Septimus Heap 05 - Syren
er – der Freund, nicht mein Bruder – mit meiner Lucy durchgebrannt, und jetzt sind sie an Bord eines Fischerboots, das einem gewissen Kapitän Fry gehört. Dieser Fry hat einen Papageien am Hals und die Initialen T.F.F., und er versorgt Katzenfels mit Nachschub.«
Marcia brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verdauen. »Nur damit ich das richtig verstehe: Sie wollen mir sagen, dass Tertius Fume einen Gefolgsmann hat, der zum Leuchtturm Katzenfels hinausfährt?«
»Ja. Und vor seiner Abfahrt habe ich gesehen, wie er mit Una Brakket gesprochen hat. Sie hat ihm ein Päckchen gegeben.«
»Una Brakket?« Angewidert verzog Marcia das Gesicht.
»Ja. Wie Ihnen sicher auch bekannt ist, sind weder sie noch Tertius Fume der Burg freundlich gesinnt.«
»Hmm ... Und wann ist der Gefolgsmann, dieser Kapitän Fry, in See gestochen?«
»Vor zwei Tagen. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Unterwegs bin ich von einem verheerenden Unwetter ...«
»Ja, danke«, schnitt ihm Marcia das Wort ab. »Das war sehr aufschlussreich.«
»Ja, nicht wahr? Also, wenn ich irgendetwas tun kann ...«
»Nein danke, Simon. Wenn Sie sich beeilen, erwischen Sie noch die nächste Fähre nach Port. Auf Wiedersehen.« Damit machte Marcia auf den Hacken kehrt und ging mit großen Schritten wieder die Zauberallee hinauf.
Simon setzte ernüchtert seinen Weg zur Fähre fort. Er hatte gewusst, dass er nichts erwarten durfte. Trotzdem hatte er insgeheim gehofft, Marcia würde ihn miteinbeziehen, ihn nach seiner Meinung fragen, ihm vielleicht sogar gestatten, die Nacht in der Burg zu verbringen. Sie hatte nichts davon getan, und er konnte es ihr nicht verdenken.
Marcia eilte gedankenverloren die Zaubererallee hinauf. Nach ihrem Besuch im Manuskriptorium und der überraschenden Begegnung mit Simon Heap gab es genug, worüber sie nachdenken musste. Sie war überzeugt, dass Tertius Fume etwas mit der Entsiegelung der geheimen Eistunnel zu tun hatte, und bestimmt war es auch kein Zufall, dass sein Gefolgsmann genau zur gleichen Zeit auf dem Weg zum Leuchtturm Katzenfels war. Tertius Fume führte etwas im Schilde. »Boshaftes altes Ziegengesicht«, murmelte sie vor sich hin.
Sie war so tief in Gedanken, dass sie einen großen, dünnen Mann mit einem lächerlichen gelben Hut, der ihren Weg kreuzte, übersah und mit ihm zusammenstieß. Sie purzelten beide zu Boden. Bevor sich Marcia wieder hochrappeln konnte, sah sie sich von einer Schar besorgter – und ziemlich aufgeregter – Schaulustiger umringt, die zu verblüfft waren, um ihr Hilfe anzubieten, und einfach nur dastanden und die Außergewöhnliche anglotzten, die der Länge nach auf der Zaubererallee lag. Ausnahmsweise einmal war Marcia froh, Tante Zeldas Stimme zu hören.
»Hoppla!«, sagte Tante Zelda und half Marcia auf.
»Vielen Dank, Zelda«, sagte Marcia, klopfte sich den Schmutz von ihrem neuen Umhang und funkelte in die Menge. »Habt ihr kein Zuhause?«, bellte sie die Leute an. Beschämt trollten sie sich, um ihre Geschichten Angehörigen und Freunden zu erzählen. (Diese Geschichten bildeten den Ursprung der Legende vom geheimnisvollen und mächtigen gelben Zauberer, der nach einem heroischen Kampf mit der Außergewöhnlichen Zauberin ohnmächtig in der Zaubererallee lag und von einem kleinen heldenhaften Jungen gefangen genommen wurde.)
Sobald sich die Menge zerstreut hatte, bot sich Marcia ein wunderlicher Anblick. Ein seltsam aussehender Mann, der einen der merkwürdigsten Hüte trug, die sie je gesehen hatte – und Marcia hatte in ihrem Leben schon einige Hüte gesehen –, lag auf dem Boden und versuchte gerade aufzustehen, konnte aber nicht, weil Barney Pot auf seinen beiden Fußknöcheln kniete.
»Wir haben ihn!«, rief Tante Zelda triumphierend. »Gut gemacht, Barney!«
Barney grinste. Er liebte die Dame im Zelt. Noch nie hatte er so viel Spaß gehabt, in seinem ganzen Leben nicht. Gemeinsam hatten sie den Bananenmann durch die Gassen und Geschäfte verfolgt, und Barney hatte ihn keine Sekunde aus den Augen verloren. Und jetzt hatten sie ihn gefangen – und obendrein die Außergewöhnliche Zauberin gerettet.
»Los, Marcia«, sagte Tante Zelda, die wusste, wie man einen Dschinn dingfest machte. »Sie packen ihn am einen Arm, ich am anderen – das wird ihm nicht gefallen. Sie haben doch noch eine versiegelte Zelle im Zaubererturm, oder?«
»Schon, aber meine Güte, Zelda, was hat das alles zu bedeuten?«
»Marcia, packen Sie ihn am Arm. Das ist der entwischte
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