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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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auf die offene See zu nehmen. Als sie sich der Stelle näherten, wo der Dammweg am Marschland endete, sah er eine Gestalt, die, sich dunkel von der weißen Straße abhebend, in Richtung Port marschierte.
    Normalerweise glaubte Septimus nicht an einen sechsten Sinn. Wie Marcia neigte er zu der Ansicht, dass der sogenannte sechste Sinn bloßer »Hexenhumbug« war. Aber er hatte ein feines Gespür dafür, wenn er beobachtet wurde, und auf einmal wusste er, dass die Gestalt am Ende des Dammwegs ihn beobachtete. Nicht in böser Absicht beobachtete, sondern einfach nur beobachtete. So wie es etwa ein Zauberer tat, wenn er sein Kind auf dem Schulweg mit Blicken begleitete, um sich zu vergewissern, dass ihm keine Raufbolde aus der Nachbarschaft auflauerten.
    Septimus gab Feuerspei zwei sanfte Stöße mit dem linken Fuß, und der Drache ging langsam tiefer. Bald konnte Septimus erkennen, dass die Gestalt stehen geblieben war und, mit beiden Händen ihre Augen beschattend, zu ihm heraufschaute. »Das ist ja 409. Ganz sicher«, murmelte Septimus, der in die Gewohnheit verfiel, seine Gedanken laut auszusprechen, wenn er mit Feuerspei allein war. »Geh runter, Feuerspei. Geh runter. He ... nicht so schneeeeell!«
    Feuerspei setzte mit einem lauten Rums auf dem Dammweg auf und schlitterte über den glitschigen Lehmbelag. Er versuchte zu bremsen, stellte im 90-Grad-Winkel zur Straße die Flügel zur Seite und drückte den Schwanz nach unten, was aber lediglich bewirkte, dass er eine tiefe Furche in den Lehm zog. Mit gespreizten Vorderfüßen und nachschleifenden Hinterfüßen raste er mit kaum verminderter Geschwindigkeit direkt auf einen Tümpel zu. Eine Fontäne schmutzigen Wassers schoss in die Luft, und der Drache kam endlich zum Stehen, wobei der Lehm am Grund des Tümpels an seinen Füßen kleben blieb wie Marcias Mäuseleim – eine Pampe, die sie dazu benutzte, in der Pyramiden-Bibliothek Papier fressende Mäuse zu fangen.
    Septimus blickte von seiner erhöhten Warte nach unten. Wo war 409? Er hatte ungefähr dort gestanden, wo sie gelandet waren. Ein schrecklicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf – Feuerspei war doch wohl nicht auf ihm gelandet? Er horchte. Es war nichts zu hören, nur das leise Seufzen des Windes, der durch das Schilf auf beiden Seiten des Dammweges strich.
    In panischer Angst kletterte Septimus von seinem Drachen herunter. Auf der Straße hinter ihm war keine Spur von Wolfsjunge zu entdecken. Da war nur die lange Furche, die Feuerspeis Schwanz gepflügt hatte, und die Bremsspur seiner Füße. Ein noch schrecklicherer Gedanke kam Septimus – ob der Drache ihn womöglich unter sich mitgeschleift hatte? »Steh auf, Feuerspei«, sagte er mit belegter Stimme.
    Der Drache sah ihn an, als wollte er sagen: Wozu das denn? Aber darauf wollte Septimus jetzt nicht eingehen. »Steh auf!«, befahl er. »Feuerspei, steht sofort auf!«
    Feuerspei wusste, wann er einen Befehl auszuführen hatte, aber das hieß nicht, dass er es auch mit Würde tun musste. Gereizt erhob er sich aus dem Tümpel, in dem es recht angenehm zu sitzen war.
    Angstvoll spähte Septimus unter ihn und atmete erleichtert auf. Keine Spur von 409.
    »Stimmt was nicht mit dem Fahrgestell, 412?«, ertönte hinter ihm eine fröhliche Stimme.
    »409!«, rief Septimus, wirbelte herum und sah, wie sein alter Freund triefend vor Nässe aus dem Schilf auftauchte. »Ich hab dich nicht gehört. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich ... na ja, ich dachte ...«
    Wolfsjunges braune Augen lachten. »Dass 409 zerquetscht worden ist«, vollendete er den Satz. »Und dass ich es nicht bin, habe ich ganz bestimmt nicht dir zu verdanken. Dein Flugstil ist gemeingefährlich. Ich musste ins Schilf hechten.« Er schüttelte sich wie ein Hund, und ein ganzer Schwall Wassertropfen landete auf dem Wolverinenfell seines Freundes. Wolfsjunge beäugte das Fell misstrauisch. Er sah es nicht gern, wenn Wolverinenpelze getragen wurden. Wolverinen gehörten zur Familie.
    Septimus fing seinen Blick auf. Verlegen zog er das Fell aus und warf es auf Feuerspeis Rücken. »Entschuldige«, sagte er.
    »Schon gut. Ich weiß, dass Leute sie tragen.« Wolfsjunge kicherte. »An der Stelle hier passiert immer was«, sagte er.
    »Ach ja?«, fragte Septimus.
    »Ja. Hier fallen immer so komische Sachen vom Himmel. Zuerst dein Bruder. Und jetzt du.«
    Septimus wusste nicht recht, ob es ihm gefiel, mit diesem speziellen Bruder verglichen zu werden. Wolfsjunge sprach von der Zeit, als

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