Septimus Heap 05 - Syren
Lehrling akzeptiert hatte, wurde dadurch etwas gedämpft, dass die Königin die Aufgabe erwähnt hatte, die Tante Zelda für eine Weile aus ihren Gedanken verbannt hatte. Langsam rollte sie das Pergament zusammen und schob es in die Röhre zurück. Dann machte sie einen Knicks und ging quer durch den Raum zum Schrank für Unbeständige Tränke und Spezialgifte. Cerys sah zu, wie sie die Tür öffnete und sich hineinzwängte.
»Zelda?«, rief Cerys.
»Ja?«, keuchte Tante Zelda und steckte mit einiger Mühe den Kopf aus dem Schrank.
»Ist es möglich, dass man einen Vergrößerungszauber isst, ohne es zu merken?«
Tante Zelda blickte verwirrt. »Ich glaube nicht«, antwortete sie. »Wieso?«
»Nur so. Kam mir eben in den Sinn. Gute Reise.«
»Oh, vielen Dank, Königin Cerys.« Und sie wuchtete die Schranktür hinter sich zu.
* 5 *
5. 412 und 409
S e ptimus war bester Dinge. Er flog Feuerspei, und von heute an konnte er ihn fliegen, wann immer er wollte. Es wurde ihm bewusst, dass es das erste Mal war, dass er mit seinem Drachen ohne Schuldgefühle und die Gewissheit losgeflogen war, dass Marcia es nicht guthieß oder sogar ausdrücklich verboten hatte.
Diesmal jedoch hatte sie ihm zum Abschied gewinkt und gelächelt. Sie hatte ihn sogar umarmt – was ein bisschen eigenartig gewesen war –, und jetzt hatte er eine lange, aufregende Reise vor sich, er allein mit seinem Drachen. Und was noch besser war, so dachte er, als er mit Feuerspei eine niedrige Nebelbank durchbrach und nach oben der Sonne entgegenflog, dass er bald all die Menschen Wiedersehen würde, die ihm am meisten bedeuteten. Na, jedenfalls fast alle. Es gab natürlich noch andere, aber es waren immerhin Jenna, Beetle, Nicko und Snorri, die weit jenseits des Meeres in einem alten Fischerschuppen auf ihn warteten, und er flog hin, um sie nach Hause zu holen.
Septimus wusste, dass ein langer Flug vor ihm lag. Er war die Strecke zwei Tage zuvor schon einmal mit Marcia, Sarah und dem schwerkranken Ephaniah Grebe geflogen, und es war nicht einfach gewesen, aber das hatte vor allem daran gelegen, dass Marcia ihm ständig, wie Sarah es ausgedrückt hatte, »besserwisserisch dreingeredet« hatte. Aber jetzt war er mit seinem Drachen allein, und er würde ihn genauso fliegen, wie er es wollte.
Und so folgte Feuerspei, über dem Nebel dahingleitend, den Biegungen und Windungen des Flusses in Richtung Port. Septimus saß in der Pilotenkuhle direkt hinter dem Nacken des Drachen und vor den breiten knochigen Schultern. Bei jedem langen, bedächtigen Flügelschlag spürte Septimus, wie sich Feuerspeis Muskeln unter den kühlen Schuppen anspannten. Er sank zurück, lehnte sich gegen den großen flachen Stachel, der unter dem Namen Pilotenstachel bekannt war, und hielt sich lässig an dem kurzen Stachel am Halsansatz des Drachen fest, der in manchen Handbüchern etwas abfällig als Panikstachel bezeichnet wurde, eigentlich aber Lenkstachel hieß, da man durch ihn jede Bewegung des Drachen spürte.
Bald überflogen sie die Stadt Port. Der Nebel hatte sich aufgelöst, und kleine weiße Wolken zogen hoch über ihnen dahin – fröhliche Wolken, wie Septimus fand. Die Sonne strahlte, und Feuerspeis grüne Schuppen schillerten in hellem Glanz. Septimus lachte laut auf. Das Leben war schön – ja, das Leben war herrlich. Er hatte die Queste überstanden, und – noch besser – er hatte sie erfolgreich überstanden, was vor ihm noch keinem Lehrling gelungen war. Und jetzt war er Oberlehrling. Er konnte es noch immer nicht fassen. Er blickte auf seine Ärmelsäume. Doch, die lila Streifen waren noch du und schimmerten in der Sonne.
Er spähte in die Tiefe. Weit unter ihm lag Port, ausgebreitet wie eine gemusterte Decke. Viele Straßen waren noch dunkel, denn die Sonne stand noch nicht hoch genug, um mit Ihren Strahlen die Straßenschluchten zwischen den Lagerhäusern zu erreichen und die Schatten zu vertreiben, aber sie beschien die alten Schieferdächer, die noch von einem nächtlichen Regenguss glitzerten. Rauch kringelte sich träge aus den Schornsteinen, und Septimus stieg der süßliche Geruch von Holzfeuer in die Nase. Es war ein schöner Morgen für einen Ausflug mit dem Drachen.
Wie eine lange weiße Schlange wand sich von Port aus eine erhöhte Straße hinaus in die Marram-Marschen: der Dammweg. Er veranlasste Feuerspei, seinem Lauf zu folgen, da er die Absicht hatte, die Marram-Marschen zu überfliegen und dann beim Doppeldünenleuchtturm Kurs
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