlustigen Crowe-Zwillinge, die einen Steinwurf entfernt auf der Plünderer weilten, der ihn davon abhielt, sondern auch die Angst vor dem alten Geist, der sie bei ihrer Ankunft auf der alten Hafenmauer der Sterninsel erwartet hatte. Dieser Geist mit seinem alten dunkelblauen Gewand und seinen stechenden Ziegenbockaugen hatte etwas an sich, das ihm Angst einjagte. Es war seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass sich sogar sein Vater vor ihm fürchtete, und Jakey hatte noch nie erlebt, dass sich sein Vater vor irgendetwas gefürchtet hätte. Sobald die Nacht angebrochen war, hatte
Weitere Kostenlose Bücher