Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
wie die Kehrschaufel ihren Inhalt in den Küchenmüllschlucker kippte und die Kaffeekanne zwischen den schmutzigen Tellern einen Siegestanz aufführte. Sie sah der Taube nach, die über den farbenfrohen Flickenteppich der Dachgärten hinwegflog und dann den Fluss überquerte, bis sie über den Bäumen am anderen Ufer schließlich ihrem Blick entschwand.
    Doch Marcia hatte noch eine zweite Nachricht bekommen, mit der sie sich befassen musste.
    Die Zeiger der Küchenuhr (eine Bratpfanne, die Alther umfunktioniert hatte und die wegzuwerfen Marcia nicht übers Herz brachte) rückten auf Viertel vor zwölf vor, und Marcia wusste, dass sie sich sputen musste. Sie eilte mit großen Schritten ins Wohnzimmer und nahm aus dem breiten halbrunden Regal über dem Kamin eine steife Karte aus dem Palast, die an einer Kerze lehnte. Marcia erhielt nicht gern Schreiben aus dem Palast, denn in aller Regel stammten sie von Sarah Heap, die irgendwelche pingeligen Fragen zu Septimus hatte. Diese Nachricht freilich, die in aller Frühe eingetroffen war, kam nicht von Sarah Heap, war aber ebenso ärgerlich, wenn nicht noch ärgerlicher. Sie stammte von Tante Zelda und war mit einer aufdringlich dicken schwarzen Tinte geschrieben. Sie lautete:

    Marcia,
ich muss Sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Ich werde heute Mittag in den Zaubererturm kommen.
Zelda Heap
Hüterin
    Marcia warf noch einmal einen flüchtigen Blick auf die Karte und spürte den vertrauten Unmut in sich aufsteigen, der alles begleitete, was mit Tante Zelda zu tun hatte. Sie runzelte die Stirn. Drei Minuten nach zwölf hatte sie einen wichtigen Termin im Manuskriptorium. Es widersprach zwar allen ihren Prinzipien, zu einer Verabredung mit Jillie Djinn zu früh zu kommen, aber diesmal war es das wert – wenn sie sich beeilte, war sie rechtzeitig im Manuskriptorium, bevor Tante Zelda die Zaubererallee heraufgewalzt kam. Auf das sinnlose Geplapper einer weißen Hexe konnte sie heute gut und gerne verzichten – wie sie überhaupt immer auf das sinnlose Geplapper einer weißen Hexe verzichten konnte.
    Marcia warf sich ihren neuen, mit Seide gefütterten Sommerumhang aus feiner Wolle über die Schultern und rauschte aus ihren Gemächern, sehr zur Überraschung der großen lila Tür. Als sie über den Treppenabsatz zu der silbernen Wendeltreppe eilte, schloss sich die Tür ganz vorsichtig – Marcia konnte nämlich Türen, die knallten, nicht ausstehen. Die Wendeltreppe blieb ruckartig stehen und wartete höflich darauf, dass sie einstieg. Weiter unten auf der Treppe wurden etliche Gewöhnliche Zauberer mitten in der Fahrt jäh gestoppt. Sie wippten ungeduldig mit den Füßen, während weit über ihnen im zwanzigsten Stock die Außergewöhnliche Zauberin auf die Treppe trat.
    »Schnell!«, befahl Marcia der Treppe, und dann, bei dem Gedanken, Tante Zelda in die Arme zu laufen: »Notfallbetrieb!« Die Treppe wirbelte los, drehte sich mit Höchstgeschwindigkeit, und die Zauberer unten stürzten vornüber. Zwei, die es nicht mehr rechtzeitig schafften, sich am Innengeländer festzuhalten, wurden kurzerhand auf den nächsten Treppenabsatz geschleudert. Die Übrigen mussten den ganzen Weg bis zur Spitze des Turms hinauf- und dann wieder hinunterfahren, sobald Marcia in der Großen Halle ausgestiegen war. Drei Beschwerdeformulare wurden ausgefüllt und dem Zauberer vom Dienst übergeben, der sie auf den Stapel ähnlicher Beschwerden legte, die sich auf die Benutzung der Treppe durch die Außergewöhnliche Zauberin bezogen.
    Erleichtert, dass von Tante Zelda, die in ihrem bauschigen Flickenzelt immer leicht auszumachen war, noch keine Spur zu sehen war, hastete Marcia über den Hof des Zaubererturms. Als sie in den Schatten des Großen Bogens trat, dessen mit Lapislazuli verkleidete Wände vom Klappern ihrer spitzen lila Stöckelschuhe widerhallten, blickte sie nach unten auf ihre Uhr – und prallte gegen etwas Weiches und verdächtig Bauschiges.
    »Uff!«, schnaufte Tante Zelda. »Können Sie nicht aufpassen, wo Sie hinlaufen, Marcia?«
    Marcia stöhnte. »Sie sind zu früh dran«, sagte sie.
    Der helle Glockenschlag der Turmuhr im Tuchhändlerhof erklang über den Dächern.
    »Ich denke, Sie werden feststellen, dass ich pünktlich bin, Marcia«, erwiderte Tante Zelda, während die Turmuhr zwölf Mal schlug. »Ich hoffe doch, Sie haben meine Nachricht erhalten?«
    »Allerdings. Da der Botenrattendienst aber in einem skandalösen Zustand ist und einfache Zauberer sehr lange

Weitere Kostenlose Bücher