Septimus Heap 05 - Syren
nicht gerne vorwerfen, sie mache sich lächerlich. »Na schön, Miss Djinn, dann eben geradeheraus: Ich bin davon überzeugt, dass der Gewölbegeist es ihm verraten hat. Ich habe gehört, wie Mr. Jäger damit geprahlt hat, dass er und ... äh ...«
»Tertius Fume«, half Marcia.
»Ja, so heißt er. Dass er und Tertius Fume so zueinander stünden.« Sie legte die beiden Zeigefinger übereinander. »Er behauptete, der Geist habe ihm alle Geheimformeln verraten. Foxy – ich meine, Mr. Fox – hat ihm nicht geglaubt. Er ist für den Schrank für seltene Charms verantwortlich, und so hat er Mr. Jäger nach dem Entriegelungszauber gefragt, und Mr. Jäger kannte ihn tatsächlich. Mr. Fox war außer sich und hat Miss Djinn davon unterrichtet.«
»Und was, bitte, hat Miss Djinn dazu gesagt?«, fragte Marcia mit einem Seitenblick auf die Obermagieschreiberin.
»Soweit ich weiß, hat sie Mr. Fox beauftragt, den Schließzauber auszutauschen«, antwortete Romilly. »Mr. Jäger hat an dem Tag auch noch gesagt, dass wir uns getrost an ihn wenden sollten, wenn wir eine Frage hätten, denn er wisse sogar noch mehr als die Obermagieschreiberin.«
Jillie Djinn gab einen Laut von sich, der einem zornigen Kamel alle Ehre gemacht hätte.
Marcia sah jetzt klarer. »Haben Sie vielen Dank, Miss Badger«, sagte sie. »Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen. Ich bin mir bewusst, dass ich Sie hier in eine schwierige Lage gebracht habe, aber ich vertraue darauf, dass man Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten wird.« Sie funkelte Jillie Djinn an. »Falls doch, werden Sie im Zaubererturm jederzeit eine Anstellung finden. Ihnen einen guten Tag, Miss Djinn. Mich rufen dringende Geschäfte.«
Marcia rauschte aus dem Manuskriptorium und die Zaubererallee hinauf. Als sie durch den Großen Bogen eilte, trat eine massige Gestalt vor sie hin.
»Zelda, um Himmels willen, gehen Sie mir ...« Marcia blieb stehen. Die Gestalt unter dem schattigen Bogen war nicht Zelda Heap. Eingewickelt in eine bunte Decke stand da Zelda Heaps Großneffe, Simon Heap.
* 26 *
26. Auf Hexenart
M e rrin Meredith hatte den Fehler begangen, sich im Eingang von Larrys Laden für tote Sprachen zu verstecken. Larry hatte es nicht gern, wenn vor seiner Tür herumgelungert wurde, und war schneller draußen als eine Spinne, die in ihrem Netz das Zucken einer leckeren Fliege gespürt hat. Er war verwundert, einen Schreiber des Manuskriptoriums vorzufinden.
»Kommst du wegen einer Übersetzung?«, knurrte er.
»Hä?«, quiekte Merrin und fuhr herum.
Larry war ein bulliger rothaariger Mann, der beim Studium der toten Sprachen allzu viel Gewaltliteratur gelesen und davon einen wirren Blick bekommen hatte. »Willst du eine Übersetzung?«, wiederholte er. »Oder was?«
Merrin verstand das in seiner Aufregung als Drohung und trat rückwärts aus dem Eingang.
»Da ist er!«, kreischte Barneys Fistelstimme. »Bei Mr. Larry!«
Merrin spielte kurz mit dem Gedanken, in den Laden zu flitzen, doch Larry blockierte den Eingang nahezu komplett. Also versuchte er sein Glück und sauste ungeachtet der Gefahren, die ihn möglicherweise erwarteten, hinaus auf die Zaubererallee.
Sekunden später hing Barney Pot wie ein Terrier an seinem Umhang. Merrin versuchte, ihn abzuschütteln, doch Barney klammerte sich nur noch fester an ihn, bis ein großer Rottweiler mit Flickenmuster zur Stelle war und ihn, Merrin, packte. Merrin entfuhr ein sehr grobes Wort.
»Merrin Meredith, doch nicht vor kleinen Kindern!«
Merrin zog einen Flunsch.
Tante Zelda sah ihm in die Augen, denn sie wusste, dass er das nicht mochte. Er schaute zur Seite. »So, Merrin«, sagte sie streng. »Ich möchte keine Lügen von dir hören. Ich weiß genau, was du getan hast.«
»Gar nichts habe ich getan«, knurrte Merrin und sah überallhin, nur nicht zu Tante Zelda. »Was gibt’s denn da zu glotzen?«, schrie er. »Verschwindet!« Diese Aufforderung galt einer wachsenden Schar von Schaulustigen, von denen die meisten Tante Zelda nach ihrem Wortwechsel mit Marcia die Zaubererallee hinauf gefolgt waren. Die Schaulustigen schenkten der Aufforderung nicht die geringste Beachtung. Sie gönnten sich heute einen schönen Tag und dachten gar nicht daran, ihn sich von Merrin verderben zu lassen. Ein oder zwei machten es sich auf einer nahen Bank gemütlich.
»Jetzt hör mir mal zu, Merrin Meredith ...«
»So heiße ich nicht«, murrte Merrin.
»Natürlich heißt du so.«
»Nein.«
»Ganz gleich, wie du dich nennst,
Weitere Kostenlose Bücher