Septimus Heap 05 - Syren
zugeeignet dem Außergewöhnlichen Zauberer Julius Pike
meinen Inseln.
»Warum hat sie ihren Namen geändert und Sachen durchgestrichen?«, fragte Jenna.
»Lies, dann wirst du es verstehen«, erwiderte Septimus.
Jenna schlug das Buch auf. Sie und Beetle begannen zu lesen.
Mein lieber, lieber Julius, ich schreibe dieses Buch für dich. Ich hoffe, dass wir es eines Tages in deinem großen Zimmer oben im Zaubererturm vor dem Kamin gemeinsam lesen werden. Aber die Ereignisse der letzten Woche haben mich gelehrt, dass es immer anders kommen kann, als man denkt, und darum weiß ich, dass du diese Zeilen eines Tages möglicherweise alleine lesen wirst – oder wirst du sie vielleicht sogar niemals lesen? Doch gleichwohl, ob und wann dieses Büchlein den Weg in die Burgfindet (und ich weiß, dass es das tun wird), möchte ich aufschreiben, was deinem treuen Lehrling, Syrah Syara Sirene, widerfahren ist, nachdem er den Questenstein gezogen hat.
Hier nun die Geschichte meines Unglücks:
Ich hätte nie erwartet, dass ich den Questenstein ziehen würde. Er war so lange nicht gezogen worden, dass ich schon glaubte, es gebe ihn gar nicht wirklich. Noch als ich den Stein gezogen hatte, konnte ich es nicht glauben. Ich dachte, du spielst mir wieder einen deiner Streiche. Doch als ich dein Gesicht sah, da wusste ich, dass dem nicht so war. Der Augenblick, als mich die Questenwächter fortbrachten, war der schlimmste in meinem Leben. Ich habe mich auf dem ganzen Weg zum Questenschiff zur Wehr gesetzt, aber ich war allein gegen die sieben magischen Wächter. Ich konnte nichts tun.
Das Questenschiff nahm mir meine Zauberkräfte und machte mich hilflos. Ich glaube, das Schiff selbst war magisch, aber nicht von der Art Magie, die du und ich benutzt haben. Es segelte so schnell den Fluss hinunter, dass es schien, als ob wir schon wenige Minuten, nachdem wir in der Burg abgelegt hatten, Port erreichten. Wirflogen an der Stadt förmlich vorbei und hinaus auf das offene Meer. Minuten später entschwand das Land meinen Blicken, und ich wusste, dass ich verloren war.
Während wir durch die Wellen jagten, guckten die Questenwächter ihre Messer und umkreisten mich wie Geier, doch sie wagten es nicht, über mich herzufallen, solange ich ihnen in die Augen sah. Es wurde Nacht, und ich wusste, dass ich, wenn ich auch nur einen Augenblick einschlief, nie wieder aufwachen würde. Ich blieb die ganze erste Nacht wach, und auch den ganzen folgenden Tag, doch als es zum zweiten Mal dunkelte, bezweifelte ich, dass ich noch allzu lange gegen den Schlaf würde ankämpfen können. Mitternacht war längst vorüber, und bis zum Morgen war es nicht mehr lange, als mir die Lider zufielen und ich ein blitzendes Messer auf mich zukommen sah. Augenblicklich war ich hellwach und sprang über Bord.
Oh, Julius, wie kalt das Wasser war – und wie tief. Ich sank wie ein Stein, bis meine Kleider sich aufblähten und mich langsam an die Oberfläche trugen. Ich entsinne mich, dass ich den Mond über mir sah, während ich nach oben schwebte, und als ich auftauchte, sah ich, dass das Questenschiff nicht mehr da war. Ich war allein im weiten Meer, und ich wusste, dass ich in ein paar Minuten wieder in die Tiefe sinken würde, zum letzten Mal. Dann spürte ich zu meiner Freude, wie meine Zauberkräfte zurückkehrten. Ich rief einen Delfin, und er brachte mich zu einem Leuchtturm, der – du wirst es nicht glauben, Julius – an der Spitze Ohren hatte wie von einer Katze und Augen, durch die ein sonnenhelles Licht strahlte.
Der Leuchtturm war ein seltsamer Ort. Es lebten darin zwei Wesen, die sich, mehr Katzen als Menschen, um die magische Kugel kümmerten, die das Licht spendete. Für den Fall, dass ein Schiff vorbeikam, hinterließ ich bei ihnen eine Nachricht – ob du sie wohl erhalten wirst, bevor ich zurückkehre? Ich hatte mir vorgenommen, selbst auf ein vorbeikommendes Schiff zu warten, doch in jener Nacht, als ich auf einem harten Bett in einer Kammer schlief, hörte ich, wie eine Stimme so lieblich meinen Namen rief Ich konnte nicht widerstehen. Auf Zehenspitzen schlich ich aus dem Leuchtturm und rief meinen Delfin. Er brachte mich der Insel.
Mein Delfin trug mich zu einem felsigen Strand, wo das Wasser tief war. Nicht weit entfernt fand ich ein paar Dünen und sank dort in Schlaf Am andern Morgen wurde ich vom leisen Rauschen der Wellen und einer sanften Stimme geweckt, die meinen Namen über den Sandflüsterte. Als die Sonne über dem Meer aufging,
Weitere Kostenlose Bücher