Septimus Heap 05 - Syren
entrollte sie vorsichtig auf dem Tisch. Auf der Karte waren alle versiegelten Tunneleingänge eingezeichnet – und dazu die Tunnel, die in dem Plan, den die Prüfgehilfin erhalten hatte, nicht eingetragen waren. Marcia starrte auf die Karte. Sie traute ihren Augen nicht – der Haupttunnel, der aus der Burg führte, war an beiden Enden nicht versiegelt!
Minuten später flog die Geheimtür im Bücherregal auf, und Marcia stürmte ins Manuskriptorium. Alle Schreiber schauten auf. Mit gezückten Federn, von denen unbeachtet Tinte auf ihre Schriftstücke tropfte, beobachteten sie, wie die Außergewöhnliche Zauberin zwischen den Pulten hindurcheilte und in dem schmalen, mit sieben scharfen Biegungen versehenen Gang verschwand, der in die Hermetische Kammer führte.
Aufgeregtes Gemurmel ging durch den Raum. Was würde die Obermagieschreiberin wohl dazu sagen? Niemand, nicht einmal die Außergewöhnliche Zauberin, durfte ohne ausdrückliche Erlaubnis die Hermetische Kammer betreten. Die Schreiber warteten auf das unvermeidliche Donnerwetter.
Zu ihrem Erstaunen blieb es aus. Stattdessen erschien eine nervöse Jillie Djinn im Eingang und rief: »Miss Badger, würden Sie bitte in die Kammer kommen?«
Unter mitfühlenden Blicken glitt Romilly Badger von ihrem Platz und folgte Jillie Djinn in den Gang.
»Ah, Miss Badger«, rief Marcia, als Romilly hinter der Obermagieschreiberin in die Hermetische Kammer trat.
Die Kammer war ein kleiner kreisrunder Raum, weiß getüncht und nur spärlich möbliert. An der Wand lehnte ein sehr alt aussehender Spiegel, und in der Mitte stand ein blanker Tisch. Hinter diesem Tisch suchte Jillie Djinn Zuflucht, während Marcia wie ein Panther – einer von den gefährlichen lilafarbenen – im Käfig auf und ab lief.
»Ja, Madam Overstrand?«, sagte Romilly in der festen Überzeugung, dass sie das Schicksal ihres Vorgängers teilen und fristlos entlassen werden würde.
»Miss Badger, wie ich von Miss Djinn höre, ist der Schlüssel zur Versiegelung der Eistunnelluken derzeit nicht verfügbar. Mit anderen Worten, er ist verlustig. Ist das richtig?«
»Ich ... äh ...« Romilly wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Sie war erst seit vier Tagen Prüfgehilfin und hatte aufgrund »technischer Probleme«, wie sich die Obermagieschreiberin ausgedrückt hatte, noch keinen Fuß in die Eistunnel setzen können.
»Miss Badger, haben Sie den Schlüssel seit Ihrer Ernennung überhaupt schon zu Gesicht bekommen?«, fragte Marcia weiter.
»Nein, Madam Overstrand.«
»Finden Sie das nicht merkwürdig?«
»Nun ja, ich ...« Romilly fing Jillie Djinns stechenden Blick auf und geriet ins Stocken.
»Miss Badger«, fuhr Marcia fort, »dies ist eine Angelegenheit von höchster Dringlichkeit, und ich wäre für jede Auskunft dankbar, so belanglos sie Ihnen auch erscheinen mag.«
Romilly holte tief Luft. Das war’s. In einer halben Stunde würde sie auf der Straße stehen und sich, den Federhalter des Manuskriptoriums noch in der Hand, nach einer neuen Stelle umsehen, aber sie musste wahrheitsgemäß antworten. »Es dreht sich um den neuen Schreiber, den pickligen, diesen Daniel Jäger, von dem manche Leute behaupten, dass er in Wahrheit Merrin Meredith heißt. Also, am Tag nach Beetles Entlassung – dem Tag, an dem ich zur Prüfgehilfin ernannt wurde – wollte ich mir den Schlüsselsafe ansehen – das ist der Kasten, in dem der Schlüssel aufbewahrt wird, wenn wir nicht in den Tunneln sind –, und er stand davor. Als er mich bemerkte, steckte er etwas in die Tasche und eilte davon. Ich meldete es Miss Djinn, doch sie sagte, es sei alles in Ordnung. Das habe ich geglaubt, obwohl ich den Eindruck hatte, er hatte ein schlechtes Gewissen ...« Romilly stockte erneut. Ihr war bewusst, dass sie in Jillie Djinns Augen etwas Unverzeihliches getan hatte.
Jillie Djinn funkelte sie an. »Falls Sie damit andeuten wollen«, blaffte sie, »dass Daniel Jäger den Schlüssel genommen hat, kann ich Ihnen versichern, dass das unmöglich ist. Der Kasten hat ein Zauberschloss, das nur die Obermagieschreiberin öffnen kann.«
»Es sei denn ...«, sagte Romilly.
»Ja, Miss Badger?«, fragte Marcia.
»Ich glaube, dass Mr.... äh ... Jäger möglicherweise wusste, wie man ihn öffnet.«
»Unsinn!«, rief Jillie Djinn.
»Ich halte es für möglich, dass der Gewölbegeist es ihm verraten hat«, sagte Romilly zögernd.
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich!«, wetterte Jillie Djinn.
Romilly ließ sich
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