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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Mantels.
    In dieser Schreckensnacht gab es in der Burg niemanden, der sich auch nur annähernd so unbeschwert durch den schwarzen Nebel bewegte wie Jenna. Ihre Freude, Sarah wohlbehalten gefunden zu haben, überstrahlte alles andere. Das Dunkelfeld und das unvermittelte, verdächtige Auftauchen Simons kümmerten sie wenig. Sie hatte ihre Mom wieder, und das war die Hauptsache.
    Und alle Wege, die sie sich vor vielen Jahren für die Prüfung »Wie finde ich mich außerhalb der Anwanden zurecht?« eingeprägt hatte, führten genau dorthin, wo sie jetzt hinwollte: zu der großen roten Tür in der Hin-und-Zurück-Straße.

* 34 *
    34.  Die grosse rote Tür

    D a s Dunkelfeld endete an den Anwanden.
    Langsam war es schwächer geworden. Als Erstes hatten sie wieder Donners Hufschläge gehört, anfangs noch gedämpft und wie von fern, doch mit jedem Schritt lauter und deutlicher. Verschwommene Schatten nahmen erkennbare Formen an – zunächst hörte, dann sah Lucy den zerquetschten Schuh Marcellus Pyes. Aber dass sie die Grenze erreicht hatten, wussten sie erst, als sie in einiger Entfernung den Schimmer eines Binsenlichts ausmachen konnten. Der schwarze Nebel lichtete sich, und sie stellten fest, dass sie sich in einer Gasse unweit von Ma Custards Süßwarenladen befanden. Es war, als wäre ihnen eine schwere Last von den Schultern genommen. Sie tauschten gespannte Blicke – Simon Heap sahen allerdings nur Lucy und Sarah in die Augen. Niemand sprach ein Wort.
    Endlich dem schwarzen Nebel entronnen, schnaubte Donner und zerrte an dem Strick, an dem ihn Jenna hielt. Sie ließ ihn los, und als er geräuschvoll nach hinten an die Seite seines Herrn drängte, sah sie zu ihrer Überraschung, dass sich eine Ratte an seine Mähne klammerte.
    »Stanley?«, fragte sie, aber Stanley antwortete nicht. Er hatte die Augen zugekniffen und murmelte etwas, was sich wie »du dumme, dumme Ratte« anhörte. Jenna fand, dass er nicht glücklich aussah.
    Marcellus schaute sich nervös um. Am Rand eines Dunkelfelds war man keineswegs sicher. Hier patrouillierten die Gespenster, die unablässig seine Grenzen erweiterten und das Feld nach außen zogen. Er legte einen Finger auf die Lippen, und wie immer, wenn er nervös war, verfiel er in seine altertümliche Sprache, als er Jenna flüsternd fragte: »Und jetzo, Prinzessin? Wohin?«
    Jenna deutete auf das einsame Binsenlicht, das den Eingang zu den Anwanden erhellte, zu dem sie wollte – ein baufälliger Torbogen, überwuchert mit Efeu und einer lila blühenden Pflanze, die in der Burg aus ungepflegten Mauern spross. Natürlich trug sie jetzt, mitten im Winter, keine lila Blüten mehr, aber ihre holzigen Zweige hingen weit herab und streiften ihre Köpfe, als die Gruppe durch den alten Steinbogen in die Stille der Anwanden trat.
    Septimus schickte seinen Dunkelschleier eilends in die Zunderbüchse zurück, indem er leise die Worte »Bah Knad, ettib erhek mieh« murmelte. Der Schleier faltete sich so dünn zusammen wie ein Stück Seidenpapier. Septimus drückte den Deckel fest auf die Dose und steckte sie zurück in seine tiefste Tasche, in der sich auch der kostbare Schlüssel zu Verlies Nummer Eins befand.
    »Ich lege einen Schutzschirm über den Torbogen«, sagte er. »Das wird die Dunkelheit etwas länger draußen halten.«
    Marcellus erhob Einspruch. »Nein, Lehrling. Wir dürfen keinen Hinweis darauf geben, dass wir diesen Weg genommen haben. Wir müssen alles so lassen, wie wir es vorgefunden haben.«
    Nun, da das Dunkelfeld hinter ihnen lag, zerfiel die Gruppe in ihre natürlichen Bündnisse, und das bedeutete, dass Septimus und Simon größtmöglichen Abstand voneinander hielten. Marcellus und Septimus gingen voraus. Simon, von Lucy und Sarah in die Mitte genommen, blieb zurück und machte viel Aufhebens um Donner, um die Verlegenheit zu verbergen, die er Jenna und Septimus gegenüber empfand. Jenna lief zwischen den beiden Gruppen hin und her wie ein Magnet, angezogen von ihrer Mutter und abgestoßen von Simon. Schließlich, nachdem sie zweimal falsch abgebogen waren, begab sie sich nach vorn zu Marcellus und Septimus und übernahm wieder die Führung.
    In dieser Nacht hatten die Anwanden etwas Beklemmendes. Normalerweise herrschte hier in der Längsten Nacht eine fröhliche Stimmung. Die Türen standen weit offen und ermöglichten einen Blick in einladende, von Kerzenlicht erstrahlende Räume mit festlich gedeckten Tischen, auf denen sich Köstlichkeiten vom Händlermarkt türmten.

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