Septimus Heap 05 - Syren
brauchen, um Nachrichten durch die Marschen zu befördern, war ich bedauerlicherweise außerstande, Sie davon zu unterrichten, dass ich bereits eine Verabredung habe.«
»Na, dann ist es ja gut, dass wir uns hier über den Weg gelaufen sind«, sagte Tante Zelda.
»Finden Sie? Tja, tut mir schrecklich leid, Zelda. Ich würde liebend gern ein wenig mit Ihnen plaudern, doch ich muss mich sputen.« Marcia wollte weiter, doch Zelda, die flink auf den Beinen war, wenn sie wollte, sprang vor sie und versperrte ihr den Weg.
»Nicht so eilig, Marcia. Ich denke, Sie werden hören wollen, was ich Ihnen zu sagen habe. Es betrifft Septimus.«
Marcia seufzte. Was betraf ihn eigentlich nicht? Trotzdem blieb sie stehen und wartete ab, was Tante Zelda zu sagen hatte.
Tante Zelda zog Marcia auf die sonnenbeschienene Zaubererallee. Sie wusste, dass bei Gesprächen unter dem Großen Bogen die Stimmen weit auf den Hof des Zaubererturms hinausgetragen wurden, und sie wollte nicht, das irgendein neugieriger Zauberer mithörte – und in Tante Zeldas Augen waren alle Zauberer neugierig.
»Es ist etwas im Gang«, flüsterte Tante Zelda und hielt Marcia am Arm fest.
Marcia machte ein verdutztes Gesicht. »Irgendetwas ist immer im Gang, Zelda«, bemerkte sie.
»Spielen Sie nicht die Neunmalkluge, Marcia. Ich meine, mit Septimus.«
»Aber natürlich. Er ist allein die ganze Strecke bis zum Handelsposten geflogen. Das ist schon etwas Besonderes.«
»Aber er ist noch nicht zurück?«
Marcia verstand nicht, was es Tante Zelda anging, wo Septimus war, und hätte am liebsten geantwortet, dass er sehr wohl schon zurück sei, doch in Erinnerung an den Verhaltenskodex für Außergewöhnliche Zauberer, Paragraph 1, Absatz 3a (»Ein Außergewöhnlicher Zauberer wird niemals wissentlich die Unwahrheit sagen, auch nicht gegenüber einer Hexe«), antwortete sie einfach nur: »Nein.«
Tante Zelda lehnte sich verschwörerisch zu Marcia vor. Marcia trat einen Schritt zurück. Tante Zelda roch stark nach Kohl, Holzrauch und Marschschlamm. »Ich habe Septimus gesehen«, flüsterte sie.
»Sie haben ihn gesehen? Wo denn?«
»Ich weiß nicht, wo. Das ist ja das Dumme. Aber ich habe ihn gesehen.«
»Ach so, Sie hatten wieder mal eine Vision.«
»Sie brauchen gar nicht so hochnäsig zu tun, Marcia. Visionen gibt es. Und sie treten ein. Hören Sie zu – vor seinem Abflug habe ich etwas Schreckliches gesehen. Deshalb habe ich Barney Pot...«
»Barney Pot?«, rief Marcia aus. »Was hat denn Barney Pot damit zu tun?«
»Wenn Sie mich ständig unterbrechen, werden Sie es nie erfahren«, erwiderte Tante Zelda schnippisch und schaute sich um, als suche sie etwas. »Ach, da bist du ja, Barney. Nicht so schüchtern. Sag der Außergewöhnlichen Zauberin, was passiert ist.«
Barney Pot kam hinter Tante Zeldas ausladendem Kleid zum Vorschein. Er errötete vor Verlegenheit. Tante Zelda schob ihn nach vorn. »Nur zu, Jungchen, sag Marcia, was passiert ist. Sie wird schon nicht beißen.«
Barney war davon nicht überzeugt. »Äh ... ich ... äh«, war alles, was er herausbrachte.
Marcia seufzte ungeduldig. Sie war sehr spät dran, und einem stammelnden Barney Pot zu lauschen war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. »Tut mir leid, Zelda. Barney hat bestimmt eine faszinierende Geschichte zu erzählen, aber ich muss jetzt wirklich weiter.« Sie schüttelte die Hand ab, mit der Tante Zelda sie festhielt.
»Warten Sie, Marcia. Ich habe Barney gebeten, Septimus meinen lebenden Sicherheits-Charm zu geben.«
Marcia blieb wie angewurzelt stehen. »Um Himmels willen, Zelda! Einen lebenden Sicherheits-Charm? Sie meinen ... einen Dschinn?«
»Ja, Marcia. Das meine ich.«
»Du liebe Güte! Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Marcia war verblüfft. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie so etwas haben.«
»Betty Crackle hat ihn beschafft. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie. Die Sache ist aber die, dass Septimus ihn nicht nehmen wollte. Und gestern habe ich einen Brief von Barney erhalten.« Tante Zelda wühlte in ihren Taschen, zog einen zerknitterten Zettel hervor und drückte ihn der widerstrebenden Marcia, für deren Empfinden er verdächtig nach Drachenmist roch, in die Hand.
Den Zettel weit von sich weg haltend (nicht nur weil sie den Geruch nach Drachenmist nicht ertragen konnte, sondern auch, weil sie Zelda nicht zeigen wollte, dass sie eine Brille brauchte), las Marcia:
Liebe Frau Zelda,
ich hofe, sie bekomen das. Es tut mir ganz arg leid,
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