Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
den Häusern ein. Auf einem alten, halb von Efeu überwucherten Schild stand der Name: SCHMALHANSGASSE. Sie fädelten sich, mit den Mänteln immer wieder an den rauen Backsteinen hängen bleibend, durch das Häuserlabyrinth hinter der Schlangenhelling. Auf dem Teppich aus altem Laub und Moos, gelegentlich mit weichen Haufen durchsetzt, die kleine tote Tiere waren, verursachten ihre Schritte keinen Lärm. Septimus kam sich selbst wie ein kleines Tier vor, dass durch seinen unterirdischen Bau schlüpfte. In der Hoffnung, Sterne zu sehen, blickte er immer wieder nach oben. Doch in der mondlosen Nacht bedeckten nur schneebeladene Wolken den Himmel. Ein- oder zweimal glaubte er, einen Stern auszumachen, doch sobald er um die nächste Ecke bog, verschwand er hinter den dunklen Umrissen eines Schornsteins oder der Krümmung einer Dachkante. Der beruhigende Schimmer seines Drachenrings war das einzige Licht, und so hielt er im Gehen die rechte Hand vor sich her.
    Je tiefer sie in das Labyrinth vordrangen, desto schmaler wurden die Schlüfte, mitunter so schmal, dass sie seitwärts gehen und sich zwischen hoch aufragenden Mauern hindurchzwängen mussten. Septimus fürchtete, zwischen den Wänden platt gedrückt zu werden wie die Pflanzen, die Sarah Heap zwischen den Seiten ihres Kräuterbuchs trocknete. Er sehnte sich danach, die Arme nach allen Seiten ausbreiten zu können, ohne sich die Fingerknöchel an Ziegelwänden zu stoßen, ungehindert in jede Richtung laufen zu können, anstatt wie ein Krebs zwischen Steinen zu kriechen. Bei jedem Schritt hatte er das Gefühl, immer tiefer in eine Falle zu geraten, aus der es kein Entrinnen gab.
    Nach einer Weile versuchte Septimus, die beklemmenden Mauern zu vergessen, und hielt nach brennenden Kerzen in den Fenstern Ausschau. Doch es gab kaum Fenster, nur kahle, hohe Steinwände auf beiden Seiten, und nur wenige Menschen hatten ein Fenster in eine Wand gebrochen, durch das man lediglich auf eine andere Wand blickte, die kaum eine Armlänge entfernt war. Doch ein- oder zweimal entdeckte er weit oben den Schein einer Kerze, der auf die Hauswand gegenüber fiel, und seine Laune hellte sich etwas auf.
    Schließlich bogen sie hinter Marcellus in eine breitere Schluft ein, und der Alchimist hob warnend die Hand. Sie blieben stehen. Am Ausgang der Schluft lag eine schwarze Nebelbank – sie hatten den Rand des Dunkelfelds erreicht.
    Jenna und Septimus tauschten ängstliche Blicke.
    »Lehrling«, sagte Marcellus, »es wird Zeit, dass du deine Zunderbüchse öffnest.«
    Neugierig beobachtete Jenna, wie Septimus eine zerbeulte Dose aus der Tasche zog und den Deckel abnahm. Sie sah, dass er etwas herausnahm, doch was es war, konnte sie nicht erkennen. Er murmelte ein paar seltsame Worte, die sie nicht verstand, und warf dann die Hände in die Luft. Sie hatte den Eindruck, dass etwas ganz langsam auf ihn herabschwebte und sich über ihn legte, aber sie war sich nicht sicher. Septimus sah nicht anders aus als zuvor. Ja, das Ganze kam ihr eher wie eine Pantomime vor – wie die Übungen, die sie im Schauspielunterricht im Kleinen Theater hatten machen müssen und die sie immer ziemlich peinlich gefunden hatte.
    Doch Marcellus und Septimus schienen zufrieden, und so nahm Jenna an, dass etwas geschehen war. Und dann fiel ihr doch eine Veränderung an Septimus auf. Das Licht, das sein Drachenring verströmte, kam ihr irgendwie matter vor, so als hätte sich ein dünner Schleier darübergelegt. Und dann, als sie Septimus ins Gesicht sah und seinen Blick aufzufangen versuchte, fiel ihr auf, dass sie ihn nicht richtig zu fassen bekam. Septimus war da – und doch auch wieder nicht. Irritiert wich sie zurück. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass Septimus in einer Welt lebte, die sie nie ganz verstehen würde.
    Marcellus musterte seine beiden Schützlinge. Soweit er es beurteilen konnte, waren sie so gut wie nur irgend möglich gewappnet. Und nun würden sie die Probe aufs Exempel machen müssen – es wurde Zeit, das Dunkelfeld zu betreten. Er führte sie zum Ende des Durchgangs, blieb so dicht vor dem sich vorbeiwälzenden Nebel stehen, dass sie ihn mit ausgestreckten Händen hätten berühren können, und sagte: »Ich gehe voraus, und ihr kommt zusammen nach. Geht in gleichmäßigem Tempo und atmet ruhig. Bewahrt einen kühlen Kopf, denn das Dunkelfeld wird versuchen, euch mit Gedanken an Menschen, die ihr einmal geliebt habt, vom Weg abzubringen. Lasst euch davon nicht beeinflussen und vor allem,

Weitere Kostenlose Bücher